Die Begeisterung von Lukas Laim (Max Simonischek) hält sich in Grenzen, als er seiner verstorbenen Mutter zuliebe eine Wahlkampfveranstaltung von Maximilian Kronberger (Thomas Loibl) besucht, der mit ausländerfeindlichen Parolen und strammen Anti-Abtreibungssprüchen um die Gunst der Wähler und Wählerinnen buhlt. Immerhin lernt er dadurch Anna Jacobi (Marie Leuenberger) kennen, die sein Interesse zu erwidern scheint. Noch bevor er dazu kommt, dieser Begegnung nachzugehen, muss der Polizist jedoch zurück zum Dienst. Ausgerechnet die Tochter von Kronberger ist verschwunden. Doch weshalb? Ist sie entführt worden oder freiwillig abgehauen? Während Laim noch versucht, sich vor dem Fall zu drücken, wird die die Leiche einer jungen Frau gefunden …
Ein seltener Krimigast
Die ZDF-Krimireihe um den Münchner Polizisten Lukas Laim gehört nicht gerade zu den produktivsten Beispielen deutscher Fernsehunterhaltung. Mehr als zehn Jahre ist es mittlerweile her, dass diese mit Die Tote ohne Alibi an den Start ging. Erst fünf Jahre später folgte der zweite Teil. Inzwischen ist man zwar ein bisschen mehr dahinter, dass die Reihe auch wirklich ihren Namen verdient und das Publikum sie nicht aufgrund der zu langen Pausen zwischendurch immer wieder vergisst. Es wird wohl auch bereits an weiteren Teilen gewerkelt. Dennoch ist die Zahl der Einsätze bislang noch überschaubar. Mit Laim und das Hasenherz wird jetzt gerade mal der fünfte Film ausgestrahlt. Da haben andere in derselben Zeit das Doppelte oder Dreifache geschafft.
Das ist schon irgendwie schade. Denn auch wenn es nicht gerade einen Mangel an deutschen Krimis gibt, jede Woche im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ein bis zwei Dutzend gesendet werden, Lukas Laim ist schon ein wenig anders. Es ist vor allem die Figur selbst, die aus dem Gros der Produktionen hervorsticht. Der Polizist ist eine Mischung aus einsamer Wolf und Frauenliebling, hat dabei aber eine dunkle und zynische Seite. Das mag zwar nicht richtig originell sein, funktioniert in der Darstellung von Max Simonischek (Trügerische Sicherheit, Desaster) aber ziemlich gut. Bei Laim und das Hasenherz darf er nicht nur die Schwäche für Frauen ausspielen, die seine Figur mitbringt, sondern sich auch mit dem rechtspopulistischen Politiker reiben, der sich nach außen hin als moralische Instanz inszeniert, während es hinter der Fassade ziemlich finster aussieht.
Nicht originell, aber atmosphärisch
Auch das ist keine besonders kreative Figurenzeichnung. Man begnügte sich bei dem Politiker, dessen Tochter plötzlich verschwunden ist, nur mit den üblichen Klischees. Als Feindbild klappt das natürlich, zumal auch Thomas Loibl versteht, wie so jemand zu spielen ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass man sich an den Populisten über den Abspann hinaus erinnern wird, ist aber ziemlich gering. Überhaupt ist Laim und das Hasenherz kein übermäßig erinnerungswürdiger Film. Das Drehbuchduo Catharina Steiner und Scott Perlman tat nur das Nötigste, auch in kriminologischer Hinsicht. Rätselfans bekommen hier relativ wenig zu tun, da die Hintergründe des Vermisstenfalls früh verraten werden. Und selbst wenn dies nicht geschehen wäre, es fehlt in dem Film eine Alternative, weshalb man quasi zwangsläufig auf die Lösung kommt.
Das mag jetzt alles ziemlich abschreckend klingen. Insgesamt ist Laim und das Hasenherz aber durchaus passabel. Selbst wenn inhaltlich nur das Nötigste getan wird, tragen die besagten schauspielerischen Leistungen doch enorm zum Sehvergnügen bei. Und auch die grundsätzlich düstere Stimmung, die trotz des gemeinsamen Settings so gar nichts mit dem kurz zuvor ausgestrahlten München Mord: Schwarze Rosen gemeinsam hat, zeichnet den Film aus. Da zudem die Abtreibungsthematik eine ist, die im deutschen Fernsehen wirklich selten angesprochen wird, kann man hier schon mal einen Blick riskieren. Die ganz große Spannung mag nicht aufkommen, atmosphärisch passt es hingegen.
OT: „Laim und das Hasenherz“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Michael Schneider
Drehbuch: Catharina Steiner, Scott Perlman
Musik: Dirk Leupolz
Kamera: Andreas Zickgraf
Besetzung: Max Simonischek, Gerhard Wittmann, Heinz-Josef Braun, Marie Leuenberger, Adina Vetter, Thomas Loibl, Martin Brambach, Stefan Merki
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