Seit dem Tod seiner Eltern lebt Lucas (August Maturo) bei seinem älteren Bruder Tom (Mike Manning) auf dem Land. So richtig eng ist das Verhältnis zwischen den beiden nicht. Auch sonst halten sich die zwischenmenschlichen Kontakte des Jungen in Grenzen. Eigentlich gibt es neben seinem Bruder nur die Zwillingsschwestern Donna (Bianca D’Ambrosio) und Rose (Chiara D’Ambrosio) sowie Moirah (Mirabelle Lee). Vor allem Letztere hat es ihm angetan. Und eigentlich hat auch sie Lucas ganz gern, steht jedoch unter dem Einfluss der Zwillingsschwestern, die ihn genüsslich und regelmäßig mobben. Als er von der Legende rund um die Hexe Virago erfährt, macht er sich auf den Weg, sie zu finden – ohne zu ahnen, welche Folgen dies für ihn und die anderen haben wird …
Der Horror des Aufwachsens
Auch wenn die beiden Genres auf den ersten Blick nicht sonderlich viel gemeinsam haben, so gab es doch in den letzten Jahren zahlreiche Beispiele dafür, wie gut sich Coming-of-Age-Drama und Horror verbinden lassen. Gretel & Hänsel oder Blue My Mind etwa behandelten feministische Themen oder nutzten das Subgenre des Body Horror, um auf diese Weise die furchterregenden Veränderungen während der Pubertät aufzeigen zu können. Auch in Slapface – Woher kommen Monster geht es, zum Teil zumindest, um die Frage, wie ein junger Mensch einen Platz in einer Welt zu finden versucht, die keine Verwendung für ihn hat. Die Eltern sind tot, der Bruder interessiert sich nicht wirklich, der Rest nimmt keine Notiz von ihm oder schikaniert ihn sogar. Keine besonders guten Voraussetzungen, um zu einer selbstbewussten und starken Persönlichkeit zu werden.
Das erinnert ein wenig an Come Play letztes Jahr. Auch damals war es ein einsamer Junge, der nach Anschluss suchte und diesen in einem Monster zu finden glaubte. Während damals jedoch eine App den Weg in die Finsternis wiesen, da ist bei Slapface – Woher kommen Monster eine alte Legende der Ausgangspunkt für eine kleine Entdeckungsreise. Und wie das so ist bei diesen ganzen Geschichten um neugierige junge Menschen, die irgendwelche unheimlichen Kräfte heraufbeschwören – siehe etwa die ganzen Ouija-Filme –, das kann alles nicht gut ausgehen. Wenn es so einfach wäre, das Leben in den Griff zu bekommen, würde niemand diese Geschichte erzählen. Einen Haken muss das also alles haben. Das Publikum darf sich nur fragen: welcher?
Ruhig und (etwas) nachdenklich
Interessant ist in dem Zusammenhang, dass die Kreatur anders als in vielen anderen Horrorfilmen nicht das personifizierte Böse ist. Stattdessen verbindet Regisseur und Drehbuchautor Jeremiah Kipp dies mit dem Thema des Mobbings und auch der Vernachlässigung. Es geht in Slapface – Woher kommen Monster in erster Linie um den Jungen, der hin und her geschubst wird. Die Kreatur, die eines Tages in sein Leben tritt, wird zu einer Manifestation der Gewalt, psychischer wie physischer, die ihm angetan wird. Das macht die Einordnung in gut und böse deutlich schwieriger. Wo es beispielsweise im zeitgleich veröffentlichten Thriller The Retreat – No Way Out keinen Zweifel daran gibt, wen das Publikum anfeuern soll, da muss man hier schon mehr abwägen.
Dennoch, einen größeren Tiefgang sollte man hierbei nicht erwarten. Es mangelt auch an wirklichen Schreckmomenten. Ein Grund dafür dürfte sein, dass es sich eben um eine Independent-Produktion handelt, welche schlicht nicht das Geld hatte, um das Monster groß in Szene zu setzen. Wenn es überhaupt einmal auftaucht, steht es etwas verloren in der Gegend herum. Slapface – Woher kommen Monster ist ein recht ruhiger Film, der eher das Gefühl von Bedrohung erzeugen will, anstatt den Horror zu zeigen. Das wird manchen zu wenig sein, zumal das Design der Kreatur ein bisschen undefiniert ist. Aber es ist doch ein recht atmosphärisches Werk, welches stark von Melancholie geprägt ist, von Einsamkeit und dem Wunsch nach Nähe. Und der Frage, wer das eigentliche Monster ist.
OT: „Slapface“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Jeremiah Kipp
Drehbuch: Jeremiah Kipp
Musik: Barry J. Neely
Kamera: Dominick Sivilli
Besetzung: August Maturo, Mike Manning, Libe Barer, Mirabelle Lee, Bianca D’Ambrosio, Chiara D’Ambrosio
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