Voices From The Fire
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Voices From The Fire

Voices From The Fire
„Voices From The Fire“ // Deutschland-Start: 24. November 2022 (Kino)

Inhalt / Kritik

Immer mal wieder erreichen einen hierzulande Nachrichten aus den USA, die einen befremdlichen bis teilweise verstörenden Umgang mit der eigenen Geschichte demonstrieren. Gerade der Punkt Sklaverei sorgt für hitzige Diskussionen, wenn in manchen Bundesstaaten der Schulunterricht diese Vergangenheit nicht thematisieren darf oder ehemalige Sklavenplantagen für Hochzeitsfeiern genutzt werden. Wen interessiert schon das Leid der Menschen, wenn die Kulisse so romantisch ist? Dabei muss man gar nicht mit dem Finger auf die Amis zeigen. Genauso ist es eine Illusion zu glauben, dass es heute keine Sklaverei mehr gibt. Immer wieder thematisieren Filme, dass diese noch immer fortbesteht, wenn gleich in anderer Form – siehe etwa 7 Gefangene oder Eine gefangene Frau. Und auch Voices From The Fire führt vor Augen, dass die Fortschritte seither nicht so groß waren, wie wir glauben möchten.

Grausame Geschichten

Rund 40 Millionen Menschen werden jedes Jahr zum Opfer von Menschenhandel, so lässt einen der Dokumentarfilm zu Beginn wissen. Ein überwiegender Teil davon sind Frauen. Einige davon lässt Regisseurin Helen Simon hier zu Wort kommen und ihre Geschichten erzählen. Es sind grausame Geschichten, die einen den Glauben an das Gute im Menschen verlieren lassen. Dafür müssen nicht einmal die manipulativen Mittel zum Einsatz kommen, die man sonst zuweilen in solchen Werken findet. Voices From The Fire begnügt sich damit, die Frauen während ihrer Erzählungen zu zeigen und die Schicksale für sich sprechen zu lassen. Da muss nicht aufgebauscht werden, es braucht keine dramatische Musik oder irgendwelche visuellen Tricksereien, um Mitgefühl erzwingen zu wollen.

Simon verzichtet allgemein darauf, die Frauen zu sehr in die Opferrolle zwingen zu wollen. Schließlich spricht sie in Voices From The Fire mit Betroffenen, die den Ausstieg geschafft haben bzw. die befreit wurden. Manche sind seither damit beschäftigt, die eigenen Wunden zu versorgen und ein neues, eigenes Leben aufzubauen. Andere nutzen die Erfahrungen, um sich für andere stark zu machen. Schließlich sind da draußen noch Millionen anderer, denen es ähnlich geht. Der Dokumentarfilm zeigt damit auf, dass es dringend Handlungsbedarf gibt und wie schwierig der Kampf gegen den Menschenhandel ist. Dafür ist dieser zu etabliert, zudem in zahlreichen Ländern auf dieser Erde – manche davon näher, als es einem lieb sein kann.

Sklaverei kann überall geschehen

So teilen neben einer Frau aus Südafrika und einer aus der Tschechischen Republik auch eine Deutsche ihre Erfahrungen. Ihre Geschichte ist etwas anders, wenn es dort nicht um Entführung und physische Gefangenschaften geht. Stattdessen thematisiert sie die Sexarbeit und zeigt daran auf, wie fließend die Grenzen sein können. Abhängigkeiten können allmählich entstehen und verschiedene Formen annehmen. Teilweise sind sich Betroffene dieser Abhängigkeit auch gar nicht bewusst. Voices From The Fire bietet an dieser Stelle zwar keine Lösung an. Simon verrät nicht, was zu tun ist, gibt keine Ratschläge oder bringt sich selbst anderweitig ein, weder bei dem Streitthema Prostitution noch den unstrittigen Verbrechen der Menschenhändler.

Vielmehr ist der Dokumentarfilm ein Aufruf, sich überhaupt mit dem Thema zu beschäftigen und über einiges nachzudenken. Die deutsche Produktion, die beim DOK.fest München 2022 lief, sieht sich als eine Art Kaleidoskop, in der die unterschiedlichsten Stimmen Raum erhalten. Einige davon sind wiederkehrend, die der drei Protagonistinnen. Andere legen sich wie Gespensterstimmen über das Geschehen, sind flüchtige Erinnerungen an persönliche Erfahrungen. Einzelerfahrungen, die nicht den Anspruch haben, stellvertretend zu sein, und die sich doch in Voices From The Fire zu einem Gesamtbild zusammensetzen, das noch länger nachwirkt.

Credits

OT: „Voices From The Fire“
Land: Deutschland, Tschechische Republik
Jahr: 2021
Regie: Helen Simon
Drehbuch: Helen Simon
Musik: Monika Omerzu Midriaková
Kamera: Carla Muresan

Bilder

Trailer

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Voices From The Fire
fazit
„Voices From The Fire“ lässt mehrere Frauen zu Wort kommen, die zum Opfer von Menschenhandel werden oder in anderer Form damit zu tun haben. Der Dokumentarfilm liefert dabei keine Lösung, macht vielmehr nüchtern auf die Problematik aufmerksam und regt zum Teil zu Diskussionen an.
Leserwertung19 Bewertungen
6.7