Athena Netflix
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Athena

Athena Netflix
„Athena“ // Deutschland-Start: 23. September 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Als der 13-jährige Idir in einem Vorort von der Polizei zu Tode geprügelt wird, gehen die Menschen dort auf die Barrikaden. Eine Welle der Gewalt erfasst den Ort, die sich kaum noch aufhalten lässt. Inmitten dieser Welle ist auch Karim (Sami Slimane), einer von drei älteren Brüdern des Verstorbenen. Während dieser zunehmend von seiner Wut zerfressen ist und sich an dem Mörder seines jüngeren Bruders rächen will, versucht Abdel (Dali Benssalah), der gerade als Soldat vom Einsatz im Ausland zurückgekommen ist, die Lage zu deeskalieren. Moktar (Ouassini Embarek), der Dritte im Bunde, hat weder an dem einen, noch dem anderen Interesse. Sein Hauptaugenmerk liegt vielmehr darauf, weiterhin seinen kriminellen Machenschaften nachgehen zu können …

Rückkehr in die explosiven Banlieues

Wer sich französische Filme anschaut, die sich in irgendeiner Form mit den Banlieues befassen, der kommt schnell zu dem Eindruck, dass das gesamte Land ein einziges Pulverfass ist. Das berühmteste dürfte das für einen Oscar nominierte Die Wütenden – Les Misérables sein, bei dem drei fragwürdige Polizisten versuchen, eine Gewaltexplosion zu verhindern. Dessen Regisseur Ladj Ly liefert nun als Autor eine Art Fortsetzung davon mit dem Netflix-Film Athena. Genauer schrieb er an dem Drehbuch mit, gemeinsam mit Regisseur Romain Gavras (Die Welt gehört dir) und Elias Belkeddar. Erneut geht es in einen Vorort. Erneut geht es um eine Bevölkerung am Rande der Gesellschaft, deren Unzufriedenheit nach einem Vorfall zu einem Flächenbrand zu führen droht. Und auch Alexis Manenti, Hauptdarsteller und Co-Autor des 2019 veröffentlichten Thrillers, hat wieder eine größere Rolle, wenngleich es eine andere ist.

Inhaltlich haben Gavras dabei nichts Nennenswertes zum Diskurs beizutragen. Der Film dreht sich um die üblichen Themen Perspektivlosigkeit, Verbrechen und polizeiliche Übergriffe. Ein bisschen versucht das Drehbuchtrio, die an und für sich dünne Geschichte noch ein wenig aufzuwerten, indem es drei ungleiche Brüder zu den Aushängeschildern macht. Eine ganz ähnliche Konstellation hatte vor einigen Jahren ein weiteres französisches Krimidrama. In Banlieusards – Du hast die Wahl standen ebenfalls zwei von drei Brüdern aus einem Vorort auf unterschiedlichen Seiten des Gesetzes. Während der eine gezielt Verbrechen begeht, versucht der andere, diese zu verhindern, was notgedrungen auf einen großen Konflikt hinauslaufen muss.

Intensive Momente

Während der besagte Netflix-Kollege dabei die Tragik besonders betonte, geht diese in Athena gern mal ein bisschen unter. Wichtiger war es Gavras, die Atmosphäre des Pulverfasses zu kreieren. Der Rest ist nur Mittel zum Zweck. Die Atmosphäre ist dafür tatsächlich sehr stark. Immer wieder schafft er es, gemeinsam mit seinem Kameramann Matias Boucard (Eiffel in Love), intensive Momente zu erzeugen. Diese sind mal von einer dokumentarisch anmutenden Direktheit, mal sehr kunstvoll gestaltet. Gerade die mehrminütige Plansequenz zu Beginn des Films ist beeindruckend und bereitet das Publikum auf einen explosiven Actionthriller vor, bei dem es an allen Ecken und Enden knallt – oder zumindest die Gefahr besteht, dass es gleich knallen wird.

Das ist spannend und bedrückend. Dass man hier, wie schon bei Les Misérables oder dem ähnlichen Shorta – Das Gesetz der Straße, immer wieder die Orientierung verliert, wo man sich eigentlich gerade auffällt, verstärkt dies noch. Als Zuschauer bzw. Zuschauerin landet man inmitten des Geschehens, wird von dieser Welle der Gewalt mitgerissen, ohne zu wissen wohin einen die Ereignisse noch mittreiben werden. Mit einer ausgefeilteren Geschichte oder interessanteren Charakteren hätte daraus ein echtes Highlight werden können. Aber auch so ist der französische Actionthriller, der bei dem Wettbewerb der Filmfestspiele in Venedig 2022 Premiere feierte, auf jeden Fall sehenswert und wird zu einer packenden Seherfahrung inmitten der vielen austauschbaren Filmbelanglosigkeiten des Streaminggiganten.

Credits

OT: „Athena“
Land: Frankreich
Jahr: 2022
Regie: Romain Gavras
Drehbuch: Romain Gavras, Ladj Ly, Elias Belkeddar
Musik: Gener8ion
Kamera: Matias Boucard
Besetzung: Dali Benssalah, Sami Slimane, Anthony Bajon, Ouassini Embarek, Alexis Manenti

Bilder

Trailer

Filmfeste

Venedig 2022

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Athena
fazit
„Athena“ ist ein spannender Actionthriller über eine Banlieue, bei dem eine Gewaltexplosion zu verheerenden Folgen führt. Inhaltlich hat der Film dem zuletzt häufiger behandelten Thema nicht viel hinzuzufügen, gerade auch bei den Charakteren. Aber es ist packend umgesetzt, zwischen dokumentarisch und kunstvoll.
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