Als Anwalt, der in den Medien breit diskutierte Fälle annimmt und gar Konzerne vor Gericht vertritt, genießt Ko Dong-ho (Son Hyun-joo) einen gewissen Ruf unter seinen Kollegen. Doch zugleich kriselt die Ehe zu seiner Frau Jo Yeon-soo (Eom Ji-won) sowie die Beziehung zu seiner Tochter Ko Kyung-rim (Roh Jeong-eui) aufgrund seiner vielen Dienstreisen und Überstunden. Nach einem letzten Fall soll dann endlich Schluss sein mit seiner Abwesenheit von Zuhause, hat er doch einen zugleich besser bezahlten Job bei einem Pharmaunternehmen angenommen, der ihm mehr Zeit mit seiner Familie ermöglicht. Um seinen letzten Tag in der Kanzlei zu feiern, geht er mit seinen Kollegen in einer nahen Bar etwas trinken und es wird sehr spät, sodass er erst in der Nacht wieder Zuhause ist, wo ihn ein Bild des Schreckens erwartet. Seine Frau wurde von einem unbekannten Angreifer niedergeschlagen und ermordet, und der Polizei fehlt jede Spur zu ihrem Mörder.
Auch ein Jahr später sitzt die Erinnerung an die Ereignisse noch tief bei Vater und Tochter, auch wenn sich Ko bemüht, so weit es geht für den Teenager eine normale Routine zu erhalten. Als er sich entschließt, sich nach einer neuen Arbeit umzusehen, erhält er auf einmal einen Anruf, doch auf dem Display seines Handys wird die Nummer seiner Frau angezeigt. Nach anfänglichem Zweifel stellt sich in der Tat heraus, dass er aufgrund einer magnetischen Anomalie Anrufe seiner Frau erhält, ausgerechnet von jenem Tage, an dem sie ermordet werden soll. Ohne weiter darüber nachzudenken, setzt Ko nun alles daran, Jo dabei zu helfen, vom Täter zu fliehen und ihren Tod ungeschehen zu machen.
Ein Thriller mit übernatürlicher Note
Wenn es darum geht, dass man als aufstrebender Regisseur und Drehbuchautor am besten von guten Mentoren und Vorbildern lernt, so sind die Voraussetzungen bei dem Südkoreaner Kim Bong-jo durchaus beachtlich, hat er doch bei Produktionen wie Na Hong-jins The Yellow Sea oder Wu Seon-hos Over My Dead Body assistieren dürfen. Nach dem Kurzfilm Dodgeball in Summer Day stellt The Phone erst seine zweite Regiearbeit dar, doch die stellte sich als großer Erfolg in der Heimat Kims heraus und zugleich als Visitenkarte für den Filmemacher, welcher später an der Thrillerserie Dark Hole arbeiten sollte. Mit etwas Verspätung kommt The Phone nun auch in Deutschland an, zumindest im Heimkino, sodass sich der Zuschauer ein Bild machen kann von dem Actionthriller, der sich einiger übernatürlicher Elemente bedient.
Generell ist die Idee, sich solcher Elemente innerhalb eines Actionthrillers zu bedienen nicht neu, auch nicht im südkoreanischen Genrekino. Im Jahre 2015, lange bevor dies beispielsweise sein Kollege Yoon Jae-geun in Spiritwalker tat, vermischte Regisseur und Autor Kim Bong-joo diese beiden Aspekte in seiner Geschichte, in der es immer zwei Zeitebenen und damit zwei Narrative gibt. Auf eine genaue Erklärung für das Phänomen wird dabei verzichtet – selbst wenn es gelegentlich Verweise auf magnetische Anomalien und Sonneneruptionen gibt –, denn im Fokus steht, wie die Charaktere mit dieser Chance, ihr Schicksal zu verändern, überhaupt umgehen. Interessant ist dabei, für welche Figuren sich Kim dabei entscheidet. Der Anwalt und die Ärztin sind nicht nur zwei Charaktere, in deren Umfeld Übernatürliches eher selten anzutreffen sind. Sie sind auch Menschen, die eine gewisse Kontrolle und Autorität haben, was nochmal die Außerordentlichkeit der Situation betont, in der sie abhängig sind von den Entscheidungen des jeweils anderen und sie bestenfalls Hilfestellungen geben können. Geschickt weiß Kim diese Aspekte für seine Geschichte zu nutzen, ebenso wie seine beiden Hauptdarsteller, welche die Entwicklung ihrer Figur darauf aufzubauen scheinen, dass diese ihren Mangel an Kontrolle einsehen müssen.
Das Eingreifen in die Zeit und dessen Folgen
Ein zentrales Element für The Phone ist dabei das Vermischen zweier Zeitebenen. Über das Handy wird nicht nur die zeitliche, sondern auch die emotionale Distanz der zwischen Ko und Jo hervorgehoben, die alles daran setzen, diese mehr und mehr zu überwinden, auch wenn sie sich damit immer mehr in Gefahr begeben. Teils als atemlose Flucht vor dem Killer inszeniert und dann wieder als eine Art Detektivspiel, bei dem es darum geht, Details und Hinweise zu einem großen Ganzen zusammenzusetzen, zeigt der Regisseur und Autor seine Vielseitigkeit als Geschichtenerzähler, der spannend diese Elemente miteinander verknüpfen kann. Besonders das packende Finale soll in diesem Zusammenhang genannt werden, in der jede richtige oder falsche Entscheidung der Figuren weitreichende Konsequenzen haben kann.
Inwiefern bei einer Geschichte, wie sie The Phone erzählt, alles logisch und plausibel ist, wird man wohl öfter stolpern, denn allzu sehr hinterfragen sollte man gewisse Handlungsschritte oder Handlungen der Charaktere nicht. Auch bei der Umsetzung der Zeitebenen oder wie diese letztlich zusammenfallen, kommt es zu einigen Ungereimtheiten, die man als Zuschauer wohl akzeptieren muss.
OT: „Deo pon“
Land: Südkorea
Jahr: 2015
Regie: Bong-joo Kim
Drehbuch: Bong-joo Kim
Kamera: Young-min Kim
Besetzung: Hyun-joo Son, Ji-won Eom, Sung-woo Bae, Jeong-eui Roh Hyeon-ju Son
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