Vera Farmiga ist eine US-amerikanische Schauspielerin, die einem breiten Publikum vor allem durch ihre Rolle der Lorraine Warren in den Conjuring– und Annabelle-Filmen bekannt ist. Ihre Karriere begann Farmiga am New Yorker Broadway, mit einer Rolle in einer Produktion von Taking Sides. Über die Jahre hat sie in zahlreichen TV- und Filmproduktionen mitgespielt, von Martin Scorseses Departed – Unter Feinden, Duncan Jones’ Source Code, David Dobkins Der Richter – Recht oder Ehre bis hin zu Alan Taylors The Many Saints of Newark. Daneben spielte sie die Mutter des jungen Norman Bates in der Serie Bates Motel. Für ihre Rolle in Jason Reitmans Komödie Up In The Air erhielt sie sowohl eine Nominierung bei den Golden Globes als auch bei den Oscars 2010 in der Kategorie Beste Nebendarstellerin.
Cherry Jones ist eine US-amerikanische Schauspielerin, die bereits in über 60 Produktion für Film und Fernsehen mitwirkte, neben vielen Auftritten auf der Theaterbühne. Für ihre Bühnenrollen erhielt sie bereits zwei Tony Awards sowie zahlreiche andere Ehrungen. Zu ihren bekanntesten Filmrollen gehören die in Steven Soderberghs Erin Brockovich, M. Night Shyamalans The Village – Das Dorf sowie Sally Potters The Party.
Seit dem 12. August 2022 sind Jones und Farmiga als Teil eines Ensembles in der für Apple TV+ produzierten Mini-Serie Memorial Hospital – Die Tage nach Hurrikan Katrina zu sehen, welches die tragischen Ereignisse in einem Krankenhaus in New Orleans nacherzählt, dessen Belegschaft nach dem verheerenden Hurrikan Katrina auf sich allein gestellt war. Anlässlich des Streamingstarts der Serie sprechen Jones und Farmiga im Interview über die besonderen Herausforderungen beim Dreh, die Arbeit mit der Vorlage von Autorin Sheri Fink sowie ihr Figuren in Memorial Hospital.
In der Serie werden die Figuren immer wieder vor Herausforderungen gestellt und mit schwierigen Entscheidungen konfrontiert. Gab es dabei einen Moment, den Sie als Schauspieler besonders herausfordernd fanden?
Vera Farmiga: Das ist schwierig in Worte zu fassen. Mir war es wichtig, die emotionale Komplexität meiner Rolle zu erfassen und diese Nuancen herauszuarbeiten. Dem Publikum soll die Leidenschaft und die Menschlichkeit dieser Person bewusst werden und ich hoffe, dies mit meinem Spiel zu erreichen. Dr. Anna Pou durchlebt, wie auch die anderen Figuren, eine ganze Menge. Es geht bei ihr um Kraft, um Ausdauer, aber genauso um das Einsehen des eigenen Versagens. Dabei habe ich mich an der Vorlage von Sheri Fink orientiert und welche Informationen diese mir über meine Rolle geben kann.
Cherry Jones: Für meine Recherche versuchte ich jedes Video und jeden Informationsschnipsel zu sichten über die Ereignisse vor, während und nach Hurrikan Katrina. Eine Konstante, die sich mir offenbarte, war die Aussage, dass es Zustände seien, wie man sie eher in einem Land der Dritten Welt erwarten würde, nicht aber in einem Land wie den USA. Was ich als die größte Herausforderung – aber nicht für mich – bei diesem Projekt empfand, war die, welche sich die Autoren und Regisseure John Ridley und Carlton Cuse auferlegt hatten, als sie sich entschlossen hatten, diese Vorlage von Sheri Fink in ein Drehbuch zu einer Mini-Serie umzuwandeln. Bedenkt man allein die Fülle an Material, die Fink zuerst für ihren Artikel, für den die den Pulitzer Preis gewann, und später für ihr Sachbuch gesichtet hat, war dies ein großes Stück Arbeit, was die beiden geleistet haben. Vorher hatten bereits zwei andere Autoren versucht, Finks Buch zu adaptieren, mussten aber aufgrund der schieren Fülle an Material, der Themen und deren Komplexität kapitulieren. Was mich an der Geschichte nach wie vor nachdenklich macht, ist, wie aktuell sie noch immer ist. Ähnlich wie im Jahre 2005 befinden wir uns in einer Lage, in der man sieht, wie Warnungen, beispielsweise zum Klimawandel, in den Wind geschlagen werden seitens der Politik wie auch der Bevölkerung. Wir haben es nach wie vor mit Phänomenen wie Armut und Rassismus zu tun, die eine solche Notlage noch verschlimmern, vielleicht noch viel gravierender als 2005.
Frau Jones, sie haben einmal gesagt, dass sie eine Figur erst „erfühlen“ müssen, bevor sie diese spielen können. Was genau heißt das bezogen auf ihre Rolle und die von Frau Farmiga in Memorial Hospital?
Cherry Jones: Susan ist eine Person, die eine unglückliche Rolle während der Ereignisse zugeschrieben wird, denn sie muss das Personal im Memorial Krankenhaus koordinieren, muss Entscheidungen treffen und Nachrichten, auch schlechte, übermitteln. Als ich mich dieser Figur annäherte, ging es mir um einfache Fragen, wie beispielsweise, ob Susan eigentlich Sport treibt oder wie ihre Beziehung zu ihrer Mutter ist. Sie muss ein unglaubliches Laufpensum während dieser fünf Tage während und nach dem Hurrikan ableisten und sich zusätzlich um ihre Mutter kümmern, die sie auf ihrer Arbeit besuchen kam. Von daher war es mir wichtig, Antworten auf diese Fragen zu finden, bevor die Dreharbeiten begannen. Dies sind jedoch Aufgaben, vor denen alle Schauspieler stehen, wenn sie eine Figur darstellen sollen. Bei der Serie ging es jedoch auch um andere Besonderheiten, denn wir mussten uns Gedanken darüber machen, wie diese Menschen mit der Erschöpfung, dem Hunger, der Hitze und dem Schlafentzug umgehen würden. Dies beeinflusste das Spiel natürlich und auch hier waren Carlton und John für uns alle eine große Hilfe, denn sie wussten immer genau, wo sich ein Charakter zu einem bestimmten Punkt in der Handlung emotional und physisch befand.
Vera Farmiga: Für mich ist es wichtig, einen Zugang zu einer Figur wie Anna zu finden. Sheri hat für ihr Buch viele Personen, Verwandte wie auch Kollegen Annas, interviewt, was mir eine große Stütze war, als es darum ging, eben diesen Zugang zu finden. Dazu kommen noch unzählige Aussagen ihrer ehemaligen Patienten, die beteuern, wie sehr sie Pou als Ärztin vertrauten, was ebenfalls sehr viel über sie als Medizinerin und als Mensch aus. Als wir Anna zum ersten Mal sehen, beginnt sie eine Schicht am Memorial, die eigentlich gar nicht ihre ist, die sie aber aus reinem Pflichtbewusstsein übernommen hat. Sie mag es, zu helfen und geht in dieser Aufgabe komplett auf. Das zu verstehen, war für mich das Fundament meiner Darstellung in der Serie.
Vielen Dank für das tolle Gespräch.
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