Der Schock ist groß bei den Anwesenden, als mitten während der TV-Livesendung einer Morning Show der Wachmann Peter Rosenberg (Joakim Nätterqvist) auftaucht und alle als Geiseln nimmt. 58 Minuten gibt er der Polizei, um den Immobilienmagnaten Tomas Tormalm (Dag Malmberg) ins Studio zu schaffen, wenn sie ein Blutbad vermeiden will. Doch was will Rosenberg mit dem Mann? Alexandra Beijer (Jennie Silfverhjelm), die zufällig im Studio war und Tormalm zur Flucht verholfen hatte, steht vor einem Rätsel. Während sie versucht, die Situation irgendwie wieder unter Kontrolle zu bringen, ist Martin Beck (Peter Haber) bereits auf dem Weg, um seiner Kollegin zu helfen und herauszufinden, worum es bei der ganzen Geschichte geht …
Geiselnahme statt Mördersuche
Teil 3 der aktuellen 8. Staffel der ZDF-Krimireihe Kommissar Beck, welche auf den Figuren von Maj Sjöwall und Per Wahlöö basiert. Dieses Mal geht es bei dem Dauerbrenner richtig brenzlig zu. Ging es bei den ersten beiden Filmen der Staffel – Ein neues Leben und Rage Room – ganz klassisch darum, einen zu Beginn der Geschichte verübten Mord aufzuklären, steht bei 58 Minuten eine Geiselnahme im Mittelpunkt. Damit verschiebt sich automatisch der Schwerpunkt. Wenn unter Zeitdruck ein Verbrechen verhindert werden muss, anstatt ganz gemütlich ein altes aufzuklären, entsteht eine ganz andere Form von Spannung. Das Publikum soll zittern, ob es gelingen wird, den Geiselnehmer aufzuhalten oder auszuschalten, bevor es zur Katastrophe kommt.
Ein bisschen rätseln ist dennoch angesagt. Auch wenn der Schwerpunkt bei Kommissar Beck: 58 Minuten schon darauf liegt, wie sich die konkrete Geiselnahme weiterentwickelt, wird parallel nachgeforscht. Schließlich wollen nicht nur Beck und sein Team wissen, was genau der Wachmann mit dem Immobilienmann vorhat. Die Zuschauer und Zuschauerinnen daheim vor den Fernsehern sollen ebenfalls miträtseln. Anders als beim klassischen Whodunnit, wie er bei der Reihe meistens zum Einsatz kommt, gibt es hier aber keine reelle Chance, selbst auf eine Lösung zu kommen. Die wird vielmehr recht plötzlich offenbart, als im späteren Verlauf die Geschichte eine unvorhergesehene Wendung nimmt.
Gut gemeinte, aber plumpe Gesellschaftskritik
Sonderlich raffiniert ist der Film damit nicht. Vielmehr wird er bei dem Versuch, eine gesellschaftliche Komponente einzubauen, schon ein bisschen plump. Ähnlich zu Tatort: Risiken mit Nebenwirkungen wird mit dem Immobilienmagnaten ein sehr einfaches Feindbild aufgebaut, auf den sich alle verständigen können. In Zeiten explodierender Mieten sind solche Leute so leicht zu hassen, da müssen Drehbücher gar nicht viel tun. Das sah wohl auch die Autorin Anna Platt so, weswegen sie erst gar nicht versuchte, mehr daraus zu machen. Ein bisschen Tragik obendrein, mehr geschieht bei Kommissar Beck: 58 Minuten nicht, welches das Publikum sehr manipulativ zu Gefühlen überreden will.
Aber nur weil etwas plump und große Ambitionen gemacht wird, heißt das nicht, dass das Ergebnis deswegen automatisch schlecht ist. Kommissar Beck: 58 Minuten funktioniert durchaus so wie beabsichtigt. Der Film funktioniert auch nicht schlecht: Die Spannung ist etwas höher als bei den beiden vorangegangenen Teilen. Man hat hier tatsächlich mal das Gefühl, dass es um etwas geht, wenn ein ganzes Studio in den Händen eines Mannes ist, von dem niemand weiß, was er will. Und sympathisch ist der Versuch der Relevanz ja schon, selbst wenn man bei der konkreten Umsetzung Kritik äußern darf. Dennoch bleibt die Reihe nach wie vor irgendwo im Durchschnitt stecken. Trotz des bekannten Namens sind die Filme nicht wirklich erwähnenswert.
OT: „Beck: 58 minuter“
Land: Schweden, Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Lisa Ohlin
Drehbuch: Anna Platt
Vorlage: Maj Sjöwall, Per Wahlöö
Musik: Adam Nordén
Kamera: Gabriel Mkrttchian
Besetzung: Peter Haber, Jennie Silfverhjelm, Martin Wallström, Måns Nathanaelson, Anna Asp, Jonas Karlsson, Elmira Arikan, Joakim Nätterqvist, Dag Malmberg
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