Eigentlich hatte die junge Witwe Betriek (Sallie Harmsen) darauf gehofft, wieder etwas Ruhe in ihrem Leben zu finden, als sie mit ihrer Tochter zurück zu ihren Eltern Roelof (Fred Goessens) und Elske (Anneke Blok) zog. Schließlich leben die in einer abgelegenen Gegend in den Niederlanden, in der eigentlich nie etwas passiert. Doch es dauert nicht lang, bis sich die Ereignisse überschlagen. So wird ein exzentrischer Einwohner, der in seiner Freizeit mit Vorliebe Löcher grub, eines Tages tot aufgefunden, kurz nachdem er eine alte Frauenleiche entdeckt hatte. Das wiederum hat professionelle Ausgrabungen zur Folge, die von Jonas (Alexandre Willaume) geleitet werden und bei denen diese und weitere Frauenleichen im Mittelpunkt stehen. Was hat es mit denen auf sich? Während die archäologische Expedition voller Begeisterung ist, hält sich diese bei der Bevölkerung in Grenzen – umso mehr, als in Folge einige unheimliche Dinge geschehen …
Dunkle Erinnerung an einen Mythos
Mit dem Begriff Moloch verbinden wir heutzutage meistens irgendwelche gewaltigen Metropolen, in denen der einzelne Mensch verlorengeht. Insofern dürfte es einige geben, die beim Anschauen des gleichnamigen Films erst einmal verwirrt sind, wenn uns dieser mitten ins Nirgendwo mitnimmt. Hier gibt es keine Häuserschluchten und städtische Labyrinthe. Hier gibt es nur das Moor und die wenigen Leute, die es gelernt haben, in dieser düster-naturbelassenen Gegend zu leben. Erst mit der Zeit wird klar, dass sich der Titel auf die ursprüngliche Bedeutung bezieht, bei denen es um religiöse Menschenopfer ging, aus der sich später eine Gottheit und eben der übertragene Sinn ableitete.
Moloch ist dann auch ein Vertreter des Folk Horrors, der in den letzten Jahren durch Titel wie Midsommar wieder an Popularität gewonnen hat. Im Gegensatz zum bekannten Kollegen, der den Schrecken inmitten des hellen Sommerlichtes abhielt und damit für einen reizvollen Kontrast sorgte, zieht Regisseur und Drehbuchautor Nico van den Brink die klassische Dunkelheit vor. In der abgelegenen Gegend scheint nie wirklich die Sonne aufzugehen. Ein Großteil der Geschichte spielt abends bis nachts oder in den alten Gebäuden, in denen sich zuvor Finsteres abgespielt hat. Einen kleinen Einblick darauf liefert der Prolog, der vor einem drei Jahrzehnte zurückliegenden Vorfall erzählt und damit den düsteren Ton des folgenden Films vorgibt.
Düstere Atmosphäre statt Schockmomenten
Sonderlich subtil ist van den Brink bei der Erzeugung dieser düsteren Atmosphäre nicht. Er verlässt sich dabei beispielsweise auf eine überwiegend braun-graue Farbgebung. Er verlässt sich auf Nebelschwaden, welche die Gegend verhüllt. Und natürlich trägt auch die Natur, eine Mischung aus Moor und Wald, dazu bei, dass hier von Anfang an eine bedrohliche Stimmung herrscht. Auf viel Action sollte man hingegen bei Moloch nicht hoffen. Die Geschichte um eine Familie und eine zurückgezogen lebende Dorfgemeinschaft ist keine, die von der Handlung lebt. Das bedeutet nicht, dass man hierauf verzichten müsste. So gibt es an mehreren Stellen durchaus konkrete Gefahrenmomente, in denen das Leben der Protagonistin und ihres Umfelds auf dem Spiel steht. Gleich zu Beginn stirbt zudem der lokale Exzentriker, der eine Vorliebe fürs Buddeln hat. Aber das sind dann doch eher die Ausnahmen.
Wie viel Spaß man an Moloch hat, hängt daher maßgeblich davon ab, welche Anforderungen man an Horrorfilme mitbringt. Schockelemente sollte man bei der niederländischen Produktion, die beim Fantasia Film Festival 2022 lief, nicht unbedingt erwarten. Die Interpretation und Inszenierung eines archaischen Glaubens, der in der Gegend fortgeführt wird, machen den Film aber durchaus sehenswert. Die Zuschauer und Zuschauerinnen tauchen hier in eine Welt ein, die bekannt und doch fremd ist. Eine Welt, bei der Schutz durch Gemeinschaft und Familie eng verbunden sind mit Schmerz und Gewalt. Am Ende bleiben dabei einige Fragen offen, so wie sich der Film insgesamt betont mysteriös und geheimnisvoll gibt. Aber das muss ja nicht verkehrt sein. Van den Brink, der nach einer Reihe von Kurzfilmen hiermit sein Spielfilmdebüt vorliegt, macht mit seinem spartanisch-ruhigen Grusler neugierig auf weitere Werke.
OT: „Moloch“
Land: Niederlande
Jahr: 2022
Regie: Nico van den Brink
Drehbuch: Daan Bakker, Nico van den Brink
Musik: Ella van der Woude
Kamera: Emo Weemhoff
Besetzung: Sallie Harmsen, Alexandre Willaume, Jack Wouterse, Markoesa Hamer, Fred Goessens, Anneke Blok
Fantasia Film Festival 2022
Fantasy Filmfest 2022
SLASH 2022
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