In einer kleinen Gemeinde in Puglien regieren das öffentliche Leben schon seit Generationen zum einen der Katholizismus und zum anderen das Verbrechen. Gleich drei Familien teilen die Stadt unter sich auf, wobei die Malatestas und die Camporeales verfeindet sind und nur eine Vermittlung des dritten Clans schlimmeres Blutvergießen bislang verhindert hat. Dennoch hat der Anführer der Malatestas, Paky (Giovanni Trombetta), seinem Schwur, den Tod seiner Eltern durch ein Killerkommando der Camporeales zu rächen, Taten folgen lassen und ein blutiges Regime aufgebaut. Ausgerechnet sein Sohn Andrea (Francesco Patanè) bedroht die Familienehre durch seine Beziehung zu Marilena Camporeale (Elodie), die zudem noch verheiratet ist und zwei Kinder hat. Trotz eindringlicher Warnungen seines Vaters kann Andrea die Beziehung zu seiner Geliebten nicht beenden, was die Gemüter noch weiter erhitzt und die Gemeinde abermals an den Rand des Krieges bringt. Als die Geliebten schon bereit sind, mit ihren jeweiligen Familien zu brechen, kommt es zu einem folgenschweren Ereignis, denn Paky fällt einem Attentat zum Opfer.
Ich esse dein Herz.
In seinem zweiten Langfilm, der dieses Jahr im Rahmen der Filmfestspiele in Venedig gezeigt wird, stützt sich Regisseur Pippo Mezzapesa auf den wahren Fall einer jungen Frau, deren Aussage maßgeblich dazu beitrug, die Machenschaften eines großen Mafiaclans aufzudecken. Anders als beispielsweise Matteo Garrones Gomorrha – Reise in das Reich der Camorra setzt Mezzapesa aber weniger auf Realismus, sondern vielmehr auf eine stilisierte Erzählweise, in deren Mittelpunkt die Frage steht, inwiefern Gewalt und Verbrechen ein so starkes Gefühl wie Liebe auslöschen können.
Wenn man den etwas kitschigen englischen Titel vergisst und stattdessen das italienische Original nimmt, wird schon eher deutlich, auf was für einen Film mach sich bei Burning Hearts einstellen muss. „Ich esse dein Herz“ betont die Nähe zwischen den großen Emotionen und der Brutalität, die sich in jedem der Bilder dieses Films sowie in den Figuren wiederfindet. Fast möchte man meinen, man sähe dem Geschehen auf einer Bühne zu, denn Mezzapesa zeigt hier großes Theater, was die weiten Einstellungen oder die Inszenierung generell noch unterstreicht. Die karge Landschaft oder die Industrieruinen, welche die Kamera Michele D’Attanasios immer wieder einfängt, sind der Hintergrund einer Szenerie der Gewalt, in der nur noch Verbrechen und Leid zu Hause sind und die Totenanzeigen festhalten, wer von den drei Familien die Oberhand hat.
Gewalt und Leidenschaft
Die schwarz-weißen Bilder, die Bilder und die Themen, welche Mezzapesa in Burning Hearts vereint, machen deutlich, dass es sich bei seinem Spielfilm um ein großes Drama handelt, welches die Nähe zu den großen Gangsterdramen ebenso sucht wie zu den Stücken eines William Shakespeare. Gerade dieses Bewusstsein findet sich in im Schauspiel der Darsteller, allen voran Elodie und Francesco Patanè, wieder, die sich mit teils großer Gestik und einem gewissen Hang zum Schwermut oder Pathos dem Trend in der Inszenierung anschließen. Zeitweise ist dies toll anzusehen, besonders in Kombination mit den bereits erwähnten Bildern, doch erzählerisch kann dies dem Genre kaum neue Akzente geben und verlässt sich eher auf bereits Bekanntes oder Vorhersehbares. Dass das Drehbuch gerade solche Aspekte noch bis ins letzte Detail versucht auszuwalzen, macht Burning Hearts bisweilen auch sehr zäh.
OT: „Ti mangio il cuore“
Land: Italien
Jahr: 2022
Regie: Pippo Mezzapesa
Drehbuch: Antonella Gaeta, Pippo Mezzapesa, Davide Serino
Musik: Teho Teardo
Kamera: Michele D’Attanasio
Besetzung: Elodie, Francesco Patanè, Lidia Vitale, Francesco Di Leva, Giovanni Trombetta, Letizia Pia Cartolaro
https://www.youtube.com/watch?v=-uWpBRbDc6I
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