Was hatten sich Gundula (Andrea Sawatzki) und Gerald (Axel Milberg) nicht darauf gefreut, auf die Malediven zu fliegen. Endlich wieder ein Urlaub zu zweit, zum ersten Mal seit 25 Jahren! Doch dann funkt ihnen Gundulas Bruder Hadi (Stephan Grossmann) dazwischen, als er an Corona erkrankt. Grundsätzlich kann den beiden das ja egal sein, schließlich sind sie nicht infiziert. Dummerweise müssen sie aber aufgrund der Bestimmungen nun selbst als Kontaktpersonen in Quarantäne und können sich frühestens nach fünf Tagen wieder freitesten. Damit ist die Sache mit dem Urlaub gestorben. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, müssen sie sich das Haus teilen und dürfen dieses während der Zeit nicht verlassen …
Die Erfolgsgeschichte einer Chaosfamilie
Mit ihren Geschichten über die Chaosfamilie Bundschuh hat die mit zahlreichen TV-Filmen bekannt gewordene Andrea Sawatzki eine schöne Zweitkarriere gestartet. Seit 2013 hat sie insgesamt fünf Romane veröffentlicht. 2015 ging die im ZDF ausgestrahlte Reihe erstmals auf Sendung und wird in unregelmäßigen Abständen fortgesetzt. Die meisten dieser Filme sind Adaptionen eben dieser Bücher und erzählen entweder von Familienfesten oder anderen größeren Ereignissen. Letztes Mal stand in Woanders ist es auch nicht ruhiger ein Umzug an. Unter Verschluss, der nunmehr siebte Teil der Reihe, schließt nahtlos an diese Veränderung an, wenn die Bundschuhs zu Beginn noch mit der einen oder anderen Anpassung zu kämpfen haben.
Eine literarische Vorlage gibt es dafür nicht. Wie schon bei Familie Bundschuh im Weihnachtschaos wurde die Geschichte eigens fürs Fernsehen geschrieben. Prinzipiell muss das nicht verkehrt sein. Die Figuren und Verhältnisse sind inzwischen derart etabliert, dass man das alles recht beliebig variieren kann. Bislang nicht bearbeitete Ereignisse gibt es schließlich genug, die man noch einbauen kann. Etwas überraschend ist jedoch, dass man bei Unter Verschluss noch einmal das Thema Corona ausgrub. Zwar ist die Pandemie offiziell nicht vorbei. Außerdem sind derart universelle Erfahrungen wie gemacht für eine Familie, die als Identifikationsfläche für das alltägliche Chaos herhalten muss. Das ist trotz der ständigen Übertreibungen und Überzeichnungen so nah am gewöhnlichen Leben dran, dass man sich darin wiederfinden kann. Dennoch darf man sich fragen: Will dieses Thema heute noch jemand sehen?
Zu wenig am Drehbuch gearbeitet
Das eigentliche Problem bei Familie Bundschuh: Unter Verschluss ist aber nicht das Thema an sich, sondern dass man nicht wusste, was daraus zu machen ist. Schließlich war es in den vorherigen Filmen auch meistens schon so, dass die ganzen Figuren auf engem Raum zusammenhockten und sich tierisch auf die Nerven gingen. Die Pandemie ist zwar ein Anlass, dieses Konzept fortzuführen, wird inhaltlich aber kaum genutzt. Allenfalls Hadi, der sich ständig sterbenskrank fühlt, ist wirklich von Corona beeinflusst. Der Rest macht weiter wie bisher. Sonderlich einfallsreich ist das nicht. Vor allem hält sich der Unterhaltungsgrad in Grenzen: Der Kranke nervt mit seinem ständigen Gejammere, die anderen langweilen oft. Witzig gemeinte Szenen, etwa zu den „Kochkünsten“ von Hadis Frau Rose (Eva Löbau), zünden kaum.
Das bedeutet nicht, dass der Film schlecht ist. So ist das Ensemble spielfreudig wie immer. Zwar ist der Weggang von Thekla Carola Wied, die fünf Teile lang die scharfzüngige Mutter von Gundula spielte, ein schwerer Verlust. Gerade Geralds Mutter Susanne (Judy Winter) ist ohne ihren Sparring Partner ein wenig auf verlorenem Posten. Aber es ging noch immer genügend genüsslich ausgekostete Spleens, die für amüsante Momente sorgen. Bei Familie Bundschuh: Unter Verschluss verlässt man sich aber zu sehr darauf und gab sich daher zu wenig Mühe, beim Drehbuch etwas zu liefern. Fans könnte die Dauerschleife reichen. Wer nur hin und wieder vorbeischaut, ist mit anderen Filmen der Reihe besser bedient.
OT: „Familie Bundschuh: Unter Verschluss“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Thomas Nennstiel
Drehbuch: Kerstin Cantz
Vorlage: Andrea Sawatzki
Musik: Jacki Engelken
Kamera: Wolf Siegelmann
Besetzung: Andrea Sawatzki, Axel Milberg, Levis Kachel, Judy Winter, Stephan Grossmann, Eva Löbau, Rüdiger Vogler, Kai Lentrodt
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