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Tatort: Das Verhör

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„Tatort: Das Verhör“ // Deutschland-Start: 4. September 2022 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Der Mord ist ebenso grausam wie rätselhaft: Jemand hat die Investmentbankerin Ann-Kathrin Werfel bei lebendigem Leib verbrannt. Doch wer könnte es auf sie abgesehen haben? Der Verdacht fällt schnell auf ihren Ex-Ehemann Patrick Werfel (Jonathan Müller), dem sie häusliche Gewalt vorgeworfen hat. Doch der hat ein wasserdichtes Alibi. Bei ihren Ermittlungen führt die Kommissarinnen Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und Johanna Stern (Lisa Bitter) eine Spur zu dem Hauptmann Kessler (Götz Otto). Odenthal ist schnell davon überzeugt, dass er hinter der Sache steckt. Das Motiv ist jedoch ein Rätsel, da er die Tote überhaupt nicht kannte. Außerdem fehlen die Beweise, weshalb Oberstaatsanwalt Marquardt (Max Tidof) Druck macht, alles wieder abzublasen. Doch so schnell lässt die Polizistin nicht locker …

Eine überforderte Veteranin

Der Sommer nähert sich dem Ende zu. Das bedeutet nicht nur, dass die Abende kühler werden und die Kleidung länger. Auch der Tatort meldet sich dann aus seiner mehrwöchigen Pause zurück. Statt der Wiederholungen stehen dann am Sonntagabend wieder neue Fälle an. Dafür wird bei Das Verhör die dienstälteste Ermittlerin aus dem Urlaub zurückgeholt. Zum 76. Mal darf die Ludwigshafener Kommissarin Oldenthal ermitteln. Da sollte man eigentlich Routine erwarten und eine Polizistin, die weiß, wie ein solcher Fall zu lösen ist. Das Publikum darf aber bald mitansehen, wie sie im Gegenteil völlig überfordert ist und keinen Schimmer hat, was sie in dieser Situation tun kann. Regelmäßig verzweifelt sie an ihrem Gegenüber.

Zugegeben: Kessler ist derart abscheulich, dass man diese Reaktion nachvollziehen kann. Er ist noch ein Mann alter Schule, der die Vorstellung, einer Frau untergeordnet zu sein, bereits als Majestätsbeleidigung auffasst. Mit seiner offen zur Schau gestellten Frauenfeindlichkeit ist er der Held aller Gendergegner oder geschlechtlicher Gleichberechtigung. Dass er der Mörder ist, daran lässt Tatort: Das Verhör auch keinen Zweifel. Der 1207. Teil der ARD-Krimireihe versucht nicht einmal, eine Alternative aufzubauen. Wer Sonntag abends einschaltet, um zu rätseln, wer einen Mord begangen hat, der klassische Whodunnit also, hat dadurch recht wenig zu tun. Allenfalls das „wie“ gibt kleinere Rätsel auf, wenn einiges nicht wirklich Sinn ergibt.

Beengter Unsinn

Das wird bis zum Ende auch so bleiben. Selbst wer die Ausgangssituation und die damit verbundene Figurenzeichnung akzeptiert, darf sich an mehreren Stellen fragen: Ist das euer Ernst? Drehbuchautor Stefan Dähnert lässt die Charaktere willkürlich handeln, je nachdem, wie er es gerade für die Geschichte brauchte. Vor allem zum Ende hin wird es schon recht lächerlich, wenn alles auf einmal eskaliert. Da muss man bei Tatort: Das Verhör sehr großzügig sein. Hinzu kommt, dass da einiges auch noch dreist zusammengeklaut wurde. Da werden die Vorbilder – Hitchcock lässt grüßen – schon sehr deutlich, ohne dass deren Qualität erreicht wird.

Dabei hat der Film durchaus auch etwas zu bieten. Der über weite Strecken kammerspielartige Krimi – ein Großteil der Geschichte spielt im Verhörzimmer – nutzt sein begrenztes Setting effektiv, um eine Duellsituation zwischen der Polizistin und dem Verdächtigen aufzubauen. Auch die Darstellung von Götz Otto als vornehmen Frauenhasser wertet den Film auf. Dennoch, mehr als Durchschnitt ist das hier nicht, dafür sind die inhaltlichen Schwächen zu groß. Schon frühere Teile aus Ludwigshafen haben gesellschaftlich relevante Themen aufgegriffen und dann in der Umsetzung geschlampt. Fans der Reihe, die alle Filme sehen müssen und wollen, können bei Tatort: Das Verhör zwar einschalten. Wer jedoch nur gelegentlich vorbeischaut, sollte lieber den Sommerausklang genießen und den Abend anderweitig verbringen.

Credits

OT: „Tatort: Das Verhör“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Esther Wenger
Drehbuch: Stefan Dähnert
Musik: Jens Langbein, Robert Schulte-Hemming
Kamera: Cornelia Janssen
Besetzung: Ulrike Folkerts, Lisa Bitter, Götz Otto, Katrin Röver, Jonathan Müller, Emre Aksizoglu, Max Tidof, Annalena Schmidt

Bilder

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Tatort: Das Verhör
Fazit
„Tatort: Das Verhör“ geht in eine etwas andere Richtung als die meisten Teile, wenn hier praktisch zu Beginn feststeht, wer der Mörder ist. Es zu wissen, heißt aber nicht, es beweisen zu können. Die Psycho-Duell-Situation ist dabei grundsätzlich gelungen, zumal Götz Otto einen prima Frauenhasser abgibt. Inhaltlich ist der Krimi jedoch recht schwach, zum Ende wird es sogar lächerlich.
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