Vor 15 Jahren wurde dem Mörder Ki-bum (Kim Sung-oh) der Prozess gemacht, doch aus Mangel an Beweisen konnte er nur für einen der insgesamt sieben Todesfälle verantwortlich gemacht werden. Das Urteil des Richters war nicht nur ein Schlag ins Gesicht für die damals ermittelnden Beamten, wie Detective Dae-young (Yoon Je-moon), dessen Vorgesetzter eines der Opfer war, sondern auch für die Angehörigen. Als der Mörder nun auf freien Fuß kommt, ist sich der Polizist sicher, er wird wieder zuschlagen und schwört, ihn zur Strecke zu bringen. Vor allem Hee-joo (Shim Eun-kyung) gegenüber sieht er sich in der Pflicht, war sie es doch, die vor 15 Jahren ihren Vater, Dae-youngs Chef, verloren hat. So wird Ki-bum von dem Beamten gleich nach Verlassen des Gefängnisgebäudes in Empfang genommen und von diesem Zeitpunkt an rund um die Uhr von Polizisten überwacht. Von seinem Vorhaben, den Mann zu finden, der ihn damals verraten hat, können sie ihn aber nicht abhalten, sodass er schon bald seine Suche beginnt und Pläne schmiedet, wie er seine Mordserie von früher weiterführen kann.
Monster oder nicht
Die Karriere von Regisseur und Drehbuchautor Mo Hong-jin begann in einer Nebenrolle als Autoverkäufer in dem von ihm geschriebenen Film Our Town, mit dem er seine Affinität zum Thrillergenre bewies. Neun Jahre dauerte es dann, bis er mit seinem nächsten Projekt Missing You – Mein ist die Rache von sich reden machte und dafür eine für seine Heimat Südkorea sehr prominente Besetzung verpflichten konnte. Angetrieben hat ihn dabei die Entscheidung, vor der die Figur Hee-joo steht, nämlich ob sie zu einem Monster wird wie der Mann, der einst ihren Vater ermordete, oder ob sie ein Mädchen bleibt. Mit dieser Prämisse im Kern ist ihm ein spannender Psychothriller gelungen, der in Deutschland dank Busch Media Group fürs Heimkino erscheint.
Über die Jahre hat Südkorea einige sehr interessanter und mittlerweile namhafte Schauspieler hervorgebracht, zu denen nicht zuletzt Shim Eun-kyung (The Journalist, Blue Hour) und Kim Sung-oh (The Man from Nowhere, Pirates: Der Schatz des Königs) zählen. Erstere spielt eine junge Frau, die zunächst wegen ihrer freundlichen Fassade harmlos scheint, aber ein dunkles Geheimnis in sich trägt. Eun-kyung betont die Verletzlichkeit ihrer Figur, ihr Trauma aufgrund des Verlusts des Vaters sowie den Wunsch nach einer Form der Gerechtigkeit, der die Frau immer mehr zu konsumieren scheint, sodass man als Zuschauer vor allem der Entwicklung ihrer Figur gespannt folgt. Ihr gegenüber ist Kim Sung-oh eine charismatisch-bösartige Präsenz, dessen Bewegungen schon etwas Raubtierartiges haben und dessen Darstellung dem Zuschauer noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Insbesondere die Szenen mit Yoon Je-moons Figur sind sehenswert, scheint der Killer, trotz der körperlichen Unterlegenheit, immer mehr die Kontrolle zu gewinnen und dem Gesetzeshüter damit ins Gesicht zu lachen.
Von Rache getrieben
Nicht nur schauspielerisch, auch ästhetisch kann sich Missing You – Mein ist die Rache sehen lassen. Regisseur Mo Hong-jin besitzt ein gutes Gespür für Dramaturgie, die Zuspitzung eines Konflikts, denn er durch die drei Handlungsstränge, die der Film verfolgt, bis zum packenden Finale miteinander verknüpft. Neben dem inneren Konflikt seiner Figuren, besonders der bereits erwähnte von Hee-joo, spiele hierbei eine Rolle, denn auch die Bilder von Kameramann Choi Sang-ho (A Resistance) trägt zu der Atmosphäre von Missing You bei. Die Welt der Charaktere scheint sich in ein dunkles Labyrinth zu verwandeln, in dem sogar der Mörder wie ein Tier in der Falle wirkt, und welches kein Entkommen mehr zulässt. Die Rachsucht und die Mordlust der Figuren überträgt sich auf die Schauplätze, was eine interessante visuelle Komponente von Missing You darstellt.
OT: „Neol Gidarimyeo“
Land: Südkorea
Jahr: 2016
Regie: Hong-jin Mo
Drehbuch: Hong-jin Mo
Kamera: Sang-ho Choi
Besetzung: Eun-kyung Shim, Je-moon Yoon, Sung-oh Kim, Jae-hong Ahn, Won-hae Kim
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