Cathy Marie (Audrey Lamy) liebt das Kochen, seit ihrer Kindheit träumt sie davon, einmal ein eigenes Restaurant zu leiten. Dieser Traum rückt jedoch in weite Ferne, als sie sich mit ihrer Chefin anlegt und daraufhin das Küchentuch wirft. Bald schon bereut sie diese Kurzschlusshandlung, als das Geld knapp wird und auch neue Stellen rar gesät sind. Notgedrungen beginnt sie deshalb erst einmal bei Lorenzo (François Cluzet), der ein Heim für jugendliche Migranten und Asylsuchende leitet und jemanden für die Kantine sucht. Das ist eigentlich unter der Würde von Cathy, zumal die Arbeit wenig Raum zur kulinarischen Entfaltung bietet. Doch davon lässt sie sich nicht abhalten, sondern spannt die Jugendlichen ein, um gemeinsam mit ihnen mehr aus der Küche herauszuholen als Dosenravioli …
Gesellschaftliches Thema leicht verpackt
Dass Louis-Julien Petit das Herz am rechten Fleck hat, das wird ihm sicher niemand abstreiten. In Der Glanz der Unsichtbaren erzählte er von einer Tagesstätte für obdachlose Frauen, welche geschlossen werden soll, und dem Versuch, diese zu retten. In Die Küchenbrigade nimmt sich der französische Regisseur und Drehbuchautor eines weiteren gesellschaftlichen Themas an, erzählt von Ausgestoßenen und Randfiguren und tapferen Menschen, die sich für diese einsetzen. Dieses Mal sind es eben Flüchtlinge, deren Schicksal Petit am Herzen legen. Genauer sind es jugendliche Flüchtlinge, die davon träumen, in Europa ein besseres Leben anfangen zu können, dabei aber feststellen müssen, dass sie niemand dort haben will.
Statt eines Sozialdramas, welches sich bei dem Thema anbieten würde, mag es der Filmemacher gern ein bisschen leichter und humorvoller. Damit reiht sich sein Werk ein in die Zahl französischer Tragikomödien mit gesellschaftlichem Anspruch, siehe etwa Die Kunst der Nächstenliebe oder Der Rosengarten von Madame Vernet. So wie dort arbeitet Petit gern mit Kontrasten, die für komische Reibungen sorgen sollen. Bei Die Küchenbrigade geschieht das, indem eine Köchin mit hohen kulinarischen Ambitionen auf Jugendliche trifft, die maximal eine Mikrowelle bedienen können. Die auch gar nicht den Anspruch haben, etwas Besseres und Raffinierteres zu essen – geschweige denn es selbst zuzubereiten.
Märchenhaft und aufmunternd
Dass dies nicht so bleiben wird, ist klar. Der Film folgt an der Stelle ganz klar den Konventionen, wenn sich die zwei zunächst völlig konträren Seiten nach und nach annähern. Die verbiesterte Cathy, die sich von niemandem etwas vorschreiben lassen will und großen Wert auf Disziplin legt, wird lockerer und macht ihrem eigenen Herzen Platz. Umgekehrt bekommen die Jugendlichen mehr Struktur in ihrem Leben und dürfen dabei feststellen, dass in ihnen mehr steckt, als alle anderen sehen. Die Küchenbrigade ist ein sehr versöhnlicher Film, der auch gezielt das Publikum dazu auffordert, sich anderen gegenüber zu öffnen. Der auch Mut macht, eigene Träume zu verfolgen und sich nicht von anderen das Leben verbauen zu lassen. Wer an sich glaubt und an andere glaubt, kann die Welt zu einem besseren Ort machen. Man muss es nur richtig wollen.
Das ist natürlich schön. So wie inspirierende Wohlfühlfilme immer „schön“ sind. Man darf dabei aber keine höheren Ansprüche an Realismus oder Tiefgang haben. Die Küchenbrigade ist dann doch mehr ein Märchen als wirklich ein Abbild von dem, was da draußen vor sich geht. Darauf muss man sich einlassen, ebenso den Hang zum Sentimentalen. Dafür wird man von einem guten Ensemble belohnt. Die Jugendlichen mögen dabei nicht so viel Erfahrung mit dem Schauspielern haben, bringen aber jede Menge Enthusiasmus mit sich, von dem man sich als Zuschauer und Zuschauerin anstecken lassen darf. Dazu gibt es ein paar schöne Aufnahmen beim Kochen, die ebenfalls Lust auf mehr machen und die Tragikomödie damit aufwerten.
OT: „La brigade“
Land: Frankreich
Jahr: 2022
Regie: Louis-Julien Petit
Drehbuch: Louis-Julien Petit, Liza Benguigui-Duquesne, Sophie Bensadoun
Musik: Laurent Perez del Mar
Kamera: David Chambille
Besetzung: Audrey Lamy, François Cluzet, Chantal Neuwirth, Fatou Kaba, Yannick Kalombo, Amadou Bah, Mamadou Koita, Alpha Barry
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