Blonde Netflix Marilyn Monroe
© Matt Kennedy / Netflix

Blond

Blonde Netflix Marilyn Monroe
„Blond“ // Deutschland-Start: 28. September 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Norma Jean Baker (Lily Fisher, später gespielt von Ana de Armas) wächst bei ihrer Mutter Gladys (Julianne Nicholson), aber ohne ihren Vater auf, von dem ihr nur ein ominöses Foto bleibt und die ewigen Ausreden ihrer Mutter, warum er sie nicht sehen könne. Als ihre Mutter in eine psychiatrische Klinik eingeliefert wird, beginnt für die Teenagerin eine lange Zeit, in der sie bei Pflegefamilien und in Waisenhäusern lebt, bis sie eines Tages als Model die ersten Titelseiten von Illustrierten ziert. Die Aufmerksamkeit gefällt ihr zwar, doch sie hat höhere Ambitionen und nimmt an einem Schauspielkurs bei dem renommierten Coach Lee Strasberg teil. Als sie dann für ihre erste Filmrolle vorgeschlagen wird, scheint der Traum einer Karriere in der Traumfabrik zum Greifen nah zu sein, auch wenn der Weg nicht nur über Castings geht, sondern zugleich durch die Büros der Studiobosse, die Norma Jean missbrauchen und zu sexuellen Gefälligkeiten nötigen. Dafür aber steigt ihr Stern unaufhörlich, sowie die Aufmerksamkeit, die sie von den Medien erhält, die jede ihre Bewegungen beobachten. Es ist der Beginn ihres zweiten Lebens, es ist der Beginn von Marilyn Monroe.

Immer mehr wird Marilyn zu einem internationalen Star, einem Sexsymbol, das den Klatschblättern einen stetigen Strom von Schlagzeilen sichert. Während gleichzeitig ihre Projekte wie Blondinen bevorzugt und Das verflixte 7. Jahr zu Hits werden, sehnt sich Norma Jean nach einer Herausforderung und einer Gelegenheit, sich zu beweisen und nicht mehr länger nur als Sexsymbol gesehen zu werden. Ebenso begleitet sie der Wunsch, ihren wahren Vater kennenzulernen, was viele der Männer in ihrem Leben auszunutzen wissen.

Die Hintergründe einer Tragödie

Viele Gerüchte ranken sich um das Leben und den Tod der Schauspielerin Marilyn Monroe, deren Leinwandfiguren nicht nur weltweit bekannt sind, sondern die auch bis heute zu einem festen Bestandteil der Popkultur geworden ist. Entsprechend aufmerksam wird ein Projekt wie Andrew Dominiks Blond beobachtet, welches bereits 2010 angekündigt wurde, damals noch mit Naomi Watts in der Hauptrolle. Anders als die bekannten Biopics der Traumfabrik soll es in Blond, der seit dem 28. September 2022 auf Netflix zu sehen ist, um die Hintergründe dieses Lebens gehen und warum es zu einem solch tragischen Ende kam.

Wie man bereits den ersten Trailern zu Blond entnehmen konnte, ist Dominiks Film nicht bloß ein Blick auf eine Karriere, sondern im Kontext der Umwälzungen in der Traumfabrik durch Bewegungen wie #MeToo ebenso ein ernüchternder Blick auf entsprechende Praktiken in der Branche. Von daher geht Dominiks Drehbuch zwei Wege gleichzeitig, denn der Lebensweg der Monroe eröffnet den Blick auf ein Leben, welches mehr und mehr von der öffentlichen Meinung sowie der manipulativen Perspektive der Medien definiert wird. Dies spiegelt sich auch in dem formalen Ansatz von Blond wider, der bisweilen einer der vielen eleganten Fotoserien ähnelt, durch welche die Monroe unter anderem bekannt wurde. Ästhetisch ansprechend ist dies alle Mal und imitiert an manchen Stellen das Image, welches die Studios und das Management von einer Person wie Marilyn Monroe etabliert haben, doch beißt sich bisweilen ebenso mit dem verstörenden Inhalt mancher Szenen, in denen es unter anderem um sexuelle und körperliche Gewalt, Traumata und nicht zuletzt Drogensucht geht.

Vorbereitungen auf eine Rolle

Abseits der Bilder überwiegt das Drama einer Frau, die zwischen zwei Rollen changiert, aber sich bei keiner von beiden gänzlich sicher ist. Ana de Armas gibt eine mutige Darstellung als eine Frau, die sich im Zwiespalt von Norma Jean auf der einen Seite und Marilyn Monroe auf der anderen Seite sieht. Die ungeheure Emotionalität, mit der sie sich in eine Probe während einer der Sitzungen bei Strasberg wirft, eröffnet den Blick auf eine Person, die nicht spielen kann, weil sie eigentlich nie etwas anderes tut. Dominik und de Armas interpretierten die Monroe als eine Frau, die immer unsicher zu sein scheint, als ob sie immerzu Lampenfieber hat oder Angst hat, dabei ertappt zu werden, dass doch alles nur eine Fassade und sie eine Lügnerin ist. Das ist eine schwierige, hochkomplexe Aufgabe, doch Ana de Armas meistert diese nicht nur, sondern hält die Aufmerksamkeit des Zuschauers auf sich, fasziniert mit ihrer Schönheit wie auch mit den Abgründen dieser Frau, von der alle dachten, man hätte sie verstanden, doch dabei gelang dies ihr selbst noch nicht einmal.

Credits

OT: „Blonde“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Andrew Dominik
Drehbuch: Andrew Dominik
Musik: Nick Cave, Warren Ellis
Kamera: Chayse Irvin
Besetzung: Ana de Armas, Adrien Brody, Bobby Cannavale, Xavier Samuel, Julianne Nicholson

Bilder

Trailer

Filmfeste

Venedig 2022

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fazit
„Blond“ ist auf der einen Seite die Biografie Marilyn Monroes, doch ebenso ein schonungsloser, teils schmerzhafter Blick auf die ausbeuterische Seite der Filmindustrie, die sich aus heutiger Sicht gar nicht so viel verändert hat. Andrew Dominiks zeigt Traumata, sexuelle Gewalt und Drogensucht und zwingt seine Zuschauer geradezu, sich diesem Leben zu widmen, von dem „Blond“ erzählt, was nicht zuletzt dank einer großartigen Hauptdarstellerin gelingt.
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