Atlantide
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Atlantide

„Atlantide“ // Deutschland-Start: 8. September 2022 (Kino)

Inhalt / Kritik

Atlantide ist einer dieser Filme, bei denen man Hunderte oder Tausende von Wörtern benutzen könnte bei dem Versuch ihn zu beschreiben. Und doch wäre es irgendwie falsch. Es wäre allein schon deshalb falsch, weil das Werk selbst kaum Wörter verwendet. Allgemein verzichtet Regisseur und Drehbuchautor Yuri Ancarani auf viele Elemente, die wir mit einem Film in Verbindung bringen würden. Eine klar erkennbar Handlung zum Beispiel. Rund 100 Minuten geht das hier. Bei vielen davon passiert wenig bis nichts. Dann und wann gibt es zwar schon mal eine Zuspitzung. Rasant ist der Film sowieso, wenn wir uns an Bord von Schnellbooten begeben, die durch Venedig sausen. Ein Ziel ist während dieser Raserei jedoch nicht zu sehen, weder für die jungen Männer, die in diesen herumfahren, noch für den Film als solchen.

Das bedeutet jedoch nicht, dass der Film nichts zu bieten hat. Im Gegenteil: Er ist ausgesprochen sehenswert. Das liegt auch am Werdegang von Ancarani. Der ist von Haus aus eigentlich Videokünstler, seine Werke sind in internationalen renommierten Museen zu sehen. Atlantide gleicht dann auch einer Videoinstallation, wenn er uns das Leben seiner jungen Protagonisten und Protagonistinnen zeigt. Diese spielen sich mehr oder weniger selbst, sofern man das überhaupt als spielen bezeichnen möchte. Solche Werke im Grenzbereich von Spielfilm und Dokumentation gibt es natürlich immer wieder. The Rider ist ein solches Beispiel, damals ging es um die Träume eines Rodeo-Reiters. Während das dort aber durchaus als Lebensgeschichte durchging, welche auch einiges über die Gesellschaft aussagte, fehlt hier etwas Vergleichbares.

Ein visueller Rausch

Wenn überhaupt, dann ist es ein Gefühl, welches der Regisseur mit uns teilt. Das Gefühl einer Jugend, bei der Langeweile und Spannung recht fließende Übergänge hat. Die Schnellboote sind so etwas wie das ein und alles. Dabei bleibt offen, ob diese Fixierung dazu geführt hat, dass drumherum so wenig Erstrebenswertes gesehen wird, oder ob die Perspektivlosigkeit auf die Boote geführt hat. Dafür hätte man vielleicht mehr mit den jungen Menschen sprechen müssen. Atlantide ist jedoch viel zu fasziniert von dem Anblick, um nach einer wirklichen Geschichte dahinter zu fragen oder zu suchen. Eine Faszination, die durchaus ansteckend ist. Dabei muss man selbst kein Fan berauschender Geschwindigkeiten sein, um von diesem Trip gefesselt zu werden. Das hier ist keine Doku für die The Fast and the Furious Zielgruppe.

Stattdessen handelt es sich bei dem Werk, das 2021 in Venedig Weltpremiere hatte, um eine kunstvoll angelegte Komposition. Mal sind es die Perspektiven, mit denen einen Ancarani staunend auf die Leinwand blicken lässt. Auch Farben werden immer wieder eingesetzt, um Bilder zu erzeugen, die gleichzeitig dokumentarisch und nicht von dieser Welt sind. Natürlich sollte man für solche visuell geprägten Filme empfänglich sein, um etwas mit Atlantide anfangen zu können. Ansonsten droht schnell Langeweile. Eine entsprechende Aufnahmebereitschaft vorausgesetzt ist dieses experimentelle Dokudrama aber einer der schönsten Filme, die dieses Jahr in unseren Kinos laufen.

Credits

OT: „Atlantide“
Land: Italien, Frankreich, USA, Katar
Jahr: 2021
Regie: Yuri Ancarani
Drehbuch: Yuri Ancarani
Musik: Francesco Fantini, Lorenzo Senni
Kamera: Yuri Ancarani, Thomas Pilani, Mauro Chiarello

Bilder

Trailer

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Atlantide
fazit
„Atlantide“ begleitet junge Männer in Venedig, die mit ihren Schnellbooten umherfahren. Der Film ist dabei irgendwo zwischen Drama, Dokumentation und Videoinstallation angesiedelt. Gesprochen wird kaum, die Handlung ist ebenfalls überschaubar. Dafür gibt es in der kunstvollen Komposition umso mehr zu sehen.
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5.4