Steven Kovacs (Matthew Broderick) macht seiner Freundin Robin (Leslie Mann) einen Heiratsantrag, der nicht das gewünschte Resultat erzielt, weshalb er aus der gemeinsamen Wohnung und in ein eigenes Apartment ziehen muss. Als der Kabelmann (Jim Carrey) kommt, steckt Steven ihm etwas Geld zu, um sich die Filmkanäle illegal freischalten zu lassen. Im Gegenzug möchte der Kabelmann, der sich später als Chip Douglas vorstellt, Zeit mit Steven verbringen. Am nächsten Tag fahren sie zu der zentralen Satellitenschüssel der Stadt und lernen sich besser kennen. Für Steven ist die Sache damit an sich abgeschlossen, Chip allerdings erweist sich als überaus anhänglich und vor allem aufdringlich. Bevor Steven weiß wie ihm geschieht, ist Chip ein fester Bestandteil seines Lebens, der sich nicht so einfach loswerden lässt …
Ende gut, alles gut?
Dem Drehbuch von Cable Guy – Die Nervensäge ließe sich einiges vorwerfen, aber sicher nicht, dass es narrativ schlecht konstruiert wäre. Die Probleme liegen eher bei den Charakteren, wir werden noch darauf zurückkommen. Schon recht früh wird ein Nebenhandlungsstrang etabliert, der sich immer wieder leise im Hintergrund abspielt und scheinbar keine Verbindung zum Plot hat. Dennoch wird ab spätestens der zweiten dieser Szenen klar, dass sie nicht nur aus Jux und Tollerei in den Film implementiert wurden, sondern das Ganze eindeutig auf einen Payoff hinarbeitet, auch wenn zunächst tatsächlich überhaupt nicht klar ist, worin dieser bestehen soll.
Regisseur Ben Stiller spielt Zwillingsbrüder, die als Kinder berühmte Fernsehstars waren und von denen der eine den anderen nun im Erwachsenenalter umgebracht hat und dafür vor Gericht steht. Der Prozess ist immer wieder Thema in den ab und zu gezeigten Nachrichten und der Fall wird sogar mit Eric Roberts (Gastauftritt als er selbst) verfilmt. Während das alles prozentual gesehen nicht viel von Cable Guy – Die Nervensäge ausmacht, ist es elementar für das Finale des dritten Aktes. Wer den Streifen vor 20 Jahren gesehen und ihn in guter Erinnerung behalten haben mag, wird sich bei einer heutigen Sichtung wohl die längste Zeit fragen, was daran denn jetzt so toll gewesen sein sollte. Es ist das Ende beziehungsweise der ganze dritte Akt, welcher den Film endgültig als Satire ausweist.
Figuren mit Schwächen
Als Cable Guy – Die Nervensäge 1996 erschien, befand sich Jim Carrey immer noch im Fahrwasser des Erfolgsjahres 1994: Ace Ventura – Ein tierischer Detektiv, Die Maske und Dumm und Dümmer waren absolute Publikumslieblinge und katapultierten Carrey in den Superstarstatus als Komiker. Wer mit einer entsprechenden Erwartungshaltung in den Film ging, konnte nur enttäuscht werden. Der Kabelmann ist zwar ein komischer Charakter, allerdings kein inhärent lustiger, er ist vielmehr ein seltsamer Sonderling. Ein Flashback, der einen Moment aus Douglas‘ Kindheit zeigt, erklärt wieso der Kabelmann so viele Filmzitate in normale Konversationen einstreut beziehungsweise so einen Hang zu allem hat, was mit dem Fernsehen zu tun hat. Vielleicht wäre diese Szene dramaturgisch gesehen aber besser als Eröffnung verwendet worden, so ist sie jedenfalls etwas zu spät platziert.
Das Problem mit den Protagonisten geht aber über solche Aspekte hinaus. Steven scheint einerseits der geborene Waschlappen zu sein, der sich (zumindest anfangs) alles von Chip gefallen lässt, ist andererseits jedoch Robin gegenüber mühelos der selbstbewusste Casanova – obwohl sie ihn ja gerade hinausgeworfen hat. Douglas wiederum ist zum einen der einsame Eigenbrötler, hat zum anderen aber so viel Einfluss auf die verschiedensten Leute, dass er – Vorsicht Spoiler! –Steven nicht nur straffrei zu einem öffentlichen Zweikampf mit mittelalterlichen Waffen zwingen, sondern ihn später sogar ins Gefängnis wandern lassen kann, weil er Polizisten und Gefängniswärter unter seiner Kontrolle hat.
Wie erwähnt ist Cable Guy – Die Nervensäge eine Satire, allerdings dauert es eben, bis sie sich als solche offenbart – vor allem bei ihrem damaligen Erscheinen. Heutzutage ist der Persiflage-Aspekt, der sich seinerzeit eigentlich erst im dritten Akt zu erkennen gab, dank des Internets wesentlich offensichtlicher. Douglas scheint der Prototyp Mensch zu sein, der zu viel Zeit damit verbringt, sich in YouTube-Kommentaren zu tummeln oder ungefragt in zu viele DMs zu sliden. Ob Drehbuchautor Lou Holtz Jr., der weder davor noch danach jemals in Erscheinung getreten ist, wirklich so prophetisch veranlagt war, dass er das alles vorhersehen konnte, darf bezweifelt werden (zumal Produzent Judd Apatow einiges umgeschrieben hat). Dennoch schien er mit wachen Augen durch die Welt gegangen und seiner Zeit etwas voraus gewesen zu sein. Bei all dem Lob muss aber festgehalten werden, dass das Sujet in Filmform nicht so gut funktioniert wie noch auf dem Papier. Holtz Jr. und Stiller scheinen klar auf das Ende hinzuarbeiten, vergessen dabei aber, dass der Weg sich nicht nur hinterher gelohnt haben muss, sondern bereits beim Beschreiten ansprechend gestaltet sein sollte – und die erste Hälfte mag so manchen Zuschauer eben leider schon zum vorzeitigen Abschalten bewegen.
OT: „Cable Guy“
Land: USA
Jahr: 1996
Regie: Ben Stiller
Drehbuch: Lou Holtz Jr.
Musik: John Ottman
Kamera: Robert Brinkmann
Besetzung: Jim Carrey, Matthew Broderick, Leslie Mann, Jack Black, George Segal, Diane Baker, Ben Stiller, Eric Roberts, Andy Dick, David Cross, Owen Wilson, Bob Odenkirk
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