Am russischen Polarmeer arbeiten in der Wetterstation „Chodowaricha“ drei Meteorologen, die täglich Daten sammeln, um das Wetter in ganz Europa und Russland vorherzusagen. In völliger Abgeschiedenheit und ohne viel Ablenkung, macht das Leben hier einen tristen Eindruck. Aufgrund der Einsamkeit und den Gefahren, die sich in der eisigen Einöde einstellen, dauert es nicht lang, bis Spannungen im Team aufkommen. Der deutsche Dokumentarfilm Wettermacher wagt daher einen Blick hinter die Kulissen. Der polnische Regisseur Stanisław Mucha (Kolyma) hält dabei das gleichermaßen einsame und unbeschwerliche Leben der Wissenschaftler fest.
Die alte Schule
Obgleich man die Wettervorhersage für die nächsten Tage absolut selbstverständlich hinnimmt und eine hochtechnologische Erfassungsautomatisierung erwarten würde, so zeigt Wettermacher schon in den ersten Minuten, dass der Mensch in diesem Bereich immer noch gebraucht wird. Da in der Wetterstation alles routiniert abläuft, ergibt sich daher ein gleichbleibender Alltag der Forscher. Während in der restlichen Welt der Fortschritt Jahr für Jahr mehr oder weniger direkt sichtbar wird, so stellt sich hier ein gegenteiliger Eindruck ein – die Zeit scheint still zu stehen. Mucha befasst sich dabei aber weniger mit technischen Erklärungen und wie Wettervorhersagen generell funktionieren, sondern fokussiert sich mehr auf das zwischenmenschliche Miteinander. Inwiefern sich das Leben in der russischen Wetterstation zu dem in einer beispielsweise kanadischen unterscheidet, bleibt jedoch ein Rätsel.
Kein wünschenswerter Ort
Auch wenn sich das Team in der eisigen Einöde eingefunden hat, so dringen schnell die menschlichen Bedürfnisse an die Oberfläche. Als die Nenzen, eine der letzten Nomadenvölker in der Arktis, eines Tages vor der Tür stehen, wird direkt sichtbar, wie erfreut die Forscher über etwas Gesellschaft sind. Wettermacher bewegt sich aufgrund dessen zwischen menschlichen Bedürfnissen und dem Leben unter widrigen Verhältnissen. Dass die Kamera dabei leicht distanziert bleibt und die Dokumentation wenig Einblick in die Gefühlswelten gibt, stellt sich Muchas Werk jedoch als kein gefühlsbetontes Portrait heraus. Während andere Naturdokumentationen eindrucksvolle Bilder mit musikalischen Partituren unterlegen und so filmische Poesie einfangen wollen, fällt Wettermacher deutlich minimalistischer aus.
Starkes Ende
Im Vergleich zur ebenfalls neu erschienenen Dokumentation Into the Ice, bei der ebenso das Leben von Meteorologen und die Bedeutsamkeit der Eisschmelze festgehalten wird, fällt hier kein Wort über den Klimawandel und wie sich die täglichen Zahlen der Wettermacher in den letzten Jahren geändert hat. Die Schwäche, dass sich Mucha nicht so richtig zwischen einem gefühlsbetonten und wissenschaftlichen Portrait entscheiden konnte, dringt so im Laufe der 90 Minuten immer weiter an die Oberfläche. Dadurch, dass russische Popmusik immer mal wieder läuft und das Forscher-Ehepaar gegen Ende hin in der Vordergrund rückt, wird jedoch eine unverkennbare Melancholie eingefangen. Das Ende, an dem uns Mucha erklärt, warum die Wettervorhersagen manchmal nicht stimmen, ist letzten Endes die größte Stärke der minimalistischen Dokumentation.
OT: „Wettermacher“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Stanislaw Mucha
Drehbuch: Dorothea Braun, Stanislaw Mucha
Musik: LJUBE
Kamera: Marcus Winterbauer
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