Lost in Fuseta Ein Krimi aus Portugal TV Fernsehen Das Erste ARD Mediathek
© ARD Degeto/Mariella Koch/Thierry Bertini

Lost in Fuseta – Ein Krimi aus Portugal

Lost in Fuseta Ein Krimi aus Portugal TV Fernsehen Das Erste ARD Mediathek
„Lost in Fuseta – Ein Krimi aus Portugal“ // Deutschland-Start: 10. September 2022 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Eigentlich hat es Leander Lost (Jan Krauter) nicht so mit Veränderungen. Bei ihm muss das alles geordnet sein und ganz genau den Regeln folgen. Bei dieser Veränderung hat der autistische Hamburger Kommissar aber keine Wahl, im Rahmen eines Austauschprogramms schickt ihn Europol in die portugiesische Küstenstadt Fuseta, wo er die dortigen Kollegen und Kolleginnen unterstützen soll. Die sind dabei zunächst eher verwirrt. Graciana Rosado (Eva Meckbach) und Carlos Esteves (Daniel Christensen) können mit dem steifen und humorlosen Deutschen, der selbst bei Höchsttemperaturen noch Anzug trägt, zunächst wenig anfangen. Doch schon bald müssen sie ihre Differenzen hinter sich lassen, als am Strand die Leiche eines Privatdetektivs gefunden wird …

Urlaubsstimmung und Mörderjagd

Wir kennen es von diversen Donnerstagabendkrimis im Ersten: Da wird gerne mal die klassische Mördersuche mit einer Reise ins Ausland verbunden, wenn wir etwa in Der Kroatien-Krimi oder Kommissar Dupin malerische Landschaften und pittoreske Städtchen erkunden. Das Publikum daheim soll so ein bisschen Urlaubsstimmung bequem von zu Hause aus haben, eine Mischung aus Spannung und Entspannung. Lost in Fuseta – Ein Krimi aus Portugal ist der nächste Titel, der diese Art von Kombination anstrebt. Dieses Mal soll das aber alles noch ein Stück größer werden. Nicht nur dass der Krimi am Samstagabend zur Primetime ausgestrahlt wird, anstatt unter der Woche für Zerstreuung sorgen zu sollen. Er wurde zudem als Zweiteiler konzipiert, weshalb es hier gleich drei Stunden lang auf die Jagd nach Verbrechern geht.

Das klingt nach einem recht komplexen Fall. So wahnsinnig viel sollte man in der Hinsicht dann aber doch nicht erwarten. Der erfahrene Drehbuchautor Holger Karsten Schmidt (Ramstein – Das durchstoßene Herz, Das weiße Kaninchen), der hier seinen eigenen gleichnamigen Roman adaptiert, erzählt in Lost in Fuseta – Ein Krimi aus Portugal weder eine vielschichtige noch übermäßig überraschende Geschichte. Anstatt den gesteigerten Umfang zu nutzen, um etwa mehrere Stränge miteinander zu verknüpfen, auf verschiedenen Zeitebenen zu arbeiten oder eine Vielzahl von Figuren ins Spiel zu bringen, aus denen die Zuschauer und Zuschauerinnen die richtige herauspicken müssen, ist das hier eigentlich recht geradlinig. Auch schockierende Wendungen sollte man hier besser nicht erwarten.

Schön bebilderte Langeweile

Stattdessen konzentriert sich Schmidt ganz auf seine Hauptfigur, die nicht ganz zufällig den Nachnamen Lost trägt. Das bezieht sich jedoch weniger auf Culture-Clash-Elemente, die man bei einem Zusammenspiel von deutschen und portugiesischen Ermittelnden erwarten könnte. Die gibt es zwar auch, wenn in Südeuropa alles etwas legerer zugeht als im Behördennirwana Deutschland. Dieses Klischee wird aber noch weiter verstärkt, indem der Export Autismus hat. Noch mehr Kontrast gibt es nicht. Leider beschränkt sich Lost in Fuseta – Ein Krimi aus Portugal aber auch an der Stelle auf altbekannte Klischees. Natürlich wird der Autist alles ganz wörtlich verstehen, was zu einer Reihe von Missverständnissen führt. Das ist witzig gemeint und wird vom Sender als grandiose Situationskomik verkauft. Tatsächlich ist die ARD-Produktion aber ziemlich langweilig und ohne viel Charakter.

Dabei ist das nicht schlecht gespielt. Der aus zahlreichen TV-Titeln bekannte Jan Krauter (3 1/2 Stunden, Goldjungs) holt schon das heraus, was man realistisch bei einer solchen eindimensionalen Figur erwarten kann. Auch der Rest des Ensembles macht das alles ganz ordentlich. Dennoch: Für einen Zweiteiler, der größere Strecken der Ermittlungen der Figuren wegen opfert, ist das Ergebnis schon recht mager und von viel zu vielen faulen Konventionen geprägt. Immerhin, rein visuell überzeugt Lost in Fuseta – Ein Krimi aus Portugal ohne jeden Zweifel. Die Ausflüge an den Strand etwa sind so wunderbar bebildert, dass man den dünnen Inhalt umso schneller vergisst. Kameramann Michael Grabowski ist da eine echte Stütze des Teams. Aber es reicht nicht aus, um hieraus mehr als Durchschnitt zu machen. Sollte aus dem Zweiteiler eine Reihe gemacht werden, so wie es Schmidt bei den Romanen getan hat, dann darf und muss da inhaltlich deutlich mehr geschehen.

Credits

OT: „Lost in Fuseta – Ein Krimi aus Portugal“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Florian Baxmeyer
Drehbuch: Holger Karsten Schmidt
Vorlage: Holger Karsten Schmidt
Musik: Martina Eisenreich
Kamera: Michael Grabowski
Besetzung: Jan Krauter, Eva Meckbach, Daniel Christensen, Filipa Areosa, Adriano Carvalho, Bianca Nawrath, Anton Weil, José Fidalgo

Bilder

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Lost in Fuseta – Ein Krimi aus Portugal
fazit
„Lost in Fuseta – Ein Krimi aus Portugal“ sucht die Kombination aus Urlaubsgefühl und Mördersuche, wenn ein deutscher Polizist ins Ausland geschickt wird. Während die Bilder überzeugen und das Ensemble ordentliche Arbeit leistet, enttäuscht der Zweiteiler inhaltlich. Sowohl die Geschichte wie auch die Figuren geben nicht viel her, beim autistischen Deutschen hat es nur zu Klischees gereicht.
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