The Humans MUBI
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The Humans

The Humans MUBI
„The Humans“ // Deutschland-Start: 12. August 2022 (MUBI)

Inhalt / Kritik

Eigentlich war es ein schöner Anlass. Brigid Blake (Beanie Feldstein) wollte ihre Familie zu Thanksgiving einladen und ihr dabei auch gleich die neue Wohnung zeigen, die sie mit ihrem Partner Richard (Steven Yeun) bezogen hat. Tatsächlich sind sie auch alle gekommen: ihre Eltern Erik (Richard Jenkins) und Deirdre (Jayne Houdyshell), ihre Schwester Aimee (Amy Schumer). Sogar ihre senile Großmutter Momo (June Squibb) ist mit dabei. Doch es dauert nicht lang, bis erste Konflikte auftauchen. Immer wieder geraten die Familienangehörigen aneinander, machen sich gegenseitig Vorwürfe oder leiden darunter, dass ihr Leben nicht den Verlauf genommen hat, den sie sich gewünscht haben …

Familientreffen mit Hindernissen

Wenn in Filmen Familien zu einem großen Essen zusammenkommen, etwa zu einem feierlichen Anlass, dann weiß das erfahrene Publikum bereits: Das gibt jetzt Ärger. Das Fest ist das vielleicht berüchtigste Beispiel dafür, wie ein geplantes fröhliches Beisammensein völlig eskalieren kann. Aber auch andere Werke wie Familienfest oder Blackbird – Eine Familiengeschichte beschreiben, wie ein Treffen Risse sichtbar machen kann, die unter dem Druck und der Enge endgültig auseinanderbrechen – mit hässlichen Folgen. Da ist The Humans keine Ausnahme. Hier gibt es eigentlich sogar zwei Anlässe zum Feiern, Thanksgiving und die neue Wohnung. Das hindert die Figuren aber nicht daran, sich gegenseitig das Leben schwer zu machen, mal mehr, mal weniger bewusst.

Regisseur und Drehbuchautor Stephen Karam, der hier sein gleichnamiges preisgekröntes Theaterstück verfilmt, hält sich bei The Humans also an das Bewährte. Tatsächlich werden einem diverse Passagen bekannt vorkommen, sei es durch andere Filme oder vielleicht auch dem eigenen Leben. Da geht es um enttäuschte Erwartungen, geplatzte Lebensträume, mangelnde Anerkennung und Unterstützung oder auch unterschiedliche Weltansichten. Also alles, was in einer Familie Streit auslösen kann. Wobei das Drama dabei recht leise bleibt. Es kommt hier zu keinen erbitterten Schlachten, bei denen die gröbsten Waffen ausgepackt werden. Die Waffen sind feiner, kleiner, man zieht das Sticheln dem offenen Schlagabtausch vor. Vieles wird auch nicht offen angesprochen, sondern ist nur zwischen den Zeilen herauszuhören.

Ein Ort des Schreckens

Dafür ist The Humans inszenatorisch umso offensiver. Bei den meisten dieser Familien-Streit-Dramen ist der Ort mehr oder weniger egal. Er dient nur als Kulisse, vor der die Dialoge ausgeteilt werden. Das ist hier anders. Kameramann Lol Crawley (Der geheime Garten, The Devil All the Time) zeigt die neue Wohnung, die eigentlich eine alte Wohnung ist, als einen Ort des Schreckens. Nicht nur dass es hier ständig zu unheimlichen Geräuschen kommt, für die es mal eine Erklärung gibt, mal auch keine: Immer wieder kommen eigenwillige Perspektiven zum Einsatz. Wo andere Filme in der Situation auf Nahaufnahmen setzen, um auch ja jede Regung im Gesicht einzufangen, bleibt Crawley oft auf Distanz. Die Figuren sind dann etwa im Nachbarraum, weswegen wir nur Ausschnitte sehen. Manchmal kommen die Stimmen auch nur aus dem Off.

Dabei wird die Wohnung selbst zu einer Figur. Die abgeblätterten Tapeten, die undurchsichtigen Fenster, sie hinterlassen den Eindruck, dass hier niemand willkommen ist. Alles ist irgendwie kaputt. Dass ein vernünftiger Empfang mit dem Smartphone nur unter äußersten Verrenkungen möglich ist, verdeutlich zudem die mangelnde Kommunikation innerhalb der Familie. Und dann wäre da noch das Licht, das von Minute zu Minute weniger wird. The Humans beginnt tief in die Abgründe hineinzublicken und nähert sich dabei de Horrorgenre an. Gerade zum Ende hin ist der Weg zu einem klassischen Haunted House à la Bis das Blut gefriert nicht mehr weit.

Die Suche nach Zusammenhalt

Der Film bleibt dabei jedoch immer in der Realität. Er braucht auch keine übernatürlichen Wesen oder alte Spukgeschichten, um Spannung zu erzeugen – selbst wenn die letzten Szenen neugierig machen, wie ein „echter“ Genrebeitrag von Karam aussehen könnte. Im Mittelpunkt des Dramas, welches auf dem Toronto International Film Festival 2021 Premiere feierte und nun exklusiv bei MUBI zu sehen ist, stehen stattdessen die Figuren. Und damit ein fantastisches Ensemble: Trotz des Getöses und der visuellen Entfremdung gelingt es den sechs Schauspielern und Schauspielerinnen, genügend Nuancen in ihre Darstellungen und damit auch den Film zu bringen. Dabei entsteht das Bild einer Familie, bei der aufgrund von Unvermögen oder mangelnder Empathie einiges im Argen liegt, die aber dennoch immer wieder den Weg zueinander sucht. Wenn es gerade die Lichtverhältnisse zulassen.

Credits

OT: „The Humans“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Stephen Karam
Drehbuch: Stephen Karam
Vorlage: Stephen Karam
Musik: Nico Muhly
Kamera: Lol Crawley
Besetzung: Beanie Feldstein, Richard Jenkins, Jayne Houdyshell, Amy Schumer, Steven Yeun, June Squibb

Bilder

Trailer

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The Humans
Fazit
„The Humans“ ist prinzipiell eines dieser Dramen, bei denen eine Familienzusammenkunft mehr und mehr Risse offenbart. Ungewöhnlich ist in dem Zusammenhang aber der Schauplatz der alten Wohnung, die einem Haunted House Horrorfilm entnommen sein könnte und in der die Figuren zunehmend verlorengehen. Das ist spannend und sehr gut besetzt, bei all dem Getöse drumherum zudem angenehm leise.
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