Der alternde Auftragskiller Alex (Liam Neeson) soll noch ein letztes Mal ran: Zwei Ziele gilt es auszuschalten. Das erste bereitet keine Probleme, das zweite stellt sich allerdings um die dreizehnjährige Beatriz (Mia Sanchez) heraus. Da Kinder zu ermorden gegen Alex‘ Moralvorstellungen geht, verweigert er die Ausführung. Nun hat er es nicht nur mit seinen ominösen Auftraggebern zu tun, bald schon legt er sich auch mit dem FBI an, da Beatriz Opfer von Menschenhandel war und Agent Vincent Serra (Guy Pearce) in dem Fall ermittelt. Darüber hinaus hat es Alex aber mit einem noch viel mächtigerem Gegner zu tun: seiner fortschreitenden Demenz …
Kennen wir uns nicht?
Wenn Hollywood merkt, dass ein Film Erfolg hat, dann wird er noch einmal gemacht – in Form von Sequels, Prequels, Serien, Spinoffs. Dabei muss das alles inhaltlich nicht mit dem Original zusammenhängen, es reicht schon, die gleiche Grundformel zu verwenden. Wenn die Kreativität nicht ausreicht, bietet sich natürlich immer noch das Remake an. Hierbei schmäht Hollywood zwar keinesfalls die heimische Kost, stürzt sich aber auch gerne auf das üppige Buffet ausländischer Werke. Bei Memory – Sein letzter Auftrag handelt es sich so ein bisschen um einen Mix aus beidem. Gefühlt hat Liam Neeson seit dem 2008 erschienenen Film 96 Hours immer die gleiche Rolle im immer gleichen Film gespielt, nicht anders ist es hier. Zusätzlich basiert Memory aber auf einem belgischen Thriller von 2003, Totgemacht – The Alzheimer Case, welcher wiederum die Adaption eines Romans von Jef Geeraerts war.
Das ist für die meisten Leute bereits alles, was es zu wissen gibt, um sich für oder gegen die Sichtung von Memory – Sein letzter Auftrag zu entscheiden. Der Zuschauer bekommt hier genau das, was er die letzten Jahre immer von Filmen mit Liam Neeson bekommen hat: Generische Story, passable Action, gutes Schauspiel. Wem das gefällt, herzlichen Glückwunsch, nur zu. Wer das gar nicht abkann, findet sicher genügend Alternativen für den nächsten Filmabend. Aber wir wären hier ja nicht bei film-rezensionen.de, wenn wir der Sache nicht genauer auf den Grund gehen würden.
Zu viele Themen gesucht
Das von Dario Scardapane geschriebene Drehbuch scheint zwei verschiedene Geschichten miteinander verbinden zu wollen, von denen jede für sich bereits einen akzeptablen Film ermöglicht hätte, die in Kombination aber eher gegen einander ankämpfen statt ein harmonisches Ganzes zu ergeben. Menschenhandel, korrupte Cops, nicht korrumpierbare Cops, reiche Geschäftsleute, nicht zuletzt Rache und Alzheimer – der Film versucht einfach zu viel Unterschiedliches unter einen Hut zu bringen. Regisseur Martin Campbell, der heute noch davon zehrt, mit GoldenEye und Casino Royale zwei der besseren modernen James-Bond-Filme inszeniert zu haben, liefert nun nach The Foreigner und The Protégé – Made for Revenge nun also schon den dritten Film in Folge ab, der sich nicht so richtig für ein entscheiden kann, was er eigentlich sein will. Die Actionszenen nehmen vielleicht nicht den größten Teil der Laufzeit von immerhin knapp zwei Stunden ein, sind dafür aber kurz, effektiv und nicht selten brutal. Direkt zu Beginn des Film erdrosselt Alex jemanden vor den Augen dessen todkranker Mutter, der Film nimmt keine Gefangenen. Campbell und Kameramann David Tattersall sind nach Campbells letzten zwei Streifen ein eingespieltes Team, und so macht Memory – Sein letzter Auftrag auch optisch was her.
Nicht dass er je im Autopilotenmodus unterwegs gewesen wäre, aber Liam Neeson hängt sich richtig in seine Rolle rein, auch Guy Pearce überzeugt absolut als Darsteller. Der Großteil der Nebendarsteller scheint eher der Quote wegen vor Ort zu sein, die meisten Figuren sind nicht unbedingt mehrdimensional, auch wirkt es bei manchen von ihnen so, als seien sie hinterher im Eilverfahren nachsynchronisiert worden. Der Film wird nicht lange im Gedächtnis bleiben, aber der entsprechenden Zielgruppe wird er als Zeitvertreib genügen.
OT: „Memory“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Martin Campbell
Drehbuch: Dario Scardapane
Vorlage: Jef Geeraerts, Carl Joos, Erik Van Looy
Musik: Photek
Kamera: David Tattersall
Besetzung: Liam Neeson, Guy Pearce, Taj Atwal, Harold Torres, Ray Fearon, Monica Bellucci, Ray Stevenson, Mia Sanchez
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