Billy Kuckuck Mutterliebe TV Fernsehen Das Erste ARD Mediathek
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Billy Kuckuck: Mutterliebe

Billy Kuckuck Mutterliebe TV Fernsehen Das Erste ARD Mediathek
„Billy Kuckuck: Mutterliebe“ // Deutschland-Start: 30. September 2022 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Als Billy Kuckuck (Aglaia Szyszkowitz) trotz guten Zuredens von der Schuldnerin Jule Hellwig (Anja Knauer) ruppig zurückgewiesen wird und diese noch nicht mal am Versuch einer Lösung interessiert ist, macht die Gerichtsvollzieherin kurzen Prozess. Sie pfändet einfach das Auto. Erst später stellt sie entsetzt fest, dass Hellwig obdachlos ist und in eben diesem Auto gelebt hat. Von Schuldgewissen getrieben versucht sie der Frau irgendwie zu helfen. Einfach ist das nicht, da sie über vieles nicht offen reden will und Kuckuck deshalb die Situation nur schwer einschätzen kann. Dabei hat sie in ihrem Privatleben schon mehr als genug um die Ohren. So gibt es in ihrer neuen Wohnung einen Wasserschaden, weshalb sie notgedrungen wieder bei ihrer Mutter Christel Geuskens (Ursela Monn) einzieht …

Zwischen gut und böse

Jemandem das letzte Bisschen wegzunehmen, der sowieso kaum etwas hat, das ist keine einfache Aufgabe. Zumindest für jemanden, der so etwas wie ein Herz hat. In Filmen sind Schuldeneintreiber daher geeignet für antagonistische Rollen, gleich ob es sich um Kriminelle handelt oder solche, die im Auftrag des Staates unterwegs sind. Insofern war es schon eine ungewöhnliche Entscheidung, bei der ARD-Filmreihe Billy Kuckuck eine Gerichtsvollzieherin zur Protagonistin zu machen. Wie soll man denn bei jemandem mitfühlen, der zwar im Rahmen des Gesetzes arbeiten mag, den man in moralischer Hinsicht jedoch gern schnell mal als fragwürdig abtut? Ganz einfach, indem man sie wie in dem neuen Teil Mutterliebe zur pathologischen Helferfigur macht.

Tatsächlich zeigt sich die Titelheldin hier nur in den ersten Minuten als unbarmherzige Eintreiberin. Hat sie erst einmal erkannt, wie schlecht es ihrer neuen Zielfigur geht, tut sie alles, um dieser durch die Geschichte zu helfen. Grundsätzlich ist das nett und erlaubt Drehbuchautor David Ungureit (Checkout, Systemfehler – Wenn Inge tanzt), sie dann doch irgendwie zur Guten zu machen. Und damit es keinen Zweifel daran gibt, dass sie die Gute ist, wird noch ein Leiter eines Supermarktes eingeführt, der im Anschluss als Feindbild herhalten muss, obwohl er am Schicksal von Hellwig keine Schuld trägt. Dass er sich ans Gesetz hält, im Gegensatz zu diversen anderen Figuren, scheint in Billy Kuckuck: Mutterliebe niemanden zu interessieren. Er ist dann doch der Böse.

Zu viel auf einmal gewollt

Dass Kuckuck ständig irgendwelche Grenzen überschreitet und sich selbst nicht mehr für Gesetze interessiert, ist bei ihrem Beruf schon ein wenig irritierend. Aber irritierende Figuren gibt es in dem Film einige. Irgendwie sind die meisten hier nervig und verhalten sich auf nicht immer nachzuvollziehende Weise. Bei Kuckucks Mutter scheint dies als Comic Relief gedacht zu sein, wenn sie sich im fortgeschrittenen Alter mit irgendwelchen Männern trifft. Theoretisch ist das nicht schlecht, ein Gegengewicht zu dem geballten Drama in Billy Kuckuck: Mutterliebe tut schon ganz gut. Schließlich geht es in dem Film nicht nur um eine Frau, die nicht genug Geld hat, um ein würdiges Leben zu führen. Da werden noch eine Reihe weiterer Themen eingeführt, von dem verschwenderischen Umgang mit Lebensmitteln bis zu Mietwucher, die alle zum Ernst der Lage beitragen. Beziehungsdramen gibt es obendrein.

Das Ergebnis erinnert jedoch leider an die ZDF-Kollegin von Frühling. Nicht nur dass hier vieles zu geballt ist. Zudem verwundert es schon, wenn es sich die Gerichtsvollzieherin offensichtlich erlauben kann, tagelang nur einen einzigen Fall zu bearbeiten. Auch wenn Billy Kuckuck: Mutterliebe einige gesellschaftlich relevante Themen anspricht, die es wert wären, vertieft zu werden, und das Ansinnen grundsätzlich sympathisch ist: In dieser Form tat man sich keinen Gefallen. Der Film ist unglaubwürdig und oberflächlich in einem, was im Zusammenspiel mit dem besagten Hang zur Selbstjustiz kein besonders gutes Bild hinterlässt. Das Szenario mag ungewöhnlich sein. Das allein reicht für einen guten Film aber nicht aus.

Credits

OT: „Billy Kuckuck: Mutterliebe“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Thomas Freundner
Drehbuch: David Ungureit
Musik: Helmut Zerlett
Kamera: Ralf M. Mendle
Besetzung: Aglaia Szyszkowitz, Anja Knauer, Ursela Monn, Gregor Bloéb, Vivien Sczesny, Eva Verena Müller, Rüdiger Klink, Ben Braun, Vita Tepel

Bilder

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Billy Kuckuck: Mutterliebe
fazit
Eine Gerichtsvollzieherin versucht einer Obdachlosen zu helfen, nachdem sie ihr das Auto weggenommen hat, in dem diese schlief. Das ist ein nicht ganz alltägliches Szenario für einen TV-Film. Danach verrennt sich „Billy Kuckuck: Mutterliebe“ aber völlig, spricht zu viele Themen an, ohne diese vertiefen zu können, und nervt zudem durch die Figuren sowie den Hang, unliebsame Gesetze einfach zu ignorieren.
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