Ich habe gerade meinen Vater getötet I Just Killed My Dad Netflix
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Ich habe gerade meinen Vater getötet

Ich habe gerade meinen Vater getötet I Just Killed My Dad Netflix
„Ich habe gerade meinen Vater getötet“ // Deutschland-Start: 9. August 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

True Crime Dokus gehören bekanntlich zu den festen Bestandteilen des Netflix-Sortiments. Fast jede Woche erscheint bei dem Streamingdienst ein Film oder eine Serie, wo ein reales Verbrechen zugrunde liegt. Dabei gibt es durchaus verschiedene Richtungen innerhalb dieses Segments. Während die einen stärker den Mystery-Teil betonen und das Publikum miträtseln lassen, was die Lösung nun ist – etwa bei Dig Deeper: Das Verschwinden von Birgit Meier –, da setzen andere vor allem auf eine stärkere Emotionalität. Die brutalen Misshandlungen in Der Fall Gabriel Fernandez oder auch Don’t F**k with Cats – Die Jagd nach einem Internet-Killer zielen darauf ab, dass die Zuschauer und Zuschauerinnen möglichst viel mitfühlen sollen. Da geht es weniger um Information, sondern den Schockmoment.

Die Suche nach dem Motiv

Die Serie Ich habe gerade meinen Vater getötet stellt nun eine Mischform dieser beiden Richtungen dar. Anfangs dürften sich manche an Das Motiv erinnert fühlen. Auch dort griff zu Beginn ein Minderjähriger zur Waffe und tötete die Familie. Die Serie versuchte, gemäß dem Titel, herauszuarbeiten, warum der Junge diese Tat begangen hat. Bei dem 17-jährigen Anthony Templet, der 2019 seinen Vater erschoss, ist das ganz ähnlich. Zunächst sind sie hier alle ratlos, ob nun die Polizei, die anderen beteiligten Behörden oder auch die Leute daheim vor den Bildschirmen. Niemand versteht es so wenig. Als kurze Zeit später die Geschichte eine überraschende Wendung nimmt, scheint die Marschrichtung endgültig klar zu sein: Hier soll drei Folgen lang gerätselt werden, was den Jugendlichen dazu verleitet haben könnte.

Die Antwort wird jedoch so früh geliefert, dass das eigentlich schon kein Spoiler mehr ist. Die Lösung: Anthony wurde zuvor misshandelt, vermutlich viele Jahre lang. Danach wird dann zwar eine Zeit lang noch so getan, als gäbe es vielleicht doch noch offene Fragen. Was wenn er doch nicht misshandelt wurde? Aber letztendlich ist das Augenwischerei und ein doch recht offensichtlicher Versuch, alles noch ein bisschen hinauszuzögern. Obwohl Ich habe gerade meinen Vater getötet mit einer Gesamtlaufzeit von rund zwei Stunden recht kurz ist für eine Serie, strapaziert sie doch die Geduld. Wem es allein auf die Fakten ankommt, dem wird das hier viel zu lange dauern, bis Regisseurin Skye Borgman (Das Mädchen auf dem Bild) mal auf den Punkt kommt.

Die Frage nach der Schuld

Wobei Ich habe gerade meinen Vater getötet selbst nach der Aufklärung noch inhaltliche Punkte anbietet, über die es sich zu reden lohnt. Genauer geht es nicht um die Frage, was und warum Anthony getan hat. Stattdessen wird darüber diskutiert, wie das Ganze zu bewerten ist – moralisch wie juristisch. Auch an der Stelle lässt sich Borgman recht viel Zeit. Immer wieder melden sich die unterschiedlichsten Leute mittel Talking-Head-Interview zu Wort, um ihre Meinung mitzuteilen, was ihrer Ansicht nach das gerechte Urteil wäre, wobei von Freispruch bis zu lebenslänglich alles dabei ist, was das Gesetzbuch so hergibt. Das Publikum erhält auf diese Weise gleich noch ein paar Einsichten in das US-amerikanische Justizsystem, welches selbst immer wieder für Schockmomente gut ist.

Sehenswert ist die Doku dann auch in erster Linie, weil sie zwei grundsätzliche Fragen anspricht. Wie viel Schlimmes muss geschehen, damit ein Mensch einen anderen Menschen tötet? Wie viel Eigenverantwortung und damit Schuld hat der Täter bzw. die Täterin in diesem Fall? Sonderlich in die Tiefe geht Ich habe gerade meinen Vater getötet dabei aber nicht. Solche True-Crime-Dokumentationen setzen bekanntlich oft eher auf plakative Emotionalität als auf tiefgründige Auseinandersetzungen. Da ist diese keine Ausnahme. Wem das reicht, der findet hier eine tragische Familiengeschichte, die sicher so manchen zu Herzen gehen wird und zudem ein Appell ist, Missbrauch innerhalb der Familie stärker zu verfolgen.

Credits

OT: „I Just Killed My Dad“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Skye Borgman
Musik: Jasha Klebe
Kamera: Michael Nelson

Bilder

Trailer

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Ich habe gerade meinen Vater getötet
Fazit
„Ich habe gerade meinen Vater getötet“ beginnt als Mystery True Crime Doku, wenn das Publikum darüber rätseln darf, warum ein Jugendlicher seinen Vater erschossen hat. Insgesamt handelt die Serie aber in erster Linie von einer tragischen Familiengeschichte und der Frage, wie das juristisch zu bewerten ist.
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