Der Schock ist groß bei der Bevölkerung in Lauchhammer, als die Leiche einer Jugendlichen gefunden wird. Wer könnte die Schülerin Ramona Schinschke ermordet haben? Und aus welchem Grund? Eben dies wollen die ehrgeizige Cottbusser Ermittlerin Annalena Gottknecht (Odine Johne) und der aus der Gegend stammende Kommissar Maik Briegand (Misel Maticevic) herausfinden, unterstützt von Jannick Wolf (Jacob Matschenz). Einfach ist das nicht. So kommt ihnen beispielsweise der Kollege André Pötschke (Marc Hosemann) in die Quere, der früher mit Ramona (Jule Hermann) zusammen war, der Mutter des Opfers. Und auch sonst liegt in dem kleinen Ort einiges im Argen, bei dem so manches Geheimnis begraben wurde …
Die übliche Mördersuche in der Provinz
Auch wenn man eigentlich meinen sollte, dass durch die vielen Krimi-Reihen, die jede Woche vom öffentlich-rechten Fernsehen produziert werden, der Bedarf an Stoffen bereits gedeckt ist. Und doch gibt es obendrein immer wieder in sich abgeschlossene Serien, die einen einzelnen Fall über mehrere Stunden ausgebreitet erzählen. Als Event-Serien werden die dann verkauft, alternative als High-End. Das Publikum, so wird impliziert, bekommt dabei etwas richtig Hochwertiges geboten, für das es sich einige Tage am Stück einzuschalten lohnt. Manchmal stimmt das tatsächlich, wie bei dem sehr guten Die Toten von Marnow. Nun möchte man auch mit Lauchhammer – Tod in der Lausitz abräumen. Offensichtlich war man von dem Ergebnis so überzeugt, dass es sowohl auf arte wie auch im Ersten ausgestrahlt wird. Das hat Seltenheitswert.
Ganz nachzuvollziehen ist dieser starke Glauben in die Serie dabei aber nicht. Vielmehr ist diese über weite Strecken doch recht gewöhnlich, lässt etwas vermissen, was dabei helfen könnte, sie von den vielen anderen Genrevertretern abzuheben. Das Setting von Lauchhammer – Tod in der Lausitz ist dabei gut gewählt und gibt Anlass für Naturaufnahmen und dörfliche Gemeinschaften, bei denen hinter der hübschen Idylle einiges im Argen liegt. Nur greift gefühlt jeder zweite Krimi auf so etwas zurück. Dann und wann gelingt es zwar, diesen Ausflug in die Provinz durch andere Faktoren interessanter zu machen. Bei Freies Land war dies beispielsweise der zeitliche Kontext direkt nach der Wende, was für zusätzliche Spannungen und eine historische Komponente sorgte.
Figuren voller Klischees
Bei Lauchhammer – Tod in der Lausitz fehlt das. Die Verweise auf ein zurückliegendes Verbrechen und Machenschaften zu DDR-Zeiten versumpfen relativ schnell wieder, ohne dass sie eine Bedeutung erlangt hätten. Auch die gesellschaftlichen Themen, welche im Lauf der sechs Folgen immer mal wieder angesprochen werden, bleiben letztendlich ohne große Konsequenz. Die Aktivitäten von Maiks umweltbewusster Tochter Jackie (Ella Lee) spielen beispielsweise keine wirkliche Rolle. Gleiches gilt für den Nebenstrang um Ramona, die völlig mit ihrer Aufgabe als Mutter überfordert ist und deswegen vom Sozialamt verfolgt wird. Sollte sie ihren kleinen Sohn behalten dürfen? Wie kann man ihr helfen? Kann man ihr überhaupt helfen?
Das wären durchaus interessante Themen gewesen, bei denen es sich gelohnt hätte, ein bisschen nachzuhaken und damit die Geschichte aufzuwerten. Stattdessen wird zu viel Zeit auf die mit zahlreichen Klischees und Stereotypen angelegten Figuren verschwendet. Vor allem die beiden Hauptfiguren sind schon ziemlich langweilig und setzen sich lediglich aus Versatzstücken zusammen, die in dem Genre andauernd drankommen. Warum muss beispielsweise jeder Stadtmensch, der in die dörfliche Gegend kommt, sich erst einmal mit allen anlegen und die eigene Überlegenheit behaupten? Auch beim Mörder, der genretypisch bei Lauchhammer – Tod in der Lausitz gegen Ende verraten wird, begnügte man sich mit Plattitüden.
Gute Stimmung und Besetzung
Doch trotz der diversen Punkte, die einem hier das Vergnügen etwas verleiden: Die Serie, die auf dem Filmfest München 2022 erstmals gezeigt wurde, ist durchaus solide. Vor allem das besagte Setting, wenn wir uns in einem Braunkohlegebiet aufhalten, das immer ein wenig fremd wirkt, trägt maßgeblich zu der Atmosphäre bei. Stimmungsvoll in Szene gesetzt ist dieses ebenfalls mit den oft blassen Farben. Außerdem kann Lauchhammer – Tod in der Lausitz mit einem guten Ensemble punkten. Gerade bei den Nebenfiguren kommt es so zu manch starkem Moment. Das erhoffte Highlight ist das hier dennoch nicht geworden. Trotz der vereinzelt wichtigen Themen, die mit der Mördersuche verknüpft werden sollen, ist die Serie inhaltlich zu gewöhnlich. Auch die Spannung hätte höher sein dürfen.
OT: „Lauchhammer – Tod in der Lausitz“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Till Franzen
Drehbuch: Silke Zertz, Frauke Hunfeld
Musik: Andreas Weidinger, Christoph Zirngibl
Kamera: Felix Novo de Oliveira
Besetzung: Misel Maticevic, Odine Johne, Marc Hosemann, Jacob Matschenz, Jule Hermann, Franz Schmidt, Ella Lee, Malik Blumenthal, Martina Schöne-Radunski
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