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Hajo (Peter Trabner) und Biggi Lohmann (Katharina Marie Schubert) stehen mit ihrer mittelständischen Firma Lohmann Solar Technology GmbH kurz vor der Pleite. Wenn sie nicht rasch etwas unternehmen, werden sie alle Leute entlassen müssen. Und so beschließen sie in ihrer Verzweiflung, einen Raubüberfall vorzutäuschen und auf diese Weise die Versicherung zu betrügen. Als dummerweise gerade in dem Moment der Wachmann auftaucht, erschießt Biggi ihn im Affekt. Paul Brix (Wolfram Koch) und Anna Janneke (Margarita Broich) übernehmen daraufhin die Ermittlungen, stehen jedoch zunächst vor einem Rätsel. Wer sollte das Unternehmen überfallen wollen? Und wie konnte das Verbrechen derart perfekt geplant werden? Doch das ist nur der Anfang, denn da sind noch andere, die von dem Vorfall zu profitieren versuchen …
Hinter den Kulissen eines Verbrechens
Auch wenn es den Tatort in den unterschiedlichsten Städten gibt, mit den unterschiedlichsten Teams und Geschichten, die meisten folgen dann doch dem klassischen Whodunnit-Prinzip. Am Anfang wird eine Leiche gefunden. Danach darf das Publikum gemeinsam mit den Ermittlern und Ermittlerinnen anderthalb Stunden lang spekulieren, wer es gewesen ist. Es gibt aber auch immer mal wieder Fälle, bei denen die Zuschauer und Zuschauerinnen ganz genau wissen, wer es getan hat, weil das Verbrechen gezeigt wurde. Da geht es nur darum, ob und wie die Polizei die Täter und Täterinnen schnappt. Kartenhaus und Blind Date sind Beispiele hierfür. Und auch bei Falscher Hase gibt es zumindest im Hinblick auf den Tathergang keine offenen Fragen. Wir waren schließlich live dabei.
Da die übliche Methodik zur Erzeugung von Spannung aufgrund des wegfallenden Rätselfaktors nicht mehr funktioniert, braucht es natürlich Alternativen. Zum Glück ist Regisseurin und Co-Autorin Emily Atef (Jackpot, Mehr denn je) aber genügend eingefallen, um das Publikum trotzdem zu fesseln. Ein Punkt ist, dass die Ereignisse nach dem gewaltsamen Einstieg erst richtig losgehen. Der 1101. Teil der ARD-Krimireihe genießt die zunehmende Eskalation, wenn die Aussicht auf Kohle gewisse Begehrlichkeiten weckt. Tatsächlich wuseln bei Tatort: Falscher Hase eine ganze Reihe von Leuten herum, die alle irgendwie profitieren wollen und dabei recht wenig Skrupel zeigen. Das ist für die Betroffenen eher unangenehm, wenn sie sich ständig in die Quere kommen und einen hohen Preis dafür zahlen müssen. Das Publikum freut es aber.
Gut gelaunter Irrsinn
Damit einher geht jede Menge Humor. Die Figuren sind alle irgendwie skurril, manche von ihnen sind auch wirklich bekloppt. Zudem geht natürlich ständig etwas schief, wenn sich die meisten außerhalb ihrer Komfortzone bewegen und sich dabei völlig übernehmen. Auch wenn sie vom schnellen Geld träumen und sich zum Teil für Gangster halten, nicht jeder ist zu einem solchen Leben geboren und bringt die notwendigen Fertigkeiten mit sich. Ein Teil des Vergnügens besteht dann eben auch darin, dass ständig alles anders kommt, als von den einzelnen Möchtegernkriminellen gedacht. Tiefsinnigkeit sollte man dabei hingegen nicht erwarten. Tatort: Falscher Hase hat über das Innenleben der Leute relativ wenig zu sagen und begnügt sich da mit dem Nötigsten.
Das macht das spielfreudige Ensemble wieder wett. Bis in die kleinsten Rollen ist der Film prominent besetzt. Unter anderem mischen Godehard Giese, Ronald Kukulies und Friedrich Mücke mit. Dass ihnen bei dem ganzen Gerangel oft nur wenige Minuten Screening Zeit bleibt, scheint sie nicht zu stören. Sie haben Spaß an dem Chaos, was ihre Figuren da anrichten. Vor allem aber Katharina Marie Schubert (Ein Geschenk der Götter) glänzt als Räuberin wider Willen, die gleichermaßen patent und vom Pech verfolgt ist. Natürlich muss man diese Art Humor schon mögen und darf kein Problem damit haben, wenn Gewalt komisch sein soll. Wer einen regulären Krimi möchte, der wird mit Tatort: Falscher Hase ohnehin eher weniger glücklich. Der Rest darf sich zurücklehnen und von dem gut gelaunten Irrsinn anstecken lassen.
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