Designing Miami – Staffel 1

Als Außenstehender kann natürlich nur darüber spekuliert werden, wie das Produktionsmeeting für Designing Miami bei Netflix ablief. Diese oder eine ihr ähnliche Version scheint nach der Sichtung aber nicht ganz unvorstellbar  zu sein:
„Wir brauchen eine neue Show, in der irgendwie Häuser vorkommen. Eigentlich könnten wir doch wieder etwas mit Immobilienmaklern machen.“
„Ach, aber da hatten wir in letzter Zeit ja schon Selling Tampa, Selling the OC oder Buy My House.“
„Okay okay, wie wäre es mit Innenarchitekten.“
„How to Build a Sex Room, Instant Dream Home.“
„Hm, dann jetzt was ganz anderes: Reiche, uninteressante Leute, die in der Show hauptsächlich für die Kamera leben.“
„First Class.“
„Meine Güte. Okay, letzter Vorschlag: Reiche, uninteressante Innenarchitekten, die in der Show hauptsächlich für die Kamera leben.“
„Oh mein Gott … das ist ja PERFEKT!“

Wer die erste Folge von Designing Miami anschaut und sich danach denkt „Ach war das toll, davon hätte ich gerne mehr“, der hat Glück. Wer stattdessen denkt „Das war schrecklich, so etwas will ich nie wieder sehen, aber ich möchte dennoch wissen, wie die restlichen Episoden sind“, der hat ebenfalls Glück. Auch wenn sie in der Laufzeit variieren (34-43 Minuten), sind die acht Folgen alle mehr oder weniger nach demselben Grundmuster konzipiert, obwohl die Protagonisten natürlich nur im Piloten, der längsten Episode, vorgestellt werden. Eilyn und Ray Jimenez sind nicht nur beide in Miami ansässige Innenarchitekten, sondern auch miteinander verheiratet und darüber hinaus im Berufsleben Konkurrenten oder vielmehr Mitbewerber. Zwar leiten beide jeweils ihre eigene Designfirma, ihre Stile unterscheiden sich aber doch zu sehr voneinander, als dass jemand mit einer festen Vorstellung seiner Einrichtung sich wirklich zwischen den beiden entscheiden müsste, was auch erklärt, wieso die Eheleute nicht direkt zusammenarbeiten.

Deko und Drama

Das erwähnte Grundmuster besteht jedenfalls daraus, dass ein Haus vorgestellt wird, dessen Bewohner sich eine Umdekorierung wünscht, welche dann aber von mindestens einem Problem heimgesucht wird, das es zu lösen gilt, bevor am Ende ganz unerwarteterweise doch noch alles gut geht. An den Designs selbst gibt es nichts auszusetzen, die Vorher-nachher-Vergleiche gehören mit zu den besten Elementen der Show. Minuspunkte sammelt sie aber wenn ihre Protagonisten so falsch wie ihre Zähne in die Kamera lächeln und wie weitere Produkte aus der Social-Media-Roboter-Fabrik wirken.

Und natürlich muss auch jede Menge Drama her, denn ob das Paar nun Kinder haben möchte oder nicht geht definitiv ein potentielles Millionenpublikum etwas an und sollte nicht einfach nur privat besprochen werden. Die beiden sind sicher wohlhabend und auch fraglos talentiert in ihrem Job, aber der Serie mangelt es an Persönlichkeit, es gibt nichts, was diese Menschen groß ausmacht oder aus der Masse hervorstechen lässt. Fast alles wirkt wie einfach nur für die Kamera inszeniert und um Aufmerksamkeit buhlend, damit die innere Leere übertüncht werden kann, wobei es ironischerweise gerade das Kinderthema ist, bei dem die Fassade zu fallen scheint und annähernd so etwas wie Authentizität in die Sache kommt.