Das hatte sich Carl Sievers (Peter Heinrich Brix) eigentlich anders vorgestellt. Da hat er sich endlich entschlossen, ein kleines Haus auf Sylt zu mieten. Und was geschieht? Noch vor der Schlüsselübergabe wird sein künftiger Vermieter ermordet. Zunächst sieht das zwar nach einem gewöhnlichen Raubmord aus. Doch als Sievers, Ina Behrendsen (Julia Brendler) und Hinnerk Feldmann (Oliver Wnuk) anfangen, in der Sache zu ermitteln, stellen sie schnell fest, dass es nicht wenige gab, die ein Motiv für den Mord an dem Piloten hatten. Während Behrendsen und Feldmann sich in seinem privaten wie beruflichen Umfeld weiter umschauen, hat Sievers noch ein ganz anderes Problem, das ihm Kopfzerbrechen bereitet: Ein Hahn bereitet ihm mit seinem penetranten Krähen schlaflose Nächte …
Ein Neustart mit Hindernissen
Es war schon kein ganz einfaches Erbe, das Carl Sievers da antrat, als er 2018 bei der ZDF-Krimireihe Nord Nord Mord die Leitung übernahm, nachdem mehrere Jahre Theo Clüver das Aushängeschild war. Sowohl beim Publikum wie auch bei den Figuren musste er sich erst beweisen. Sievers und die schlaflosen Nächte greift diese schwierige Anpassungsphase auf, wenn der Kommissar an einer Stelle beispielsweise versehentlich mit dem Namen des Vorgängers vorgestellt wird. Vor allem aber das Mieten des Hauses, mit dem der Polizist einen Schritt in Richtung Sesshaftigkeit geht, wird hier zum Symbol einer Etablierung. Eine, die allerdings schwierig bleibt, wenn ausgerechnet dieser Neustart jede Menge Ärger mit sich bringt.
Die Sache mit dem Haus und den damit verbundenen Ärgernissen ist dann auch ein Running Gag, der sich durch den 12. Teil der Reihe zieht. Gleichzeitig kommt es immer mal wieder zu Konflikten zwischen Sievers und Feldmann, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Während der erste mit jedem Wort kämpfen muss, das über seine Lippen kommt, da ist Feldmann sehr viel mitteilungsbedürftiger – und überschreitet zuweilen gern mal die Grenzen. Überhaupt lebt Nord Nord Mord: Sievers und die schlaflosen Nächte von Konflikten, Kontrasten und Reibungen aller möglichen Art. Wie so oft bei den Sylter Krimis kommt es gerade innerhalb der Polizei immer wieder zu Auseinandersetzungen. Mit Harmonie hat man es im hohen Norden nicht so.
Nicht so komisch wie sonst
Das hat einige spaßige Momente zur Folge, zum Beispiel bei einer Szene, in der die Ereignisse der vergangenen Nacht rekonstruiert werden sollen. Insgesamt sind die Lacher hier aber deutlich geringer, als es bei anderen Teilen der Reihe der Fall war. Wenn Feldmann an einer Stelle etwa mit Seeübelkeit zu kämpfen hat, dann entlockt einem das nicht einmal ein müdes Lächeln. Auch bei anderen Stellen wirkt das alles ein bisschen bemüht, die meisten Gags sind irgendwie erkämpft. Dass das besser geht, haben andere Filme rund um die norddeutschen Ermittler und Ermittlerinnen bewiesen. Die später ausgestrahlten Sievers und der goldene Fisch und Sievers und das mörderische Türkis hatten da beispielsweise mehr zu bieten, arbeiteten auch mit originelleren Szenarien.
Als Krimi ist der Film dafür schon zu gebrauchen. Der in dem Genre erfahrene Autor Stefan Cantz hat in seinem Drehbuch eine ganze Reihe falscher Fährten verteilt, an denen sich die Figuren ebenso wie die Zuschauer und Zuschauerinnen abarbeiten dürfen. Bis zum Schluss ist tatsächlich nicht klar, wer den Mord denn nun begonnen hat. Fans klassischer Whodunnits können daher schon reinschauen und bei den diversen Verdächtigen spekulieren. Von einem Klassiker der Krimigeschichte ist Nord Nord Mord: Sievers und die schlaflosen Nächte dennoch weit entfernt, dafür sind einige der möglichen Lösungen zu beliebig. Insgesamt ist das hier zweckmäßig, zusammen mit den Figuren reicht das, um sich den Abend vor dem Fernseher zu vertreiben.
OT: „Nord Nord Mord: Sievers und die schlaflosen Nächte“
Land: Deutschland
Jahr: 2020
Regie: Anno Saul
Drehbuch: Stefan Cantz
Musik: Christoph Zirngibl
Kamera: Wedigo von Schultzendorff
Besetzung: Peter Heinrich Brix, Julia Brendler, Oliver Wnuk, Paul Herwig, Hanna Plaß, David Korbmann, Victoria Trauttmansdorff, Peter Benedict, Florian Bartholomäi, Marie Anne Fliegel
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