Untold: The Rise and Fall of AND1

Ein neuer Dienstag, eine neue Untold-Dokumentation aus der Welt des Sports. Nachdem Untold: The Girlfriend Who Didn’t Exist im zweigeteilten Miniserien-Format erschien, kehrt Untold: The Rise and Fall of AND1 wieder zu den Wurzeln der Reihe zurück. Mit 68 Minuten befindet sich der Dokumentarfilm in der üblichen Laufzeit der für sich stehenden Reihenteile, nur Untold: Deal with the Devil und Untold: Crimes and Penalties waren länger. Wer sich um die Jahrtausendwende herum für Street-Basketball interessierte und heute einen Netflix-Account hat, der hat bei Untold: The Rise and Fall of AND1 wohl schon eingeschaltet, bevor er den Titel zu Ende gelesen hatte (falls er beim Lesen mit dem letzten Wort anfing). Bei vielen könnte der Titel auch ein Aha-Erlebnis auslösen, zumindest der Rezensent wurde sofort an die damalige Zeit erinnerte und musste sich fragen, was überhaupt aus der Klamottenmarke AND1 geworden sei. Damals war klar: Wer irgendetwas mit Basketball zu tun hatte, und sei es auch nur, es auf dem Spielplatz zu spielen, der musste AND1 tragen. Irgendwann geriet die Marke dann aber, zumindest in Deutschland, mehr und mehr in Vergessenheit. Natürlich bekam außerhalb der USA auch niemand so richtig mit, wie es überhaupt zu ihrer Popularität kam, Internet und diese ganzen Scherze gab es entweder nicht oder sie waren noch nicht richtig als Massenmedien etabliert und für damalige Schüler kaum zugänglich.

Aufstieg und Fall einer Street-Basketball-Marke

Abgesehen von Untold: Caitlyn Jenner zeichneten sich die anfänglichen Einträge der Reihe dadurch aus, dass sie eben Unerzähltes ans Licht des Tages brachten, sei es in Form von Interviews mit Zeitzeugen beziehungsweise Beteiligten oder in Form von bisher unveröffentlichten Aufnahmen. Untold: The Rise and Fall of AND1 hat mit den eindeutigsten Titel der Reihe und lässt keinerlei Fragen über den Inhalt offen. Wie bei The Girlfriend Who Didn’t Exist wird hier hauptsächlich auf talking heads gesetzt, die allerdings tatkräftig durch Archivmaterial unterstützt werden, wenn auch weniger durch bisher unveröffentlichtes. Nicht nur kommen die drei Gründer der Firma zu Wort, welche die Marke 1993 in jungen Jahren aus Liebe zu ihrem favorisierten Sport ins Leben riefen, auch absolute Street-Basketball-Legenden, welche von ihnen gesponsert wurden äußern sich – darunter etwa Professor, Hot Sauce oder Shane the Dribbling Machine. Außenstehenden werden diese oder andere Namen natürlich nichts sagen, aber wer sich mit der entsprechenden Kultur auskennt, weiß sofort, dass diese Dokumentation absolut legit ist.

Wie die Geschichte erzählt ist, macht schon einen großen Teil von Untold: The Rise and Fall of AND1 aus, aber auch die Geschichte selbst ist schon erzählenswert. Die aus Idealismus gegründete Firma, die das Street-Basketball bekannter machte und schon bald die Basketballwelt als solche im Sturm eroberte, und dann letzten Endes wegen Geldgier und schlechter Führung auseinanderfiel, das ist durchaus der Stoff für einen Film. Dabei sah es anfangs sogar so aus, als würde die Marke niemals Fuß fassen können: Um den Kampf mit dem Hauptkonkurrenten im Basketballbereich, Nike, aufnehmen zu können, konzentrierte sich AND1 zunächst lediglich darauf, Schuhe herzustellen. Als Marketingmaßnahme wurde einer der Spieler damit ausgestattet – und brach sich dann ausgerechnet in diesem Spiel den Knöchel. Damit schienen alle Hoffnungen begraben zu sein, sich jemals am Markt etablieren zu können. Wie sich die Marke doch noch retten konnte, wie sie immer größer wurde, bevor sie letztendlich implodierte, das alles erfährt, wer die Doku schaut.