Als die Jugendpsychologin Julia Egger (Anna Herrmann) mit überhöhter Geschwindigkeit durch die Stadt fährt, einen Mann lebensgefährlich verletzt und anschließend unbeirrt ihren Weg fortsetzt, ist der Fall für die Staatsanwaltschaft klar. Die Frau ist alkoholisiert unterwegs gewesen und hat Fahrerflucht begangen. Aufgrund der Schwere der Tat wird eine besonders hohe Kaution festgelegt. Julia selbst bestreitet das und behauptet, ein anderer Wagen habe sie bedrängt. Eine schwierigere Situation für Thomas Borchert (Christian Kohlund) und Dominique Kuster (Ina Paule Klink), die ihren Fall übernommen haben. Hinzu kommt, dass die Familie der Mandantin keine große Hilfe ist. Während ihre jüngere Halbschwester Mavi (Flora Li Thiemann) zu Julia hält, ist das Verhältnis zu den Eltern Carola (Julia Blankenburg) und Roman (Pierre Besson) seit Jahren gestört …
Ein filmischer Unfall
Derzeit scheinen die Krimiredaktionen eine große Vorliebe für das Thema Fahrerflucht entdeckt zu haben. Zumindest ist es auffällig, dass innerhalb kürzester Zeit gleich drei Produktionen der öffentlich-rechtlichen Sender darauf zurückgriffen. Den Auftakt machte die neue Serie Mordsschwestern – Verbrechen ist Familiensache: Totalschaden, wenn ein Unfall große Rätsel aufgibt. Im Anschluss folgen wir in Tatort: Der Mörder in mir einem Mann, der versehentlich jemand anderes totfährt und im Anschluss seine Spuren zu verwischen versucht. Nun gibt es in der dritten Woche in Folge einen solchen TV-Krimi. Dieses Mal ist es Der Zürich-Krimi: Borchert und die dunklen Schatten, welches aus einem solchen tragischen Vorfall eine spannende Geschichte konstruieren möchte.
Wer die vorangegangenen Filme der ARD-Krimireihe Der Zürich-Krimi kennt, weiß bereits, dass das mit der Spannung hier immer so eine Sache ist. Dann und wann ist mal ein ordentlicher Teil dabei, der inhaltlich oder auch atmosphärisch überzeugt. Letzte Woche war das Ergebnis bei Borchert und das Geheimnis des Mandanten beispielsweise durchaus passabel, auch wenn die Hauptfigur an den Nerven zerrt. Des Öfteren kommt es aber auch zu bösen Ausreißern nach unten. Zu denen zählt leider auch Borchert und die dunklen Schatten, der mittlerweile 16. Teil der Reihe. Denn hier stimmt praktisch gar nichts, der Film gehört innerhalb der ohnehin nur manchmal brauchbaren Reihe zum Bodensatz.
Vorhersehbar und lächerlich
Dass es diesen schwarzen SUV gegeben haben muss, der Julia von der Straße drängte, steht außer Frage. So funktioniert die Reihe eben, die Beschuldigten müssen unschuldig sein, damit das Konzept aufgeht. Lediglich die Frage, wer hinter dem Vorfall steckt, und das etwaige Motiv müssen noch geklärt werden. Zum Teil ist aber auch das sehr früh offensichtlich. Da Der Zürich-Krimi: Borchert und die dunklen Schatten nicht allzu viele Episodenfiguren hat, ist die Auswahl ziemlich gering. Auch im Hinblick auf das Motiv wird so früh recht klar angedeutet, was Julias Problem ist, womit die späteren Enthüllungen nicht den Schockfaktor haben, der offensichtlich angestrebt wurde. Sie sind vielmehr überfällig, wenn es viel zu lange dauert, bis das verraten wird, was ohnehin offensichtlich ist.
Wobei nicht alles an dem Film vorhersehbar ist. Einige Punkte werden tatsächlich erst im weiteren Verlauf klar. Das hängt aber nicht damit zusammen, dass der Fall so clever konstruiert wäre. Vielmehr ist er dermaßen überzogen und lächerlich, dass man sich fragen darf, inwiefern das hier nur ein blöder Scherz sein sollte. Das betrifft nicht nur die Geschichte, sondern auch die Ermittlungen. Wenn sich die Titelfigur in Der Zürich-Krimi: Borchert und die dunklen Schatten mal wieder als Detektiv versucht und nicht nur dabei unentwegt Grenzen überschreitet, dann hätte das vermutlich irgendwie cool sein sollen. Stattdessen sind diese Momente peinlich und ebenso grotesk wie der Rest des misslungenen Drehbuchs.
OT: „Der Zürich-Krimi: Borchert und die dunklen Schatten“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Roland Suso Richter
Drehbuch: Wolf Jakoby
Musik: Michael Klaukien
Kamera: Max Knauer
Besetzung: Christian Kohlund, Ina Paule Klink, Pierre Kiwitt, Anna Herrmann, Flora Li Thiemann, Pierre Besson, Julia Blankenburg, Dietmar König
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