Die Nationalgarde veranstaltet in den Sümpfen Louisianas eine Militärübung. Mit von der Partie sind auch acht Reservisten, die von einem Sergeant begleitet durch die nassen Wälder ziehen. Hier sind sie jedoch nicht allein, denn das ist auch das Gebiet der Cajuns, Nachfahren der im 18. Jahrhundert aus Kanada vertriebenen Franzosen. Nachdem der Reservetrupp den eigentlich friedlich und zurückgezogen lebenden Sumpfbewohnern zwei Boote entwendet und dann auch noch aus Spaß mit Platzpatronen auf sie schießt, wird der eigentlich entspannte Trip zur Katastrophe. Die zusammengewürfelte Truppe muss nun irgendwie zusammenhalten und einen Ausweg finden, doch keiner kennt das Gebiet besser als die Cajuns…
Ein kommerzieller Flop mit Vorgeschichte
Als Die letzten Amerikaner 1981 in die Kinos kam, war Walter Hill zwar noch nicht einmal zehn Jahre im Filmbusiness tätig, hatte sich zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits mit wenigen ikonischen Werken sowohl als Drehbuchautor, als Produzent und auch als Regisseur einen Namen gemacht. Angefangen als Regieassistent schrieb er schnell Drehbücher für die ganz großen Hollywoodregisseure, wie etwa John Huston (Der Mackintosh-Mann) oder Sam Peckinpah (Magnum Heat). Außerdem hatte er bereits zwei Jahre vor Die letzten Amerikaner nicht nur mit The Warriors bei einem Film Regie geführt, der eine ganze Generation prägte, sondern war auch Produzent beim Startschuss einer Reihe, die ein ganzes Genre prägte: Alien. Die Erwartungen an seine fünfte Regiearbeit waren also nicht gerade gering, entsprechend enttäuschend war am Ende das Einspielergebnis des hier vorliegenden Films, welcher an den Kinokassen so schlecht wie kaum ein anderer Film in Hills Karriere abschneiden sollte. Doch woran mag das gelegen haben, schließlich ähnelt der Film auf dem Papier einem Werk, welches keine zehn Jahre zuvor sowohl bei Kritikern als auch beim Publikum große Erfolge feierte…
Die Prämisse von Hills Film erinnert nämlich recht stark an den 1972 erschienenen Abenteuer-/Survivalfilm Beim Sterben ist jeder der Erste von John Boorman. Hierin treffen vier Großstädter bei einem Trip in die Wildnis ebenfalls auf Einheimische (im Film und Presstexten auch oft als Hinterwäldler, Hillbillys und Rednecks tituliert) und geraten mit diesen in einen handfesten und blutigen Konflikt. Wie auch Boormans Werk übt Hills Film deutliche Kritik an der Ignoranz der vermeintlich zivilisierten Großstädter, die die Wildnis und ihre Bewohner überheblich belächeln und dafür die Quittung bekommen. Natürlich schwingt hierbei auch immer etwas (Vietnam)Kriegsparabel und Militärkritik mit. Hills Handschrift wird auch hier schon deutlich, neben der bereits erwähnten Gesellschaftskritik erzählt er seine Figuren sehr psychologisch: Wie auch in späteren Werken wirft er ein oder mehrere (meist) Männer in eine Situation die ihm/ihnen alles abverlangt und nicht nur die guten Charakterzüge zum Vorschein kommen lässt. Im Vergleich mit dem zugegeben brillanten Deliverance (so der Originaltitel von Beim Sterben ist jeder der Erste) verliert Hills Film zwar, muss sich aber keineswegs verstecken. Das liegt vor allem neben der gelungenen Inszenierung und der schönen Bebilderung der faszinierenden Sumpflandschaft an zwei Dingen: dem Cast und der Musik.
Über die Entstehung von Gewalt
Letztere wird dabei von Hills ehemaligem Mitarbeiter und anschließenden Stamm-Komponisten Ry Cooder beigesteuert. Seine schleppenden Gitarrenklänge sind die perfekte Untermalung für sowohl die entschleunigte Landschaft als auch für die in Bedrängnis geratenen Charaktere. Diese werden indes von einigen durchaus bekannten Gesichtern verkörpert. Teil des Militärtrupps ist unter anderem Keith Carradine, seines Zeichens Sohn von John Carradine (Früchte des Zorns) und Bruder von David Carradine (Kill Bill). Außerdem mit von der Partie sind Powers Boothe, T.K. Carter und Fred „Remo“ Ward. Auf Seiten der Cajuns mimt Brion James (Blade Runner) den Anführer. Gerade das Zusammenspiel bzw. die zu Tage tretenden Konflikte innerhalb der Reservisten sorgen für eine zusätzliche Spannung innerhalb der schon angespannten Situation und öffnen eine weitere psychologische Ebene, in der Hill die Entstehung von Gewalt und die mitunter fragwürdigen militärischen Strukturen reflektiert.
Das Mediabook von Turbine lässt wie so oft keine Wünsche offen. Neben einem gelungenen Artwork, einem lesenswerten Booklet und diversen Extras überzeugt auch die Bild- und Tonqualität der Discs.
OT: „Southern Comfort“
Land: USA
Jahr: 1981
Regie: Walter Hill
Drehbuch: Michael Kane, Walter Hill, David Giler
Musik: Ry Cooder
Kamera: Andrew Laszlo
Besetzung: Keith Carradine, Powers Boothe, Fred Ward, Franklyn Seales, T.K. Carter, Lewis Smith
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