Richtig toll läuft es im Leben von Richard Glossat (Christoph Maria Herbst) nicht gerade. So ist der studierte Mathematiker arbeitslos, nachdem er seine Stelle bei einer Versicherung verloren hat. Und dann hat ihn auch noch seine Frau Anke (Brigitte Zeh) verlassen, was er nicht so wirklich zu akzeptieren bereit ist. Als eine Lehrerin der Schule, an der Anke arbeitet, ausfällt, bringt sich Richard ins Spiel – zumal er nicht ganz unschuldig an dem Ausfall ist. Während die völlig überforderte Schulleiterin Beate Klimm (Ramona Kunze-Libnow) froh ist, angesichts des Lehrermangels so schnell einen Ersatz gefunden zu haben, hält sich die Begeisterung von Anke schwer in Grenzen. Und auch die gemeinsame Tochter Isabell (Virginia Leithäuser) hätte gern darauf verzichtet, dass nun beide Elternteile an ihrer Schule unterrichten …
Schulische Komödie am Fließband
Komödien im schulischen Umfeld haben in Deutschland eine lange und erfolgreiche Tradition. Die Reihe Die Lümmel von der ersten Bank war seinerzeit ein riesiger Erfolg, gleiches gilt für die Fack ju Göhte Trilogie. In den letzten Jahren lockten auch Frau Müller muss weg! und Eingeschlossene Gesellschaft zahlreiche Besucher und Besucherinnen in die Kinos. Insofern wundert es nicht sonderlich, wenn auch im Fernsehen immer mal wieder das Thema aufgegriffen wird. Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen nimmt man nun einmal gern das Bewährte und wiederholt dieses bis zum Sankt-Nimmerleinstag. So auch bei Lehrer kann jeder!, bei dem man zu jeder Minute das Gefühl hat, den Film schon früher gesehen zu haben.
Tatsächlich handelt es sich jedoch um einen neuen Film, zumindest wurde er erst vor kurzer Zeit gedreht. Ansehen würde man ihm das aber nicht. Inszenatorisch ist die ZDF-Komödie eine TV-Produktion von der Stange, bei der die einzige Ambition darin bestand, die Geschichte zu einem Abschluss zu bringen. Lehrer kann jeder! verzichtet auch inhaltlich darauf, irgendwelche Zugeständnisse an die Gegenwart zu machen. Da gibt es keine Themen, welche Jugendliche von heute beschäftigen. Diversität ist, von einer Schülerin abgesehen, ein Fremdwort. Auch sonst werden keine neueren gesellschaftlichen Diskussionen aufgegriffen. Der Streit um benachteiligte Schüler und Schülerinnen ist da schon der progressivste Gedanke – und selbst der ist alt.
Nicht wirklich witzig
Das allein muss kein Problem sein. Nicht jeder Film muss krampfhaft versuchen, relevant und aktuell zu sein – zumindest, wenn dann so etwas wie Alle für Ella herauskommt. Eine Anforderung sollte Lehrer kann jeder! aber schon erfüllen: Unterhaltung. Doch auch in der Hinsicht sieht es eher mager aus. Es fehlen hinten und vorne die Einfälle, wie man aus dem Stoff etwas Spaßiges machen könnte. Versucht wurde es natürlich schon, vor allem durch den Kontrast zu alteingesessenen „richtigen“ Lehrern. Da wäre der Sportlehrer Christoph Geiger (Kai Lentrodt), der als neuer Freund von Anke so etwas wie der geborene Gegenspieler von Richard ist. Und dann wäre da noch Martin Sorokin (Alexander Hörbe), ein Lehrer alter Schule, der jegliche Pädagogik nach den 1950ern ablehnt.
Aber auch daraus wird nicht wirklich viel gemacht. Die Witze sind von Anfang an nicht sonderlich einfallsreich, werden zudem zu oft wiederholt. Dann und wann ist da zwar schon noch mal eine nette Szene dabei, die das Publikum Christoph Maria Herbst (Merz gegen Merz, Contra) zu verdanken hat. Aber es sind nicht genug, um aus der Komödie mehr zu machen als die übliche durchschnittliche TV-Chose. Lehrer kann jeder! ist die Art Film, die man sich anschaut, weil man am Abend sowieso nichts zu tun hat und ein bisschen Hintergrundrauschen braucht. Mehr als das bleibt davon nicht übrig, da hätte doch deutlich mehr in das Drehbuch investiert werden müssen, das in der Form nicht mal die Bezeichnung 08/15 verdient.
OT: „Lehrer kann jeder!“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Ingo Rasper
Drehbuch: Marc Terjung
Musik: Andy Groll
Kamera: Andreas Höfer
Besetzung: Christoph Maria Herbst, Brigitte Zeh, Kai Lentrodt, Virginia Leithäuser, Ramona Kunze-Libnow, Alexander Hörbe, Florian Appelius, Michael Hanemann
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