Dated & Related – Staffel 1

Nach How to Build a Sex Room hat Netflix es mit Dated & Related wieder einmal geschafft, The Ultimatum: Marry or Move On zu unterbieten; dieses Mal musste der Themenbereich dafür nicht gewechselt werden. Ganz so tief, wie der schrecklich gewählte Titel es suggeriert, sinkt die Streamingplattform dann zum Glück doch nicht: Hier geht es nicht um Inzest, die datewilligen Singles werden lediglich von ihrem Bruder oder ihrer Schwester begleitet, warum auch immer. Das Hinzufügen von Geschwistern ist nicht einmal zu Ende gedacht, dient wohl einfach nur für shock value und erzeugt überwiegend Fremdscham. Die Gewinner der Show bekommen am Ende 100.000 US-Dollar, allerdings steht das Preisgeld eben nur dem besten Paar zu – welches außerdem durch Abstimmung der Teilnehmenden bestimmt wird. Ja für wen sollen die Geschwister denn ihre Stimme abgeben, wenn nicht für ihren jeweiligen Verwandten?

Darüber hinaus fängt die Show mit ihrem Konzept aber einfach zu wenig an (vielleicht ja, weil es ein strunzdummes Konzept ist); die Geschwister können zwar Aufgaben erfüllen beziehungsweise anderen helfen, Einfluss auf die Preisverleihung hat das jedoch nicht im Geringsten. Noch dazu hält sich Dated & Related nicht einmal an seine eigene Vorgabe, wenn eines der „Geschwisterpaare“ aus Cousins besteht. Es wird schon klar, warum die Show diese unbedingt als Teilnehmer mit dabei haben wollte, aber das macht das Ganze ja nicht weniger lächerlich.

Eine Show ohne Charakter

Wie auch alle anderen männlichen Teilnehmer tragen die Cousins in ihren offenen Hemden sichtbare Bauchmuskeln zur Schau, denn wie so viele Datingshows ist Dated & Related direkt aus dem Leben gegriffen und die Kandidaten wirken auch alle überhaupt nicht so, als wären sie eigentlich Models. Allerdings sehen die meisten weiblichen Teilnehmer nicht ganz so over the top aus, wie zu erwarten gewesen wäre. Die große Ausnahme bilden zwei Zwillingsschwestern, deren Gesichter wohl den ein oder anderen chirurgischen Eingriff hinter sich haben, um ihnen einen Look zu geben, der bei Frauen als attraktiv wahrgenommen werden kann – wenn er natürlich ist. Aber solche Shows scheinen teilweise ein gewisses Interesse daran haben, Fakeness zu normalisieren. Oberflächlichkeit ist hier das Motto, nicht nur das von Dated & Related, sondern auch das der Teilnehmer. Nicht nur sind sie vor allem an Äußerlichkeiten (den eigenen und denen der anderen) interessiert – sie haben auch einfach nicht sonderlich viel Persönlichkeit zu bieten. Die Show an sich ist schon langweilig genug, aber der Mangel an echten Charakteren macht es halt noch schlimmer.

Das bisschen, was es an Drama gibt, kann auch wieder nur zum Augenverdrehen anregen. Einer der Typen wird von einer der Kandidatinnen abgelehnt, weil sie keine richtigen Gefühle für ihn hat, woraufhin er erwidert, dass es sich bei ihm genauso in Bezug auf sie verhalten würde. Das ist zwar offensichtlich eine Lüge, um sein Gesicht zu wahren, aber an sich nicht weiter schlimm – sollte man meinen. Als die betreffende Kandidatin nämlich den restlichen Teilnehmerinnen davon berichtet, drehen diese komplett durch, umzingeln ihn und belehren ihn darüber, dass es nicht in Ordnung ist, mit einer Frau übereinzustimmen, wenn sie einem sagt, dass sie nichts für einen fühle. Das muss einfach geskriptet sein, in jedem Falle ist der ganze Kokolores unerträglich.