Kyle Snowden (Tyrese Gibson) hat schon mal bessere Tage gesehen. So hat seine Frau ihn und die gemeinsame Tochter Angel (Zani Jones Mbayis) verlassen. Auch seine Arbeit als Marine kann er nicht länger fortsetzen, da ihn seine traumatischen Erfahrungen bis in den Schlaf verfolgen. Und so arbeitet er stattdessen als Sozialarbeiter. Als er dabei einen mexikanischen Jungen versorgen soll und mit diesem zu einem Supermarkt fährt, ahnt er nicht, dass dies gleich in doppelter Hinsicht eine unangenehme Begegnung wird. Schlimm genug, dass sein Stiefvater Sam Nelson (John Malkovich), zu dem er ein schwieriges Verhältnis hat, dort gerade einen PR-Auftritt in seiner Funktion als Kongressabgeordneter hat. Es tauchen außerdem Eagan Raize (Christopher Backus) und jede Menge maskierter Männer auf, die es auf Nelson abgesehen haben …
Terroristen im Supermarkt
Hollywood-Stars, deren spätere Karriere aus mäßigen Actionthrillern besteht? Davon gibt es nicht eben wenige, Bruce Willis und Nicolas Cage sind die wohl bekanntesten Beispiele hierfür. Aber auch bei John Malkovich, einst ein renommierter Charakterdarsteller, hat in den letzten Jahren nicht immer die glücklichste Hand bei der Rollenwahl. Filme wie Chariot oder Code Ava – Trained to Kill fallen einem da beispielsweise ein. Und auch Rogue Hostage ist nicht unbedingt dafür geeignet, die Filmografie für künftige Engagements aufzupolieren. Im Gegenteil, obwohl vieles hier auf bewährten Elementen basiert und sich noch ein paar andere bekannte Gesichter im Ensemble tummeln: Es gibt keinen Grund, warum man sich diese Geiselnahme anschauen müsste. Zumindest keinen guten Grund.
Das fängt schon mit der Geschichte an. Klar gibt es viele Filme, bei denen Terroristen oder zumindest Verbrecher einen Ort besetzen und ein einsamer Held diese aufhalten muss. Stirb langsam ist da bis heute die Blaupause. Gerade weil ein solches Szenario immer wieder gern verwendet wird, bräuchte es aber schon auch ein paar eigene Ideen. Bei Rogue Hostage wird das zumindest ein wenig variiert, indem neben Kyle auch andere in dem Supermarkt gegen die Invasoren agieren. Dadurch verlagert sich das Geschehen auf mehrere Schauplätze. Theoretisch könnte man auf diese Weise für Abwechslung sorgen. Dafür hätte Drehbuchautor Mickey Solis aber mehr einfallen müssen. Die Szenen sind dann doch die altbekannten. Irgendwie spielt das keine Rolle, dass hier so viele verschiedene Gruppierungen herumwuseln. Der Punkt mit der Sozialarbeit bleibt beispielsweise völlig ohne Konsequenz und hätte problemlos gestrichen werden können.
Zwischen Trauma und Langeweile
Eine etwas größere Auswirkung auf das Geschehen haben die Traumata des Protagonisten, der seither nicht mehr zu den Waffen greifen mag. Tatsächlich interessant ist das aber nicht. Tragische Vorgeschichten sind inzwischen selbst dermaßen inflationär in dem Genre zum Einsatz gekommen, dass dies maximal noch ein Augenrollen provoziert. Am ehesten ist es noch die Einbeziehung der Umgebung und der Waren, die in dem Zusammenhang erwähnenswert sind. Wenn man dauernd von den unterschiedlichsten Gegenständen umgeben ist, die spontan als Waffe benutzt werden können, kann das schon spaßig sein. Aber selbst in der Hinsicht tut Rogue Hostage wirklich nur das Nötigste. Da hat Bullet Train beispielsweise deutlich mehr zu bieten, wenn in einem fahrenden Zug ständig Sachen zweckentfremdet werden.
Überhaupt zeigt Regisseur Jon Keeyes (The Survivalist – Die Tage der Menschheit sind gezählt) bei den Actionszenen nicht die glücklichste Hand. Die Choreografien sind schwach, vieles ist hektisch und unübersichtlich. Es fehlt auch die Wucht, die man zumindest bei den Nahkämpfen gern spüren würde. Da die Figuren nichts hergeben, die schauspielerischen Leistungen maximal durchwachsen sind und die Geschichte ziemlich umständlich ist, fehlen bei Rogue Hostage die Argumente, warum man denn nun unbedingt diese Kopie schauen müsste und nicht eine der vielen anderen. Wer tatsächlich irgendwo mitfiebern möchte, der schaut sich lieber woanders um.
OT: „Rogue Hostage“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Jon Keeyes
Drehbuch: Mickey Solis
Musik: Ben Weinman
Kamera: Pasha Patriki
Besetzung: Tyrese Gibson, John Malkovich, Michael Jai White, Christopher Backus, Holly Taylor, Luna Lauren Velez
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