Light and Magic Disney+
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Light & Magic

Light and Magic Disney+
„Light & Magic“ // Deutschland-Start: 27. Juli 2022 (Disney+)

Inhalt / Kritik

Was wäre Hollywood, was wäre die Filmindustrie ohne Spezialeffekte? Wie selbstverständlich nehmen wir es heute hin, dass auf der Kinoleinwand Menschen von Dinosauriern verfolgt werden, sich Raumschiffe spektakuläre Schlachten liefern oder Superhelden gegen ganze Armeen fantastischer Kreaturen antreten. Doch nichts davon wäre möglich ohne die ständige Weiterentwicklung visueller Effekte. Und wenn man als Filmfan an Spezialeffekte denkt, kommt einem ein Name natürlich als erstes in den Sinn: Industrial Light & Magic. George Lucas gründete die Firma 1975, um seine kühne Vision von Star Wars Wirklichkeit werden zu lassen. 47 Jahre später gehört ILM immer noch zu den Spitzenreitern im Bereich der visuellen Effekte, wie jüngst Projekte wie Jurassic World: Ein neues Zeitalter oder Doctor Strange in the Multiverse of Madness gezeigt haben. Nun hat Lawrence Kasdan – Drehbuchautor von Jäger des verlorenen Schatzes und Das Imperium schlägt zurück sowie Regisseur von Heißblütig – Kaltblütig und Wyatt Earp – Das Leben einer Legende – die sechsteilige Dokumentation Light & Magic gedreht, die die Geschichte der Firma von ihren Anfängen in den Siebzigern bis in die Gegenwart nachzeichnet.

Blick hinter die Kulissen

Als enger Vertrauter von Lucasfilm und ILM konnte Kasdan dabei auf deren volle Kooperation setzen und bekam nicht nur jede relevante Person vor die Kamera, die jemals für ILM gearbeitet hat, sondern auch vollen Zugang zu den Lucasfilm-Archiven. Das zeigt sich an den zahlreichen Hinter-den-Kulissen-Aufnahmen von Dreharbeiten, Konzeptzeichnungen und alten Interviews, die in die Dokumentation eingestreut sind und diese zu einem Fest für Filminteressierte machen. Auch ein brandneues Interview mit George Lucas darf natürlich nicht fehlen. Während es in den ersten drei Episoden um die zum Teil wilden Anfänge von ILM und die Arbeit an Star Wars und Das Imperium schlägt zurück geht, widmen sich die späteren Folgen den Achtziger Jahren, der digitalen Revolution und schließlich auch noch kurz den neuesten Entwicklungen, die zum Beispiel bei The Mandalorian zum Einsatz kommen. Zwar gibt es dabei bisweilen Überschneidungen mit bereits veröffentlichten Making-of-Dokumentationen etwa zu Filmen der Star Wars-Saga oder Jurassic Park, diese halten sich jedoch in engen Grenzen. Zudem setzt Kasdan in Light & Magic einen Schwerpunkt, den so in dieser Weise noch keine Dokumentation gesetzt hat. Ihm geht es nämlich in erster Linie um die Menschen, die bei ILM seit Jahrzehnten ihre Leidenschaften und Träume ausleben. Nur wer sich also im Detail für die Technologie hinter den Effekten interessiert, wird hier enttäuscht werden.

Statt der Technik rückt die Dokumentation also die Biographien von ILM-Legenden wie John Dykstra, Richard Edlund, Dennis Muren, Phil Tippett oder John Knoll in den Mittelpunkt (und tatsächlich auch von einigen weniger bekannten ILM-Mitarbeitern). Sie zeigt Ausschnitte aus Amateurfilmen, die diese in ihrer Jugend gedreht haben und stellt den Beitrag heraus, den jeder einzelne von ihnen für ILM geleistet hat. Alle von ihnen sind Multitalente, die sich über die verschiedenen Abteilungen der Firma hinweg ergänzten und bei der Arbeit an Star Wars Unmögliches Wirklichkeit werden ließen, weil sie ganz einfach gar nicht wussten, dass es unmöglich war. Ihre Leidenschaft für die Arbeit wird dabei sowohl in den Archivaufnahmen deutlich, die das Team in den Siebziger Jahren bei der Arbeit zeigen, als auch in den neuen Interviews. An interessanten Anekdoten mangelt es auch nicht, wie einige Beispiele zeigen: so berichtet Joe Johnston, wie ein Zufall ihn zum Design von Han Solos Millennium Falken inspirierte, Richard Edlund entwarf nicht nur Spezialeffekte, sondern auch einen Gitarrenverstärker, der von Stars wie George Harrison oder Eric Clapton verwendet wurde und John Knolls Arbeit bei ILM führte „nebenbei“ zur Entwicklung von Photoshop. Nicht amüsant, dafür aber äußerst bewegend ist eine Erzählung von Phil Tippett, der seine geistige Gesundheit auf die für ihn wie Meditation wirkende Arbeit mit Stop Motion-Modellen bei Filmen wie Das Imperium schlägt zurück zurückführt.

Ein Muss für Fans

Light & Magic rückt nicht nur die Personen hinter den Effekten in den Vordergrund, sondern führt einem auch wieder einmal vor Augen, wie die Firma mehrmals wirklich revolutionäre Neuerungen geschaffen hat. Von den damals nie zuvor gesehenen, rasend schnellen Weltraumkämpfen in Star Wars über einige der ersten digitalen Effekte in Filmen wie Abyss – Abgrund des Todes oder Terminator 2 – Tag der Abrechnung – immer wieder betont Lawrence Kasdan das hohe Niveau an technischem Wissen, Handwerkskunst und Kreativität, mit denen die Effektezauberer bei der Arbeit waren. Dabei spielte stets auch George Lucas eine große Rolle, der zum einen stets ein gutes Händchen bei der Auswahl seiner Mitarbeiter hatte und zum anderen niemals ein Nein akzeptierte, ganz egal wie wahnsinnig und unmöglich seine Vorstellungen auch zu sein schienen. Stattdessen motivierte er seine Leute immer wieder dazu, weiter zu denken und nach Lösungen zu suchen – die ihnen dann auch einfielen.

An spannenden und interessanten Stellen herrscht in Light & Magic wahrlich kein Mangel; jede Episode ist voll von interessanten Fakten, Geschichten und Persönlichkeiten. Nach den Anfängen der Firma geht es in den späteren Folgen um die digitale Revolution, die nicht ganz ohne Spannungen voranging und einige der bis dahin zum Einsatz gebrachten Techniken quasi über Nacht obsolet zu machen schien. Gleichzeitig wurde ILM aber auch auf diesem Gebiet zum Vorreiter. Für Filmfans ist die Dokuserie eindeutig ein Muss, denn noch nie hat man einen solch detaillierten Blick auf die Geschichte von Industrial Light & Magic bekommen und die Personen, die dort die Magie möglich machen. Wenn auch viele Fakten schon bekannt sein mögen und etwa die Entstehung von Star Wars oder Jurassic Park schon Gegenstand zahlreicher Dokumentationen gewesen ist, hat doch noch keine von ihnen die Effektearbeit an diesen Filmen in den Gesamtkontext der Geschichte von ILM gestellt und zusätzlich mit Archivaufnahmen und aktuellen Interviews die verantwortlichen Personen so sehr in den Vordergrund gerückt.

Credits

OT: „Light & Magic“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Lawrence Kasdan
Musik: James Newton Howard
Kamera: Emily Topper, Nicola Marsh
Mitwirkende: George Lucas, Ron Howard, Richard Edlund, Dennis Muren, James Cameron

Trailer

Interviews

Wer nach dem Anschauen der Doku noch mehr erfahren möchte: Wir haben uns anlässlich des Starts von Light & Magic mit Regisseur Lawrence Kasdan, den Spezialeffekte-Spezialisten Dennis Muren und Phil Tippett sowie Janet Lewin von Industrial Light & Magic unterhalten.

Lawrence Kasdan [Interview]

Dennis Muren / Phil Tippett [Interview]

Janet Lewin [Interview]

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Light & Magic
Fazit
„Light & Magic“ bietet sechs Stunden geballte Film(effekte)geschichte, die für Filmfans wie im Flug vergehen dürften. Neue Interviews, zahlreiche Archivaufnahmen und der Fokus auf die Menschen hinter den Effekten machen die Doku-Serie zu einer unterhaltsamen und lehrreichen Geschichtsstunde über die US-Filmindustrie.
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