Nach dem Tod von James Reid (Tom Wilkinson), dem Vater von Britt Reid (Seth Rogen), muss dieser nicht nur dessen Medienimperium übernehmen, sondern überhaupt erst einmal sein Leben in den Griff bekommen, statt dauernd nur Party zu machen. Als er in Kato (Jay Chou), einem ehemaligen Angestellten seines Vaters, einen findigen Tausendsassa sieht, der nicht nur Martial-Arts-Experte, sondern auch begnadeter Mechaniker ist, beschließen die beiden alsbald, Verbrechen zu bekämpfen. Das ruft allerdings schnell den Unterweltboss der Stadt auf den Plan, den kaltblütigen Benjamin Chudnofsky (Christoph Waltz) …
Rückkehr eines vergessenen Helden
In letzter Instanz verdanken Filme wie Darkman, Shadow und der Fluch des Khan, Das Phantom oder eben The Green Hornet ihre Existenz den Batman-Comis der 1930er-Jahre. Der massive Erfolg von Tim Burtons Batman 1989 motivierte Hollywood dazu, weitere klassische Charaktere auf die große Leinwand zu zerren. Green Hornet startete ursprünglich in einer Radiosendung, trat alsbald aber auch in Comics auf und wurde nicht zuletzt als Fernsehserie adaptiert. Diese wurde zwar bereits nach einer Staffel aus mangelndem Interesse abgesetzt. Sie genießt seither in gewissen Kreisen allerdings Kultstatus, da sie den Durchbruch von Bruce Lee als Schauspieler markierte. Dieser portraitierte den Gehilfen des Hauptcharakters, was ein Problem der Serie darstellte, da nicht nur der charismatische Lee jede Szene stahl, sondern auch sein Charakter der interessantere, versierte war. Der eigentliche Held wurde dadurch gelegentlich in den Hintergrund gedrängt.
The Green Hornet, welcher bereits in den frühen 1990ern produziert werden sollte, aber erst 2011 der Entwicklungshölle entkam, spielt galant mit dieser Tatsache und löst das Dilemma, indem er Britt Reid von vorneherein als verwöhnten Nichtsnutz konzipiert, der erst nach dem Tod seines Vaters und mit der Hilfe von Kato etwas aus seinem Leben machen möchte. Auch sonst gibt es einige offensichtliche und weniger offensichtliche Anspielungen. Manche der Gags funktionieren sogar auf zwei Ebenen. Als Kato Britt erzählt, dass er aus Shanghai stamme, bezieht dieser das auf Japan. Das zeigt zum einen, dass Britt sich wenig für die Welt außerhalb seines egoistischen Kosmos interessiert. Zum anderen persifliert es aber die Änderung von Katos Herkunft im Original, als diese nach den Ereignissen von Pearl Harbour ohne Erklärung von Japan nach China umverortet wurde.
Ein Schurke ohne Konzept
Die Einführungsszene des Bösewichts Chudnofsky zu Beginn des Films ist im Prinzip gelungen. Zwar wäre es angebracht gewesen, Christoph Waltz jemanden gegenüberzustellen, der sich behaupten und ansatzweise mit dem großartigen Mimen mithalten kann, aber natürlich muss James Franco irgendwie in einem Seth-Rogen-Film untergebracht werden, und sein Auftritt fällt ja nun auch nicht negativ ins Gewicht. Waltz unterdessen ist professionell genug, sich die Frustration nicht anmerken zu lassen, und spielt den Unterweltboss mit gewohnter Leichtigkeit. Erst kurz vor Drehbeginn gecastet zu werden (hier nachdem Nicolas Cage absprang), ist zwar immer noch die Ausnahme, aber nicht präzedenzlos. Wenn es passiert, kann es mitunter immer noch zu hervorragenden Resultaten führen. Das machte Elizabeth Berridge bereits in den 1980ern mit ihrer Rolle in Amadeus vor, für die ihr unverständlicherweise eine Oscar-Nominierung als Beste Nebendarstellerin vorenthalten blieb. Das größere Problem bei The Green Hornet ist allerdings, dass Waltz‘ Rolle kurzfristig mehrfach umgeschrieben wurde, was sich im weiteren Verlaufe des Films bemerkbar macht. Die Einführungsszene jedoch erfüllt zunächst ihren Zweck, etabliert den Charakter und deutet bereits auf seine Schwäche hin.
The Green Hornet dekonstruiert aber nicht nur seinen Bösewicht, sondern gibt seinen Helden einen eigenen Deckmantel, welcher sie von anderen Superhelden abgrenzt. Dass der Film unbedingt als 3D-Version ins Kino kommen musste, ist wohl der Zeit geschuldet, in welcher er erschien, aber nichts darin rechtfertigt die Entscheidung. Auch wenn sie gegen Ende in einem netten Gag münden, die paar forcierten Szenen dafür sind es nicht wert. Die Action allerdings ist gelungen, sowohl was die Kampfszenen als auch die Schießereien, Autoverfolgungen und Explosionen angeht. Die Story ist anfangs solide, fängt ab der Hälfte jedoch zu bröckeln an und zerfällt spätestens im dritten Akt.
OT: „The Green Hornet“
Land: USA
Jahr: 2011
Regie: Michel Gondry
Drehbuch: Seth Rogen, Evan Goldberg
Musik: James Newton Howard
Kamera: John Schwartzman
Besetzung: Seth Rogen, Jay Chou, Cameron Diaz, Tom Wilkinson, Christoph Waltz, David Harbour
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