Stavisky
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Stavisky
„Stavisky“ // Deutschland-Start: 18. August 2016 (DVD)

Inhalt / Kritik

Serge Alexandre Stavisky (Jean-Paul Belmondo) ist ein Mann von Welt. Und er ist ein Mann des Geldes, hat er es doch mit seinen Geschäften zu einem beträchtlichen Vermögen gebracht, den er auch zu zeigen gewillt ist. Zumindest nach außen hin. Tatsächlich ist die finanzielle Lage des Lebemanns äußerst bescheiden, was er durch sein Lügenkonstrukt bislang aber weitestgehend verschleiern konnte. Zudem hat er eine ganze Reihe juristischer Sorgen, hat er seine Besitztümer doch mit einer Reihe von Betrügereien angehäuft. Das ist anderen nicht verborgen geblieben: Inspektor Bonny (Claude Rich) vom Referat für Wirtschaftskriminalität ist ihm bereits auf den Fersen und fest entschlossen, den Hochstapler zu überführen …

Auf den Spuren eines faszinierenden Hochstaplers

In seiner langen Karriere hat die französische Schauspiellegende Jean-Paul Belmondo die unterschiedlichsten Figuren verkörpert. Viele Male war er beispielsweise als Polizist in Thrillern zu sehen. In Stavisky wechselte er jedoch die Seiten und mimte jemanden, der es mit den Gesetzen nicht so genau nimmt. Erlaubt war bei der Titelfigur alles, was ihm Reichtum, Ansehen und Macht brachte. Damit narrte er in den 1930ern zahlreiche Menschen. Er wurde zu einem Phänomen, das viele faszinierte, auch viele Jahre später noch. So ist der 1974 veröffentlichte Film der Versuch, sich diesem Phänomen und eben dieser Faszination anzunähern. Wer war der Mann? Wie schaffte er es, so lange andere Menschen zu täuschen?

Eine wirkliche Antwort hat der berühmte französische Regisseur Alain Resnais (Letztes Jahr in Marienbad) dabei nicht zu bieten. Dafür hätte der Rahmen aber auch nicht gereicht: Stavisky schildert die letzten Monate aus dem Leben des Betrügers, dessen Kartenhaus zu dem Zeitpunkt bereits am Zusammenbrechen war. Wo andere biografische Dramen Aufstieg und Fall thematisieren, da ist die französisch-italienische Coproduktion an Letzterem interessiert. Dabei ist es nicht nur das Ende des Protagonisten selbst, welches der Film anspricht. Der Absteiger steht symbolisch für das Ende einer Ära: Die Gier der Menschen, welche seinen Aufstieg überhaupt erst möglich gemacht hatte, endete in einem Desaster. Auch wenn der Betrüger unzählige Leute beeinflusste, so ist er doch nur ein Symptom.

Zeitlos-melancholisches Zeitporträt

Ein Symptom, das heute noch genauso aktuell ist wie seinerzeit. Tatsächlich provoziert die Art und Weise, wie die Menschen auf einen Charismatiker hereingefallen ist, der ihnen sonst was erzählen konnte, geradezu Vergleiche mit heute. Die Sehnsucht nach Anerkennung, wie sie Stavisky hat, ist dabei ebenso zeitlos wie das unreflektierte Hinterherlaufen. Parallelen zu zeitgenössischen Politikgestalten liegen ebenso nahe wie die grotesken Auswüchse, die man in Wirtschaft oder dem Finanzsektor gesehen hat. Die Show muss weitergehen. Bis dann irgendwann nichts mehr geht. Solche Stoffe bieten sich für Satiren an. Resnais betont hingegen in erster Linie die Tragik, wenn sowohl Stavisky als auch ihm hörige Figuren wie der treu ergebene Freund Baron Jean Raoul (Charles Boyer) in den Abgrund laufen und nicht anders können. Belmondo schafft das Kunststück, einen Mann, der eigentlich Abscheuliches getan hat, zu jemandem zu machen, den man bemitleidet.

Während diese zeitlosen Aspekte den Film bis heute sehenswert machen, ist er natürlich in erster Linie ein Historiendrama, der eine feste Epoche vor Augen hat. Die ist dann auch sehr schön bebildert und von einer vornehmen Eleganz, wenn wir uns in den obersten Kreisen der damaligen Gesellschaft bewegen. Das wiederum sorgte seinerzeit für manche Verstimmung, da Resnais vorgeworfen wurde, er habe seinen analytischen Blick zugunsten einer Schwärmerei aufgegeben. Tatsächlich ist Stavisky kein Film, nach dessen Ende man nennenswert schlauer geworden ist oder viel gelernt hat. Viele Fragen bleiben offen, zum Kontext wie auch der Figur an sich. Aber es lohnt sich doch, bei dieser gleichermaßen faszinierten wie melancholischen Fragestellung dabei zu sein.

Credits

OT: „Stavisky“
Land: Frankreich, Italien
Jahr: 1974
Regie: Alain Resnais
Drehbuch: Jorge Semprún
Musik: Stephen Sondheim
Kamera: Sacha Vierny
Besetzung: Jean-Paul Belmondo, Charles Boyer, Anny Duperey, Michael Lonsdale, François Périer, Claude Rich, Roberto Bisacco

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Stavisky
fazit
„Stavisky“ erzählt aus den letzten Monaten des gleichnamigen Hochstaplers, der in den 1930ern Frankreich zum Narren hielt. Der Film betont die Faszination des Mannes, gibt dabei aber relativ wenig Antworten oder Hintergründe. Dennoch ist der Film sehenswert, sowohl für die Ausstattung wie auch das Ensemble, wenn der Abstieg des Protagonisten das Ende einer Ära markierte.
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