Seitdem er bei einem Auftrag aus Versehen ein kleines Mädchen erschoss, ist der Killer Gon (Jang Dong-gun) nur noch ein Schatten eines früheren Ichs und verbringt seine Tage damit, sich zu betrinken. Damit ist aber Schluss, als ihn sein alter Auftraggeber, der Boss eines Triaden-Clans, mit einer neuen Mission betreut. Der Auftragsmörder soll nach dem vermasselten Job vor ein paar Jahren seine Spuren verwischen. Dafür soll er die Risikomanagerin Choi Mo-gyeong (Kim Min-hee) ermorden, die Frau des Geschäftsmannes, den er damals erschoss, sowie die Mutter des Mädchens, das seiner Waffe zum Opfer fiel. In ihrer Heimat ist die Geschäftsfrau bereits eine potenzielle Zeugin in einem Prozess gegen ihren Arbeitgeber, den Investor John Lee (Jun-seong Kim), der im Auftrag der Triaden Geld waschen soll. Während Gon seinen Plan für ein Attentat auf die junge Frau schmiedet, beobachtet er aber nicht nur, wie sie fast jeden Tag von der südkoreanischen Polizei unter Druck gesetzt wird, sondern auch, dass die Trauer um ihre Tochter Mo-gyeong in eine tiefe Depression gestürzt hat. Wegen seiner Schuldgefühle beschließt er der Frau zu helfen und wechselt damit die Seiten.
Der Schlüssel liegt in der Vorbereitung
Nach dem international sehr erfolgreichen und von den Kritikern ebenfalls gefeiertem The Man from Nowhere sollte Regisseur Lee Jeong-beom dem Genre des Actionthrillers mit seinem nächsten Projekt No Tears for the Dead die Treue halten, welches mit etwas Verspätung nun auch in Deutschland erhältlich ist. Abermals investierte Lee bei der Recherche sehr viel Zeit, um zu verstehen, wie beispielsweise eine südkoreanische Spezialeinheit der Polizei arbeitet, um seinem Anspruch auf ein hohes Maß an Authentizität Genüge zu tun. Wie schon bei The Man from Nowhere ist bei der Abbildung von Polizeiarbeit wenig zu bemängeln, ebenso wie bei den Actionszenen. Doch was die Geschichte an sich angeht, übertreibt es der Filmemacher und Drehbuchautor etwas mit der Detailfülle.
Wenn sich Lee auf Actionszenen konzentriert, zeigt der Film eindeutig seine Stärken. Wie schon in The Man from Nowhere wird hier mit allem gekämpft, was die Umgebung hergibt, von Computermonitoren bis hin zu anderen Dingen. Gons Faustkampf mit einer Bande feindlicher Killer sowie der daran anschließende Schusswechsel mit zwei weiteren zeichnet sich nicht nur durch seinen tollen, dynamischen Schnitt aus, sondern ebenso die Kampfchoreografie, welche den Zuschauer jeden Treffer bisweilen spüren lässt. Jeder Kampf folgt einer ausgefeilten Dramaturgie, was die Szenen schon für sich alleine stehen lässt, und bei der man sich wohl mehr als einmal dabei ertappen wird, zurückspulen zu wollen.
Schuld und Reue
Jedoch hat No Tears for the Dead nicht nur diese visuellen Werte zu bieten. Der aus Rampant bekannte Jang Dong-gun überzeugt als ein von Schuld zerfressener Killer, der in seiner letzten Mission zumindest einmal das moralisch Richtige tun will. Mag dies auch nicht gerade die originellste Prämisse für eine solche Figur sein, so macht der Darsteller dennoch das Beste aus dieser Vorlage. Fast noch interessanter hingegen ist Kim Min-hee (Die Taschendiebin, On the Beach at Night Alone), welche die Trauer und die Zerrissenheit einer Frau spielt, die nicht nur den Tod ihres Kindes beweint, sondern jeden Tag damit konfrontiert wird, auf welcher Lüge ihr Leben basiert. Hätte sich Lee Jeong-beom etwas mehr auf seine Schauspieler und Bilder verlassen, wäre sicherlich nicht der Eindruck einer überladenen Handlung aufgekommen.
In diesem Zusammenhang seien auch einige Nebenhandlungen erwähnt, die für die Geschichte und deren Themen wenig Relevanz haben oder ebenso in die Kategorie der unnötigen Details zählen. Abgesehen einmal von den Taten von Gons Kollegen, die sich ebenfalls um einige lästige Mitwisser kümmern, ist es vor allem dessen Beziehung zu seiner Mutter und das daraus abgeleitete Trauma, über die man auch hätte hinweggehen können.
OT: „Uneun Namja“
Land: Südkorea
Jahr: 2014
Regie: Jeong-beom Lee
Drehbuch: Jeong-beom Lee
Musik: Yong-rak Choi
Kamera: Mo-gae Lee
Besetzung: Dong-gun Jang, Min-hee Kim, Brian Tee, Jun-seong Kim, Bae-soo Jeon, Min-jae Kim
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