Als Issac (Johnny Sachon) zu sich kommt, weiß er weder, wo er gerade ist, noch wie er dorthin geraten ist. Erst nach einiger Zeit dämmert ihm, was geschehen ist: Er ist ein verurteilter Krimineller, der zusammen mit Alana (Lottie Tolhurst) auf eine Kolonie im Weltall geschickt wurde, wo er eine zweite Chance erhalten soll. Doch so weit kommt es nicht. Offensichtlich kam es an Bord zu einem Unglück, weshalb die Raumkapsel führungslos durchs All treibt. Die Crew scheint bei dem Feuer ums Leben gekommen zu sein, der Bordcomputer weiß keinen Rat, die beiden haben keinerlei Ahnung, wie sie die Kapsel steuern sollen. Immerhin, der Kontakt zur Erde steht noch, weshalb sie nach wie vor an der Idee festhalten, doch zurückkommen zu können …
Überlebenskampf im Weltall
Irgendwie scheint es ein eigenes Subgenre im Science-Fiction-Bereich geworden zu sein: Menschen, die nach einer technischen Panne im All verloren sind und versuchen, doch noch das Ruder herumzureißen. Das berühmteste Beispiel ist sicher Gravity. Aber auch Filme wie Operation Mars oder Solis arbeiten damit, dass die Hauptfigur allein durchs Nichts kommen muss und lediglich eine Stimme die Verbindung zur Außenwelt darstellt. Insofern darf man bei Solitary – Gefangen im All zunächst ein Déjà-vu-Erlebnis haben, wenn der Film auf ein ähnliches Szenario zurückgreift. Und doch hinkt der Vergleich ein wenig, weil die Geschichte in mehrfacher Hinsicht eine ganz andere Richtung einschlägt und auch andere Ambitionen zu verfolgen scheint.
So beginnt der Film eher untypisch auf der Erde, wenn wir Issac durch die Stadt hetzen sehen. Kurze Zeit später befindet er sich bereits in der Raumkapsel, ohne dass er oder das Publikum wüssten, wie er dorthin gekommen ist. Der Grund: Solitary – Gefangen im All nutzt die immer wieder gern verwendete Situation, dass die Hauptfigur das Gedächtnis verloren hat und erst herausfinden muss, was geschehen ist. In Mystery-Thrillern, etwa The Dead Center oder The Girl in the Water, funktioniert das recht gut, weil dort die Spurensuche im Mittelpunkt steht. Hier wird hingegen nicht klar, warum der Film das auf diese Weise handhabt. Zwar erlaubt das, später mit einer Ungewissheit zu arbeiten sowie einer Wendung. Dennoch ist das schon ziemlich umständlich und führt dazu, dass die Handlung immer wieder durch Flashbacks unterbrochen wird.
Inhaltlich verloren gegangen
Aber man hat ohnehin das Gefühl, dass Regisseur und Drehbuchautor Luke Armstrong unschlüssig war, was er mit seinem Film erzählen wollte. Ein durchaus interessantes Thema ist, wie die neuen Möglichkeiten der Raumfahrt alte Abgründe offenbart. Tatsächlich erinnert Solitary – Gefangen im All an die frühere Praxis der Strafkolonie, wenn unliebsame Menschen einfach fortgebracht wurden. Aus den Augen, aus dem Sinn. Damit verbunden sind allgemeine Diskussionen darüber, wie mit Kriminellen umzugehen ist und welche moralische Verantwortung der Staat trägt. Verkompliziert wird dies durch den Unfall. Sollten Unsummen investiert werden, um verurteilte Mörder zu retten? Im Gegensatz zu Apollo 13, wo die Figuren eindeutig als Helden gezeichnet wurden, da sollen hier Zuschauer und Zuschauerinnen darüber nachgrübeln, ob es den Aufwand „wert“ ist.
Ein Film nur zu dem Thema hätte durchaus spannend sein können. Solitary – Gefangen im All verheddert sich aber in zu vielen Strängen und Motiven, ohne dass etwas davon konsequent verfolgt würde. Hinzu kommen immer wieder plumpe Dialoge, sich willkürlich verhaltende Figuren und einige Szenen, die schlicht und ergreifend keinen Sinn ergeben. Armstrong, der eigentlich aus dem Bereich Spezialeffekte kommt und als Digital Composer an Titeln wie Doctor Strange in the Multiverse of Madness und The Witcher gearbeitet hat, tut sich mit seinem ersten Langfilm als Geschichtenerzähler noch ziemlich schwer. Immerhin, es gibt ein paar hübsche Bilder, auch das Schauspielduo überzeugt. Die verschiedenen positiven Elemente reichen aber nicht aus, selbst für Durchschnitt ist das zu wenig.
OT: „Solitary“
Land: UK
Jahr: 2020
Regie: Luke Armstrong
Drehbuch: Luke Armstrong
Musik: Vince Cox
Kamera: Jack Booth
Besetzung: Johnny Sachon, Lottie Tolhurst
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