Tromperie Deception MUBI
© MUBI / Shanna Besson / Why Not Productions

Täuschung

Tromperie Deception MUBI
„Tromperie“ // Deutschland-Start: 20. Mai 2022 (MUBI)

Inhalt / Kritik

London in den späten 1980ern: Philip (Denis Podalydès) ist ein berühmter US-amerikanischer Autor, der in England eine zweite Heimat gefunden hat. Dort geht er seiner Arbeit nach, gibt sich der Kultur hin. Aber auch dem Sex. Immer wieder trifft er sich in der Wohnung mit seiner Geliebten (Léa Seydoux), die für ihn nicht nur ein erotisches Abenteuer ist. Er genießt es auch, sich anschließend mit ihr über alle möglichen Themen zu unterhalten. Mal geht es um Politik, mal um sein Privatleben. Dabei kommt es regelmäßig zu Meinungsverschiedenheiten, aber auch anschließenden Versöhnungen – und natürlich weiteren Treffen …

Große Namen, nichts dahinter

Eigentlich durfte man bei Tromperie, international auch unter dem Titel Deception bzw. auf arte als Täuschung bekannt, ziemlich neugierig sein. Der französische Regisseur Arnaud Desplechin (Oh Mercy!) nimmt sich darin eines Werks von Philip Roth (Amerikanisches Idyll) an. Die Werke des mehrfach preisgekrönten, gerne mal provokativen US-amerikanischen Autors gelten schließlich als nicht ganz einfach zu verfilmen. Mit der inzwischen weltweit dick im Geschäft befindlichen Léa Seydoux wurde zudem ein echter Star für eine der beiden Hauptrollen gewonnen. Und doch ging das Drama bei der Premiere bei den Filmfestspielen von Cannes 2021 ziemlich unter. Inzwischen ist der Film auch hierzulande erhältlich. Doch trotz der illustren Namen gibt es kaum jemanden, der von ihm Notiz genommen hat.

Das mag auch damit zusammenhängen, dass der Film ziemlich nichtssagend ist. So etwas kommt vor. Eigentlich sind sogar die meisten Filme irgendwie nichtssagend. Bei Tromperie ist das aber insofern enttäuschend, da er zu einem Großteil aus Dialogen besteht. Wenn wir dem Paar nicht gerade bei einer der doch recht zahlreichen Sexszenen zusehen, wird geredet. Meistens finden die Gespräche zwischen den beiden statt. Dann und wann findet sich auch eine andere Figur, die ein bisschen was sagen darf. Das eigentliche Problem wird auf diese Weise aber nicht behoben: Wo genau ist hier der Inhalt, der mich dazu verleiten sollte, rund 100 Minuten am Ball zu bleiben?

Viele Themen führen ins Nichts

Dabei gibt es durchaus auch immer mal wieder Themen, die Roth in seinem Roman aufbringt und damit auch der Film. Da geht es beispielsweise mal um Anti-Semitismus. Und natürlich kommt auch das Verhältnis zwischen Mann und Frau auf den Tisch. Wie sollte es auch anders sein, wenn wir ständig einem Mann und einer Frau zuschauen, die mit ihrem Verhältnis ringen? Letztendlich läuft es aber nur darauf hinaus, dass ein Autor mit einer deutlich Jüngeren ins Bett geht. Warum sie das tut, wird dabei nie wirklich ersichtlich. Tromperie verpasst es, dem Protagonisten etwas mitzugeben, das in irgendeiner Form anziehen sein könnte. Es reicht nicht einmal zu einer Provokation, obwohl Philip mutmaßlich eine fiktionalisierte Fassung von Roth selbst ist, der immer mal wieder autobiografische Texte schrieb.

Die absolute Katastrophe ist Tromperie damit nicht. Dafür sind die schauspielerischen Leistungen doch noch zu gut, zumindest innerhalb des vorgegebenen Rahmens. Langweilig ist der Film aber schon und aufgrund der Oberflächlichkeit auch ohne Gehalt. Da zudem einige der Punkte bei der Übersetzung von Text nicht so ganz funktioniert haben und schon die 1990 veröffentlichte Romanvorlage von Roth nicht unbedingt als eines seiner stärksten Werke gilt, gibt es keinen überzeugenden Grund, warum man sich die zähen Gespräche hier antun müsste. Am Ende ist man kein Stück schlauer, hat keine Erkenntnisse gewonnen oder wenigstens Ansätze für weitergehende Diskussionen gefunden.

Credits

OT: „Tromperie“
IT: „Deception“
Land: USA
Jahr: 2008
Regie: Arnaud Desplechin
Drehbuch: Arnaud Desplechin, Julie Peyr
Vorlage: Philip Roth
Musik: Grégoire Hetzel
Kamera: Yorick Le Saux
Besetzung: Denis Podalydès, Léa Seydoux, Anouk Grinberg, Emmanuelle Devos

Bilder

Trailer

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Cannes 2021

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Täuschung
Fazit
„Tromperie“ machte im Vorfeld neugierig. Gesehen haben muss man die Adaption eines Romans von Philip Roth trotz Starbesetzung nicht, da die Mischung aus zähen Gesprächen und Sexszenen keine nennenswerten Folgen mit sich bringen.
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