Employee of the Month

Inés (Jasmina Douieb) liebt ihre Arbeit bei EcoCleanPro. Sie würde alles für das Unternehmen tun, welches Reinigungsmittel verkauft. Und doch, das mit der Karriere will nicht wirklich klappen, da sie von niemandem ernst genommen wird. Anerkennung kann sie dort ebenso wenig erwarten wie eine Gehaltserhöhung. Als Inés deswegen bei ihrem Chef Patrick (Peter Van den Begin) vorspricht, kommt es zu einem unglücklichen Zwischenfall. Und was nun? Erst einmal alles vertuschen. Irgendeine Lösung werden sie und die ihr zugewiesene Trainee Melody (Laetitia Mampaka) schon finden. Denkt sie. Stattdessen ist das nur der Auftakt eines Tages, nach dem nichts mehr so sein wird wie früher …

Das schmutzige Geschäft der Ungleichheit

Gleiches Geld für gleiche Arbeit? Das klingt schön. Stimmt nur oft nicht. Dass nicht unbedingt immer die fleißigsten oder besten Leute in einem Unternehmen nach oben kommen, ist keine besonders neue Erkenntnis. Entsprechende Erfahrungen dürften die meisten irgendwann einmal machen. Vor allem das Ungleichgewicht der Geschlechter ist, trotz eines wachsenden Bewusstseins und der Einführung von Quoten, ein allgegenwärtiges Phänomen. Daraus kann man problemlos ein Sozialdrama machen, welches die Ungerechtigkeit anprangert und Debatten anstoßen will. Regisseurin und Drehbuchautorin Véronique Jadin hatte aber ganz offensichtlich eine andere Idee und nimmt die Schieflage bei Employee of the Month mit Humor.

Es ist jedoch ein recht dunkler Humor, den die Belgierin hierbei beweist. Sie beschreibt den Arbeitsplatz ihrer Protagonistin als Ort, an dem der Mensch nicht viel zählt. An dem offensichtlich aber auch Gesetze nicht viel zählen, wenn das Unternehmen im Mittelpunkt von Ermittlungen steht, weil da ganz offensichtlich etwas geschummelt wurde. Employee of the Month geht an der Stelle aber nicht übermäßig ins Detail. Es reicht an der Stelle, dem Publikum ein Gefühl zu vermitteln, wie es dort so zugeht. Dass ausgerechnet ein Unternehmen, welches sich der Beseitigung von Schmutz verschrieben hat, schmutzige Geschäfte macht, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Aber auch das wird nicht weiter thematisiert.

Ein kurzer Spaß

Tiefgründigkeit sollte man ohnehin nicht erwarten. Gerade bei den Figurenzeichnungen passiert nicht so wahnsinnig viel, was bei einem Film, der gerade mal 78 Minuten dauert, aber nicht übermäßig verwundert. Stattdessen setzt die Komödie auf eine Mischung aus Absurdität und Eskalation. Anfangs meint man noch, Employee of the Month wäre – Vorsicht kleiner Spoiler – im Stil von Immer Ärger mit Bernie gehalten, wenn die beiden Frauen versuchen, den Vorfall mit dem Chef zu vertuschen. Doch wie das so ist: Wenn mal etwas schief geht, dann geht noch viel mehr schief. Ein Unglück führt zum nächsten. Dabei ist nicht jede Eskalation das Ergebnis von Pech. Vielmehr wird Inés vom reinen Opfer zu einer treibenden Kraft und beeinflusst die Ereignisse gezielt mit.

An manchen Stellen hat das Crowdpleaser-Qualitäten, auch dank der verbissenen Darstellung von Jasmina Douieb. So wie Filme immer als Crowdpleaser durchgehen, wenn ein Mensch, der von allen unterdrückt wird, zum Gegenangriff übergeht. Doch so sympathisch das Szenario an und für sich ist und manchen aus dem Herzen sprechen wird, die wirklichen Lacher sind bei Employee of the Month eher spärlich. Am besten eignet sich der Film noch für ein gemeinschaftliches Anschauen. Kein Wunder also, dass die Komödie nach der Premiere beim Tribeca Film Festival 2022 auf einer Reihe von Filmfestivals gezeigt wurde. Dort reicht es aber ebenfalls nur für einen kleinen Titel für zwischendurch, den man schon mitnehmen kann, der einem aber nicht übermäßig im Gedächtnis bleibt. Dafür hätte dann doch noch ein bisschen mehr passieren müssen.