Als ein 14-Jähriger während eines Polizeieinsatzes erschossen wird, führt dies zu zahlreichen Demonstrationen gegen Polizeigewalt, bei denen es selbst zu Ausschreitungen kommt. Doch dies scheint jemandem nicht auszureichen: Kurze Zeit drauf werden ein Bus der Polizeischule überfallen und sämtliche Menschen an Bord brutal ermordet. Martin Beck (Peter Haber) steht vor einem Rätsel. Hängt die Geschichte mit dem vorangegangenen Vorfall zusammen? Wer könnte ein Motiv haben, so viele angehende Polizisten und Polizistinnen zu ermorden? Dem erfahrenen Kommissar geht die Geschichte auch deshalb so nah, da sein eigener Enkel Vilhelm (Valter Skarsgård), der ebenfalls die Polizeilaufbahn anstrebt, im Bus hätte sitzen können. Doch trotz großen Einsatzes kommen die Ermittlungen kaum voran, zumal vor Ort auch kräftig geschlampt wurde …
Das Land als Pulverfass
Auch wenn die im ZDF ausgestrahlte Krimireihe Kommissar Beck zweifelsfrei viele Fans hat: Bei der nunmehr achten Staffel des Dauerbrenners wird nicht wirklich klar, warum man ihr auch weiterhin die Treue halten sollte. Ob nun der Bandenkrieg in Ein neues Leben, der Doppelmord in Rage Room oder auch die Geiselnahme in 58 Minutes, keiner der neuen Filme konnte wirklich überzeugen. Ein paar gelungene Elemente oder interessante Ideen waren darin zwar immer zu finden. Aber bei keinem der drei Titel reichte das aus, um übers Mittelmaß hinauszukommen. Immerhin, das Beste schien man sich für zuletzt aufheben zu wollen. So hat zwar Die betroffene Polizei ebenfalls einige Schwächen. Zumindest stimmt die Richtung aber.
Das Thema der Polizeigewalt ist dabei natürlich ziemlich aktuell. Auch wenn sich seit der Hochphase von Black Lives Matter der Fokus vieler Menschen auf ganz andere Themen verschoben hat, so wurde doch zumindest oft über die Verhältnismäßigkeit bei Polizeieinsätzen gesprochen. Anstatt einen reinen Gesellschaftskrimi daraus zu machen, kombiniert Kommissar Beck: Die betroffene Polizei dies jedoch mit dem zweiten Vorfall, bei dem seinerseits zahlreiche Polizisten und Polizistinnen ermordet wurden. Dabei gelingt es Regisseurin Lisa Ohlin gut, das Gefühl zu vermitteln, dass das Land kurz vor einem Bürgerkrieg steht. Die Gewaltbereitschaft nimmt zu, die Gefahr einer brutalen Eskalation steht im Raum.
Starke Atmosphäre mit schwacher Auflösung
Gleichzeitig ist da aber auch immer noch die Frage: Wer genau hat den Bus denn überfallen? Kommissar Beck: Die betroffene Polizei funktioniert also wie ein klassischer Krimi, bei dem die Ermittelnden ebenso wie die Zuschauer und Zuschauerinnen daheim kräftig rätseln dürfen, was das alles zu bedeuten hat. Da wird nach Zeugen gesucht, sowohl beim ersten Vorfall wie auch bei der Bus-Geschichte. Kommt der Täter aus dem Umfeld des ersten Opfers oder macht sich jemand die allgemeine Stimmung zunutze? Hinzu kommt, dass da schon jemand mit Waffenerfahrung vorgegangen sein muss, um einen kompletten Bus ausschalten zu können, ohne dabei selbst aufgehalten zu werden. Das wiederum wirft die Frage nach dem Motiv auf, da die Menschen an Bord wahllos ausgesucht worden zu scheinen.
Die Auflösung ist dabei etwas gemischt. Auf der einen Seite hat der Film eine Antwort, die man so sicher nicht erwarten würde – ein Grund, weswegen die Ermittlungen lange nicht vorankommen. Es ist nur kein übermäßig überzeugendes Motiv. Eigentlich ist es sogar ziemlich schwach, weshalb sich so manche vor den Fernsehern fragen werden: echt jetzt? Dennoch, die starke Atmosphäre und die rätselhafte Geschichte machen Kommissar Beck: Die betroffene Polizei zum besten Film der aktuellen Staffel und stimmen einen zum Abschluss ein wenig versöhnlich. Ein Genre-Höhepunkt ist das zwar immer noch nicht, aber doch spannend genug, um sich den Abend damit vertreiben zu können.
OT: „Beck: Den gråtande polisen“
Land: Schweden, Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Lisa Ohlin
Drehbuch: Fredrik Agetoft
Vorlage: Maj Sjöwall, Per Wahlöö
Musik: Adam Nordén
Kamera: Gabriel Mkrttchian
Besetzung: Peter Haber, Jennie Silfverhjelm, Måns Nathanaelson, Martin Wallström, Anna Asp, Elmira Arikan, Jonas Karlsson, Jakob Eklund, Valter Skarsgård, Elina Du Rietz, Joakim Sallquist
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