Eigentlich wähnte sich der gesuchte Gangster Jesse James in Sicherheit. Doch dann wird er hinterrücks erschossen, und das auch noch von seinem ehemaligen Bandenmitglied Bob Ford (John Carradine). Als dieser zusammen mit seinem Bruder Charlie (Charles Tannen) vor Gericht gestellt wird, endet dies trotz eines Schuldspruches in einer Begnadigung – auf Druck der Eisenbahngesellschaft. Als Jesses Bruder Frank (Henry Fonda) von dem Vorfall erfährt, macht er sich gemeinsam mit seinem Ziehsohn Clem (Jackie Cooper) auf den Weg, um selbst für Gerechtigkeit zu sorgen. Zu diesem Zweck spannt er auch die Reporterin Eleanor Stone (Gene Tierney), ohne ihr zu sagen, wer er wirklich ist und welches Ziel er verfolgt …
Der Gangster ist tot, lang lebe der Gangster
Fritz Lang war ohne Zweifel einer der ganz großen Regisseure des deutschsprachigen Kinos, schuf mit Metropolis (1927) und M – Die Stadt sucht einen Mörder (1931) zwei Meilensteine der Filmgeschichte, bevor er in die USA emigrierte und dort ebenfalls eine erfolgreiche Karriere hatte. Eher in Vergessenheit geraten ist dabei Rache für Jesse James aus dem Jahr 1940, der erste Farbfilm des gebürtigen Österreichers. Und auch sein erster Western. Dabei handelt es sich um die Fortsetzung des ein Jahr zuvor veröffentlichten Jesse James, Mann ohne Gesetz, der die Lebensgeschichte eines der bekanntesten Revolverhelden überhaupt erzählte. Tatsächlich tauchen eine Reihe von Figuren auf, die wieder von denselben Schauspielern verkörpert wurden. Nur die Titelfigur nicht: Der Film beginnt mit dessen Ermordung.
Dass ein zweiter Teil mit dem Austausch des Protagonisten beginnt, ist sicher ungewöhnlich. Aber auch die Geschichte an sich überrascht ein wenig. Grundsätzlich ähnelt Rache für Jesse James dabei natürlich schon den unzähligen Rachethrillern, die heute am Fließband produziert werden und vor allem den B-Movie-Bereich fest im Griff haben. So wie dort geht es hier um einen Menschen, der eine Ungerechtigkeit aus dem Weg räumen und ein Verbrechen sühnen will. Während heute aber überwiegend irgendwelche Ex-Soldaten, Ex-Polizisten oder Ex-Agenten das Gesetz in die Hand nehmen, ist es hier ein Verbrecher. Die Sache mit der Gerechtigkeit ist daher ein bisschen schwieriger zu verkaufen als sonst. Versucht wurde es trotzdem: Frank James soll der Held sein, der die wahren Schurken jagt, was sich auch daran zeigt, dass er – kleiner Spoiler – keinen seiner Gegner selbst tötet. Das geschieht immer anderweitig.
Wer schießt zuerst?
So ganz funktioniert das nicht. Unterhaltsam ist Rache für Jesse James dennoch. Der Versuch des inzwischen zurückgezogen lebenden Gangsters, die beiden Brüder zu finden und zu töten, führt zu einer Art Katz-und-Maus-Spiel. Schließlich will auch die Gegenseite ihn erwischen, bevor es zu spät ist, was zu einer besonders fiesen Entwicklung im weiteren Verlauf des Films führt. Welche der beiden Seiten dabei erfolgreich sein wird, ist lange nicht klar. Schließlich ist die Geschichte frei erfunden. Die Ermordung von Jesse beruht auf Tatsachen, der Rest ist Hollywood-Kino. Da kann am Ende praktisch alles rauskommen. Das sorgt für die entsprechende Spannung beim Publikum, das bis zum Schluss mitfiebern darf, ob es der Held, der keiner ist, schaffen wird und dabei auch noch seine ebenfalls erfundene Traumfrau bekommt.
Ein weiterer Grund, der mehr als 80 Jahre später noch dazu einlädt, sich den Film anzuschauen, ist die Optik. So haben Lang und sein Kameramann George Barnes (Rebecca) eine Reihe reizvoller Aufnahmen zusammengetragen, welche die damaligen Möglichkeiten des Farbfilms gut auszunutzen wissen. Auch wenn Rache für Jesse James sicherlich nicht das epische Gefühl vermittelt, wie es bei manch anderen Western damals der Fall gewesen ist, so darf das Publikum doch zumindest daran teilhaben, weshalb vom Wilden Westen die Rede war und praktisch jeder tun konnte, was er wollte. Gesetze gab es, interessierte aber nicht so sehr. Umso tragischer sind die Figuren, die inmitten dieses Dauerkampfes versuchen, das Richtige zu tun und dabei eigentlich nur verlieren können.
OT: „The Return of Frank James“
Land: USA
Jahr: 1940
Regie: Fritz Lang
Drehbuch: Sam Hellman
Musik: David Buttolph
Kamera: George Barnes
Besetzung: Henry Fonda, Gene Tierney, Jackie Cooper, John Carradine, Charles Tannen, Ernest Whitman
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