Tatort Die Geschichte vom boesen Friederich TV Fernsehen Das Erste ARD Mediathek
© HR / Bettina Müller

Tatort: Die Geschichte vom bösen Friederich

Tatort Die Geschichte vom boesen Friederich TV Fernsehen Das Erste ARD Mediathek
„Tatort: Die Geschichte vom bösen Friederich“ // Deutschland-Start: 10. April 2016 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Als der verurteilte Mörder Alexander Nolte (Nicholas Ofczarek) nach zwanzig Jahren Haft entlassen wird, bedeutet dies für Hauptkommissarin Anna Janneke (Margarita Broich) eine Begegnung mit der Vergangenheit. Schließlich war sie es, die seinerzeit maßgeblich mit einem Gutachten, das sie als Polizeipsychologin erstellt hatte, zu seiner Verurteilung beitrug. Inzwischen soll er erfolgreich resozialisiert sein, arbeitet im Dentallabor von Roland Burmeister (Sabin Tambrea) und wird von der Psychologin Helene Kaufmann (Ursina Lardi) betreut. Und doch sucht er immer wieder den Kontakt zu Janneke. Die wiederum ist anderweitig beschäftigt, muss sie zusammen mit Paul Brix (Wolfram Koch) doch den Mord an einem Obdachlosen aufklären …

Ein charmanter Serienmörder

Am Anfang wird eine Leiche gefunden, danach werden Spuren gesucht und Leute befragt, nach anderthalb Stunden ist der Mörder oder die Mörderin gefasst – nach diesem Prinzip funktionieren die meisten Filme vom Tatort. Der klassische Whodunnit-Krimi eben. Doch es gibt auch Ausnahmen, bei denen zumindest das Publikum von Anfang an weiß, wer hinter dem Verbrechen steckt. Wiederkehrende Psychopathen wie Kai Korthals (Borowski und der stille Gast) und Markus Graf (Auf ewig Dein) leben von der Darstellung der Figuren, nicht von den Rätseln um ein Verbrechen. Und auch bei Die Geschichte vom bösen Friederich sollen die Zuschauer und Zuschauerinnen in erster Linie aus Faszination für den Gegenspieler bis zum Ende dranbleiben wollen, weniger weil da so wahnsinnig viele Fragen zu klären sind.

Die Chancen, dass das auch beim 983. Teil der ARD-Krimireihe der Fall ist, stehen dabei nicht schlecht. Das hat jetzt aber weniger mit einer sehr originellen Persönlichkeit zu tun. Nolte tut keine vergleichbar bizarren Sachen wie der Zahnbürstenwahn von Korthals. Und auch die Psychospiele sind relativ harmlos, zumindest wenn man sie neben die von Graf stellt, der gezielt Faber quälen wollte. Das macht Tatort: Die Geschichte vom bösen Friederich aber durch umso mehr Spielfreude wieder wett. Wenn sich der österreichische Schauspieler Nicholas Ofczarek (Die Ibiza Affäre) in seine Rolle stürzt, sitzt man da zuweilen mit offenem Mund vor dem Fernseher. Die Art und Weise, wie er gleichzeitig charmant und abstoßend sein kann, höflich und grausam, das ist schon sehr stark.

Viel Böses, wenig drumherum

Der Titel nimmt dabei Bezug auf den Struwwelpeter, genauer auf die Figur des Friederich, der grausam Tiere quält, bis er an einen großen Hund gerät. Das Buch ist inzwischen bekanntlich sehr umstritten mit der Pädagogik der brutalen Abschreckung. Tatort: Die Geschichte vom bösen Friederich interessiert sich aber auch nicht für Pädagogik. Er interessiert sich ebenso wenig für Erklärungen, warum Nolte denn ist, wie er ist. Große Psychologisierungen finden nicht statt, sieht man einmal davon ab, dass er Menschen als bloße Gebrauchsgegenstände ansieht. Er tötet nicht unbedingt, weil er damit einen bestimmten Zweck verfolgt. Er tötet, weil er es kann. Der Film richtet sich damit an ein Publikum, das Gefallen an seelischen Abgründen hat, ohne aber etwas daraus wirklich mitnehmen zu wollen.

Das ist dann auch das Problem des Films: Drumherum fehlt es an einer tatsächlichen Geschichte, für die sich das Einschalten lohnt. Drehbuchautor Volker Einrauch begnügt sich damit, relativ typische Szenen abzuarbeiten, in denen ein Psychopath mit Frauen hadert. Vor allem Frauen, die sich nicht unterwerfen. Das bringt dann zwar einige intensive Szenen mit sich. Gleichzeitig ist Tatort: Die Geschichte vom bösen Friederich aber auch irgendwie langweilig und austauschbar. Als Alternative zu den üblichen Sonntagabendkrimis in dieser Reihe kann man sich das durchaus anschauen. Aber angesichts der unheimlichen Leistung von Ofczarek wäre ein Drehbuch, das diese Figur in eine interessantere Handlung packt, schon ganz schön gewesen.

Credits

OT: „Tatort: Die Geschichte vom bösen Friederich“
Land: Deutschland
Jahr: 2016
Regie: Hermine Huntgeburth
Drehbuch: Volker Einrauch
Musik: Christine Aufderhaar
Kamera: Sebastian Edschmid
Besetzung: Margarita Broich, Wolfram Koch, Nicholas Ofczarek, Ursina Lardi, Roeland Wiesnekker, Zazie de Paris, Sabin Tambrea

Noch mehr Tatort

Wer noch weitere Tatort-Teile sehen möchte oder sich für die Geschichte der beliebten Krimireihe interessiert: In unserem Themenspecial erzählen wir euch mehr über den Dauerbrenner von den holprigen Anfängen bis heute, inklusive einer Liste zu sämtlichen bis heute ausgestrahlten Filmen! Dazu findet ihr unten noch eine Liste mit all unseren Tatort-Rezensionen.

T

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Tatort: Die Geschichte vom bösen Friederich
Fazit
„Tatort: Die Geschichte vom bösen Friederich“ verabschiedet sich von den üblichen Mechanismen des Krimis, wenn hier in erster Linie ein brutaler Psychopath vorgestellt werden soll. Statt Rätseln ist da Fürchten angesagt, zumal Nicholas Ofczarek eine unheimliche Intensität mitbringt. Und doch ist der Film nicht so wirklich spannend, da er letztendlich nichts über die Figur zu sagen hat und auch bei der Handlung nur das Übliche abarbeitet.
Leserwertung0 Bewertungen
0
6
von 10