Thailand, Juni 2018: Eigentlich wollen die zwölf Jungs und ihr Fußballtrainer nur ein wenig Spaß haben, als sie sich auf den Weg zur Tham Luang Höhle machen. Zum Spaßen ist ihnen bald aber schon nicht mehr zumute: Der einsetzende Monsun-Regen flutet die Höhle und schneidet ihnen dabei den Rückweg ab. Zum Tauchen ist der Weg zu weit, zumal einige von ihnen nicht schwimmen können. Aber auch die Rettungskräfte sind machtlos angesichts der strömenden Wassermassen und der Unsicherheit, in welchem Teil der Höhle sie überhaupt nach den Vermissten suchen müssen. Erst den im Rahmen einer weltweiten Hilfesuche herbeigeeilten britischen Tauchern John Volanthen (Colin Farrell) und Rick Stanton (Viggo Mortensen) gelingt es, zu den dreizehn vorzudringen. Doch die Euphorie währt nur kurz. Wie sollen sie die Leute wieder herausbringen, wenn selbst erfahrene Taucher an der Aufgabe scheitern?
Eine Rettungsaktion geht um die Welt
Die Rettungsaktion der Fußballmannschaft im Sommer 2018 aus einer Höhle in Thailand gehört nicht nur zu den spektakulärsten der letzten Jahre. Sie gehört auch zu den in den Medien meist behandelten. Die ganze Welt zitterte damals mit, ob es gelingen wird, sie aus ihrem überfluteten Gefängnis zu befreien. Diverse Kino- und Fernsehprojekte griffen das Thema auch auf. So erschien bereits 2019 ein thailändischer Kinofilm namens The Cave. 2021 folgte die Dokumentation The Rescue. Dass irgendwann auch Hollywood folgen würde, überrascht da nicht wirklich. Zwar ist Dreizehn Leben entgegen ursprünglicher Pläne bei uns nicht auf der großen Leinwand zu sehen, sondern wird exklusiv bei Amazon Prime Video veröffentlicht. Dafür gibt es eine ganze Reihe großer Namen.
Die beiden Aushängeschilder sind dabei natürlich die Stars Viggo Mortensen (Der Herr der Ringe) und Colin Farrell (The Batman), die als Taucher zu Helden werden. Unterstützt werden sie im Ensemble von Joel Edgerton und Tom Bateman. Und auch hinter der Kamera wartet Prominenz. So führte Oscar-Preisträger Ron Howard (A Beautiful Mind) Regie. Das lässt sich einerseits sehr gut zu Werbezwecken verwenden. Gleichzeitig ist es immer eine Sache, wenn Leute Heldengeschichten erzählen, die eigentlich einem anderen Land gehören. Überhaupt ist Dreizehn Leben natürlich dazu prädestiniert, ein Beispiel für das inzwischen weitestgehend verpönte White-Savior-Syndrom zu sein, demzufolge immer weiße Menschen andere retten müssen, weil die es nicht selbst hinbekommen.
Die unbekannten Vermissten
Hier ist die Situation ein wenig anders, da es tatsächlich die britischen Taucher waren, ohne die keine Rettungsaktion möglich gewesen wäre. Die Geschichte war also schon vorgegeben. Außerdem versuchten Howard und Drehbuchautor William Nicholson (Wer wir sind und wer wir waren) dieser Einseitigkeit entgegenzuwirken, indem auch die Einheimischen immer wieder im Mittelpunkt stehen, seien es die Vermissten, deren Angehörigen oder auch Soldaten. Allzu viel sollte man davon aber nicht erwarten. Während unsere ausländischen Helden auch aufgrund der bekannten Gesichter Wiedererkennungswert haben, kann der Film mit den Thailändern und Thailänderinnen nicht viel anfangen. Dreizehn Leben führt lauter Figuren zusammen, ohne über diese etwas zu sagen.
Irritierend ist das vor allem bei den dreizehn Eingeschlossenen. Üblicherweise wird bei Katastrophenfilmen erst viel Zeit verwendet, um die Personen vorzustellen, damit das Publikum auch richtig mitfiebern kann. Siehe etwa der Klassiker Die Höllenfahrt der Poseidon. Schließlich braucht es einen Anlass, um jemandem die Daumen zu drücken. Bei Dreizehn Leben ging man aber wohl davon aus, dass dies nicht nötig ist und die Tat für sich spricht. So erfahren wir zwar einiges über den Ablauf der Rettungsaktion, vor allem über den unglaublichen Plan, den sie ausheckten, um das Unmögliche möglich zu machen. Wir wissen aber nicht, für wen das alles gemacht wurde – was ein bisschen zu einer Schere führt zwischen dem Anspruch, dass jeder einzelne wichtig ist, und dem Ergebnis.
Sehenswert, aber nur solide
Sehenswert ist das Ergebnis letzten Endes schon. Zwar hat der Ausflug in die Höhle keine vergleichbar klaustrophobische Wirkung wie etwa The Cave – Bis zum letzten Atemzug. Dafür sind die Szenen der Rettungsaktion dann doch im Gesamtverhältnis zu kurz. Stimmungsvolle Aufnahmen finden sich aber schon dabei. Und natürlich ist die Geschichte um die waghalsige Aktion so beeindruckend, dass sie allein schon Grund genug ist, mehr erfahren zu wollen. Dreizehn Leben ist am Ende jedoch nicht mehr als solide. Das Abenteuer wird einfach nicht so packend, wie es angesichts der Vorlage eigentlich sein sollte, weil es uns nicht nah genug an die Menschen heranlässt. Die hohen Erwartungen, die man bei dem Thema und dem Team haben durfte, werden nur teilweise erfüllt.
OT: „Thirteen Lives“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Ron Howard
Drehbuch: William Nicholson
Musik: Benjamin Wallisch
Kamera: Sayombhu Mukdeeprom
Besetzung: Viggo Mortensen, Colin Farrell, Joel Edgerton, Tom Bateman, Sukollawat Kanarot, Thiraphat Sajakul, Sahajak Boonthanakit, Vithaya Pansringarm
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