The Tourist: Duell im Outback

Als der Fremde (Jamie Dornan) nach einem schlimmen Autounfall zu sich kommt, kann er sich an nichts erinnern. Er weiß weder, wer er ist, noch warum es ihn an den kleinen Ort im australischen Outback verschlagen hat. Da er erst vor Kurzem angekommen zu sein scheint, kann auch niemand sonst ihm helfen. Und so macht es sich die Streifenpolizistin Helen Chambers (Danielle Macdonald) zur Aufgabe, den attraktiven Unbekannten bei der Suche nach Antworten zu unterstützen – sehr zum Missfallen ihres Verlobten Ethan (Greg Larsen), der nichts von ihren Alleingängen hält. Und auch die Kellnerin Luci (Shalom Brune-Franklin) schließt sich der Gruppe an. Dabei drängt die Zeit. Nicht nur dass da irgendwo ein Mann ist, der dringend auf den Fremden angewiesen ist. Ein anderer Fremder (Ólafur Darri Ólafsson) hat zudem die Spur des Gedächtnislosen aufgenommen …

Wer bin ich? Was mach ich hier?

Offensichtlich gehört neben Rückenschmerzen und Bluthochdruck auch Gedächtnisschwund zu den Volkskrankheiten. Zumindest ist es auffällig, wie oft in Filmen oder Serien die Figuren an einem solchen leiden. Zuletzt erschienen fürs Heimkino etwa der Mystery-Horror The Dead Center oder der Science-Fiction-Thriller Solitary – Gefangen im All, bei denen eine Figur zu Beginn der Geschichte nicht weiß, wie sie an einen Ort gekommen ist. Zuvor wandten die Streamingtitel The Girl In The Water und Carter das Prinzip an, dort wussten die Hauptfiguren nicht einmal, wer sie sind. Mit der Fernsehserie The Tourist: Duell im Outback kommt nun ein weiterer Titel in kürzester Zeit bei uns heraus, bei der zu Beginn der Geschichte der Protagonist nur weiß, dass er nichts weiß.

Das Publikum hat es da ein wenig besser, da es einige Szenen vor dem schicksalshaften Unfall sehen darf und damit einen kleinen Wissensvorsprung hat. So weiß es beispielsweise, dass der vermeintliche Unfall keiner war. Das macht die Geschichte aber nicht weniger mysteriös. So möchte man als Zuschauer bzw. Zuschauerin doch ganz gern wissen, wer dieser namenlose Fremde ist und wer es auf ihn abgesehen haben könnte. The Tourist: Duell im Outback appelliert da ganz klassisch an die Neugierde des Publikums, streut immer wieder Hinweise ein, die dafür sorgen, dass man dranbleibt. Denn wie das so ist in solchen Situationen: Für jede beantwortete Frage kommt eine neue hinzu. Vieles von dem, was man für selbstverständlich hielt, ist es am Ende nicht, auch weil die Figuren das eine oder andere Geheimnis mit sich bringen.

Spannende Fragen und Nervenkitzel

Während viele dieser Amnesie-Titel Spannung in erster Linie durch die Rätsel erzeugen, kommt bei The Tourist: Duell im Outback noch eine konkrete Lebensgefahr hinzu. Die Suche nach der Wahrheit wird bei dem lange namenlosen Protagonisten auch zu einem Wettlauf gegen die Zeit. Schließlich treibt da jemand sein Unwesen, der demonstriert hat, dass er zur Not über Leichen geht. Vielleicht macht es ihm auch Spaß. So oder so, es kommt immer wieder zu brenzligen Situationen, bei denen sich der mutmaßliche Held sowie die anderen in seinem wachsenden Umfeld irgendwie gegen den brutalen zweiten Fremden verteidigen müssen. Zu einem richtigen Actiontitel wird die internationale Coproduktion damit nicht. Diese Szenen sorgen aber für punktuelle Akzente, bei denen die Nerven des Publikums gefordert sind.

Die eigentliche Stärke sind aber die Figuren und die damit verbundenen schauspielerischen Leistungen. Gerade die starken Kontraste zwischen den diversen Hauptfiguren, wenn etwa die naive Helen auf Leute trifft, die skrupellos und abgebrüht sind, sorgen für gute Unterhaltung. Danielle Macdonald (Patti Cake$ – Queen of Rap) ist dann auch das Herz der Serie. Aber auch Jamie Dornan, den zu viele auf seine Rolle in Fifty Shades of Grey reduzieren, zeigt hier, dass er deutlich mehr drauf hat. In dem Zusammenhang stellt The Tourist: Duell im Outback zudem einige interessante Fragen zu Identität und Verantwortung, über die man im Anschluss diskutieren kann. Man kann sich aber auch einfach zurücklehnen und die Serie genießen. Ob es unbedingt sechs fast einstündige Folgen gebraucht hätte, darüber kann man sich streiten, zumal eine zweite Staffel schon angekündigt ist. Das führt zuweilen nur dazu, dass manches in die Länge gezogen wird. Langweilig wird einem dennoch nicht, auch weil das Settings des staubigen Outbacks einiges hermacht.