Seit Jahren schon versuchen Tine Konradi (Kathrin von Steinburg) und ihr Mann Nils (Manuel Rubey) ein Kind zu bekommen. Doch was sie auch tun, trotz großen Einsatzes und kostspieliger Behandlungen: Es wird nichts draus. Und so macht ihre Freundin Annie Frieding (Bernadette Heerwagen) den beiden einen Vorschlag: Wie wäre es, wenn ihr Mann Ralf (Thomas Loibl) aushelfen würde? Schließlich haben sich seine Spermien mehr als bewährt und dürften auch bei Tine zu raschen Ergebnissen führen. Der fühlt sich von seiner neuen Aufgabe überrumpelt, lässt sich aber zu diesem Freundschaftsdienst überreden. Dabei ahnen weder er noch die drei anderen, was sie mit dieser Idee anrichten werden …
Ein bescheuertes Szenario
Zweieinhalb Jahre ist es inzwischen her, dass Annie – kopfüber ins Leben ausgestrahlt wurde und dabei mehr als fünf Millionen Menschen vor die Fernseher lockte. Das war genug für das ZDF, um gleich zwei weitere Filme rund um die chaotischen Familien zu produzieren. Mit Annie und der verliehene Mann geht es los, eine Woche später steht mit Annie und das geteilte Glück bereits der Nachfolger an. Den braucht es auch insofern, da die Geschichte um mühselige Schwängerungsversuche mehr oder weniger mittendrin abbricht und nicht ganz klar ist, wie es weitergeht. Das ist zwar nicht direkt ein Cliffhanger, soll aber doch genug Anreiz bieten, um auch beim dritten Teil wieder anzuschalten.
Doch so offensichtlich diese „Fortsetzung folgt“-Mechanik auf ein wiederkehrendes Publikum abzielt, als Argument ist das nicht überzeugend. Zumindest nicht, wenn das Mittelstück so mäßig ausfällt wie hier. Schon das Grundszenario von Annie und der verliehene Mann ist so bescheuert und an den Haaren herbeigezogen, dass man sich fragen muss: Warum tut ihr das? Den Mann gegen seinen Willen zu einem Deckhengst zu machen, ist nicht gerade Ausdruck einer funktionierenden Beziehung. Dass sich niemand der vier darüber Gedanken macht, was dieses Arrangement für die beiden Paare bedeuten wird, spricht jetzt auch nicht gerade für die Figuren – oder das Drehbuch, welches diesen Blödsinn zu verkaufen versucht.
Eine Komödie ohne Witz
Natürlich muss ein Film nicht plausibel sein. Gerade bei Komödien darf man gern mal die eine oder andere Grenze zum Unsinn überschreiten, solange das Ergebnis dann auch Spaß macht. Und als Komödie wird Annie und der verliehene Mann ja auch verkauft. Doch genau an der Stelle scheitert der Film: Knapp anderthalb Stunden dauert der Film, wie es bei TV-Produktionen üblich ist. In der Zeit gelingt es der Drehbuchautorin Dominique Lorenz (Eine harte Tour, Eine Liebe später) nicht, auch nur eine witzige Szene aufs Papier zu bringen. Wenn sich beispielsweise Tine und Ralf im Bett abmühen, dann soll das offensichtlich das Publikum irgendwie erheitern. Der Film bleibt aber den Beweis schuldig, warum das denn amüsant sein sollte, wenn zwei Leute, die keinen Sex miteinander haben wollen, dabei keinen Spaß haben.
Nun sind unkomische Komödien im öffentlich-rechtlichen Fernsehen keine Seltenheit. Manchmal werden diese aber durch ungewöhnliche Szenarien gerettet oder haben anderweitig etwas Interessantes mitzuteilen. Bei Annie und der verliehene Mann fehlt etwas Vergleichbares jedoch. Am ehesten wäre das noch der Punkt gewesen, dass ein unerfüllter Kinderwunsch Beziehungen kaputt machen kann. Anstatt sich aber auf diesen Aspekt zu konzentrieren, verrennt sich der Film in seine groteske und zugleich belanglose Geschichte. Das ist schade um das verschwendete Ensemble, das hier seine Qualitäten nicht ausspielen kann. Und es ist schade um die verschwendete Zeit, wenn man seinen Abend hiermit verbringt.
OT: „Annie und der verliehene Mann“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Martin Enlen
Drehbuch: Dominique Lorenz
Musik: Biber Gullatz, Lukas Kiedaisch
Kamera: Philipp Timme
Besetzung: Bernadette Heerwagen, Thomas Loibl, Kathrin von Steinburg, Manuel Rubey, Antonia Fulss, Lilian Naumann, Eugene Boateng, Brigitte Kren, Michael Lerchenberg, Rita Russek
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