Kalifornien in den 1950er: Alice Chambers (Florence Pugh) führt das perfekte Leben in einer Kleinstadt namens Victory, die nach dem von Frank (Chris Pine) geleiteten Victory Project benannt ist. Während ihr Mann tagsüber für das Unternehmen arbeitet und an streng geheimen Projekten beteiligt ist, kümmert sich Alice um den Haushalt oder trifft sich mit ihren Freundinnen wie Bunny (Olivia Wilde), deren Männer ebenfalls für Victory arbeiten. Bis vor Kurzem gehörte auch Margaret (KiKi Layne) zu der Clique, ging mit ihnen zum Shoppen oder traf sich für einen Drink. Doch die gibt inzwischen so komische Sachen von sich, was zu einer wachsenden Entfremdung zwischen den Frauen geführt hat. Alice fühlt sich dabei anders als die übrigen ihrer ehemaligen Freundin gegenüber noch verpflichtet. Zumal auch sie inzwischen das Gefühl hat, dass da etwas nicht stimmt in Victory …
Die Routine des Kleinstadtgefängnisses
Die Erwartungen waren groß an Don’t Worry Darling. Nachdem die eigentlich als Schauspielerin bekannt gewordene Olivia Wilde mit ihrem Regiedebüt Booksmart reihenweise starker Kritiken erhielt, war das Publikum neugierig auf ihren zweiten Spielfilm. Zumal der Thriller erstklassig besetzt ist. Nach der Weltpremiere bei den Filmfestspielen von Venedig 2022 war der Film zwar in aller Munde. Doch es war vielmehr der Klatsch um die Geschichten hinter den Kulissen, die immer wieder thematisiert wurde, weniger der Film an sich. Das mag einerseits an den Menschen und Medien liegen, die größeres Interesse an Skandalen haben als an einer inhaltlichen Auseinandersetzung. Andererseits dürfte aber auch ein Punkt sein, dass die hohen Erwartungen nur zum Teil erfüllt werden.
Das Szenario an sich ist dabei durchaus zu gebrauchen. Eine nach außen hin perfekte Kleinstadt, bei der etwas im Argen liegt, mag jetzt kein übermäßig origineller Einfall sein. Da werden sich so manche beispielsweise an Die Frauen von Stepford zurückerinnert fühlen, bei dem ebenfalls in einer in sich geschlossenen Bilderbuchgemeinschaft die Frauen ganz traditionellen Geschlechterrollen nachgehen. In Don’t Worry Darling sehen wir die Ehefrauen beim Kochen und beim Putzen, gern auch zur Befriedigung männlicher Gelüste – weshalb es hier keine alleinstehende Frau gibt. Dann und wann dürfen die Gattinnen zwar auch Spaß haben, beim Tanzen, Shoppen oder Trinken. Dennoch ist der Tag von einer einmaligen Eintönigkeit geprägt. Alles ist so strengen Routinen unterworfen, dass man sich wie in einem Zeitschleifenfilm gefangen fühlt.
Stark gespielte und inszenierte Irritationen
Unterbrochen wird diese Eintönigkeit durch sich immer wieder einschleichende Irritationen oder verstörende Elemente. Diese sind wie alles bei Don’t Worry Darling eindrucksvoll in Szene gesetzt. Teilweise sind das Bilder, Visionen, die aus dem Nichts auftauchen. Das Sounddesign spielt eine größere Rolle, wenn dissonante Töne einen scharfen Kontrast zu der Bilderbuchidylle aufbauen. Aber auch inhaltlich kommt da immer mal wieder etwas, was nicht nur Alice aus der Bahn wirft. Erlebnisse, die keinen Sinn ergeben. Orte, die nicht passen. Und natürlich wird auf wenig subtile Weise gelogen und vertuscht. Alle sind hier so sehr darauf bedacht, alles als völlig normal und gut darzustellen, dass auch die Letzten im Kinopublikum wissen: Da stimmt was nicht.
Die Auflösung des Rätsels, was genau gespielt wird, ist dabei leider nicht so wahnsinnig interessant. Auch wenn es zumindest einen netten Twist gibt, es dauert alles zu lange. Es gibt Probleme bei der Balance: Manches wird zu viel ausformuliert, andere Punkte hingegen nie plausibel erklärt. Das Ende wird zudem sicherlich einige unbefriedigt zurücklassen. Dennoch: Die recht verhaltenen Kritiken, die der Film nach der Premiere erhielt, waren schon etwas harsch. Die faszinierende audiovisuelle Umsetzung und die gelungene Mystery-Stimmung wären schon Grund genug einmal reinzuschauen. Und dann wäre da noch Florence Pugh, die wie schon in Midsommar in einem leuchtenden Alptraum gefangen ist und hier noch einmal unter Beweis stellt, weshalb sie zu den spannendsten Nachwuchsschauspielerinnen unserer Zeit gehört. Wie sie zwischen gefälliger Unterwürfigkeit und Rebellion wechselt, das ist überwältigend. Auch wenn der Aufstand sicher noch etwas feiner hätte erzählt werden können, es macht schon Spaß, bei diesem zuzusehen.
OT: „Don’t Worry Darling“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Olivia Wilde
Drehbuch: Katie Silberman
Musik: John Powell
Kamera: Matthew Libatique
Besetzung: Florence Pugh, Harry Styles, Olivia Wilde, Gemma Chan, KiKi Layne, Nick Kroll, Chris Pine
Wer ebenso von den Bilderndes Films überwältigt war, für den haben wir einen Tipp: Wir haben uns zum Start von Don’t Worry Darling mit Kameramann Matthew Libatique im Interview über die Arbeit am Mystery-Thriller unterhalten.
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