Der Plan von Annie Frieding (Bernadette Heerwagen), ihren potenten Mann Ralf (Thomas Loibl) dem befreundeten Paar Tine (Kathrin von Steinburg) und Nils Konradi (Manuel Rubey) zu überlassen, damit der denen ein Kind macht, ist ziemlich nach hinten losgegangen. Zwar hat er den Auftrag erfolgreich zu Ende geführt, Tine ist von ihm schwanger. Dummerweise haben die beiden dabei aber auch Gefühle füreinander entwickelt, weshalb seither der Haussegen bei beiden Paaren schief hängt. Um irgendwie die Sache zu retten, schlägt Annie daraufhin vor, dass sich die beiden Frauen Ralf versuchsweise teilen sollen. Nils kommt das ganz gelegen, will er doch eh nichts mehr mit allem zu tun haben. Doch die nächsten Probleme kündigen sich bereits an …
Eine idiotische Idee nach der anderen
Eines muss man Annie lassen: Man wird im deutschen Fernsehen kaum eine Figur finden, die ähnlich haarsträubende Ideen hat wie sie. Letzte Woche drehte sie in Annie und der verliehene Mann ihren Ehemann als Zuchthengst anderen an, ohne diesen überhaupt zu fragen. Dass das nicht gut ausgehen kann, sollte jedem mit einem einigermaßen funktionierenden Gehirn und einem Mindestmaß an Menschenkenntnis klar sein. Vielleicht aber auch nicht. Nachdem das erwartungsgemäß alles völlig eskaliert ist und am Ende offen blieb, wie das ungeborene Kind noch geschaukelt werden kann, kommt nun der nächste Schwachsinn. Warum nicht einfach ein Dreierpaar bilden und den Mann wie ein Haustier hin und her zu schicken?
Großzügige Zuschauer und Zuschauerinnen könnten an der Stelle einwerfen, dass der dritte Teil der ZDF-Filmreihe ein zu selten besprochenes Thema aufgreift: Ist eine Polyamorie möglich, bei der ein Mensch mehrere andere gleichberechtigt liebt und mit diesen eine Beziehung führt? Das schwedische Drama Diorama hatte kürzlich etwas ähnliches erzählt. Auch dort sollte eine dysfunktionale Partnerschaft durch einen möglichen Verzicht auf Monogamie gerettet werden. Dort war dies jedoch nur ein Aspekt innerhalb des Porträts eines langsam auseinanderbrechenden Paares. Bei Annie und das geteilte Glück wird das sehr viel prominenter behandelt, wenn der Film von der sich verändernden Dynamik innerhalb des Vierergespanns berichtet. Denn erwartungsgemäß führt diese „Lösung“ nur zu weiteren Problemen.
Oberflächlich und kaum komisch
Eine wirkliche tiefgründige Auseinandersetzung mit dem Thema sollte hier aber niemand erwarten. Wir haben es immer noch mit Abendunterhaltung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens zu tun. Da müssen oft Stichwörter reichen, um die Berieselung nicht weiter zu stören. Das ist nicht zwangsweise ein Problem. Filme dürfen auch einfach nur Spaß machen. Doch auch diesem Anspruch wird Annie und das geteilte Glück nicht gerecht. Drehbuchautorin Dominique Lorenz (Eine harte Tour, Eine Liebe später) baut zwar viele Situationen ein, bei denen deutlich wird, dass sie komisch gemeint waren. Aber nur weil man das unbedingt will, bedeutet das nicht, dass das am Ende auch so wird. Komisch ist diese Komödie eigentlich nie, trotz der Bemühungen des Ensembles.
Tatsächlich ist die ZDF-Produktion einer der vielen TV-Titel, bei denen so wenig Interessantes geschieht, dass sie im besten Fall unter Zeitverschwendung fällt. Wenn der Film überhaupt so etwas wie eine Reaktion provoziert, die über Langeweile hinausgeht, dann ist es Ärger oder zumindest Irritation. Genauer sind die Figuren so anstrengend, dass sich so manche Zuschauer und Zuschauerinnen fragen dürfen: Warum sollte ich mich für diese Leute interessieren? Eine Antwort darauf bleibt Annie und das geteilte Glück schuldig. Klar, wer die ersten beiden Teile mochte, wird wohl auch beim dritten auf seine Kosten kommen. Der Rest sollte den Abend lieber anderweitig verplanen.
OT: „Annie und das geteilte Glück“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Martin Enlen
Drehbuch: Dominique Lorenz
Musik: Biber Gullatz, Lukas Kiedaisch
Kamera: Philipp Timme
Besetzung: Bernadette Heerwagen, Thomas Loibl, Kathrin von Steinburg, Manuel Rubey, Antonia Fulss, Lilian Naumann, Eugene Boateng, Brigitte Kren, Michael Lerchenberg, Rita Russek
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