
Als Felix Murot (Ulrich Tukur) in einem Hotel einen Vortrag hält, lernt er kurze Zeit später an der Bar eine junge Frau (Anna Unterberger) kennen. Sie verstehen sich gut, können sich über alles Mögliche unterhalten, beschließen auch gemeinsam zu Abend zu essen. Dabei ahnt Murot nicht, dass die Unbekannte ein doppeltes Spiel spielt. So schüttet sie ihm in einem unachtsamen Moment K.O.-Tropfen in den Wein. Diese verfehlen ihre Wirkung nicht, kurze Zeit später landet er benommen in einem Hotelzimmer. Als er wieder zu sich kommt, fehlen nicht nur seine Brieftasche mit sämtlichen Papieren. Er erhält zudem von seiner Kollegin Magda Wächter (Barbara Philipp) einen Anruf, dass ein Mord geschehen ist – ausgerechnet in dem Hotel, in dem er sich selbst gerade aufhält …
Klassisch skurril
Natürlich darf ein Tatort auch etwas humorvoller sein. Die Beispiele aus Münster oder Weimar haben das immer wieder bewiesen. Und doch sind die Auftritte des Wiesbadener Kommissars Murot noch einmal ein ganz anderes Level. Kultstatus hat die Zeitschleifenfolge-Folge Murot und das Murmeltier. Ebenfalls ziemlich abwegig war Die Ferien des Monsieur Murot, in dem er in die Rolle seines eigenen Doppelgängers schlüpfte. Ganz so irre wird es bei seinem elften Film Murot und das Gesetz des Karma zwar nicht. Da ist nichts dabei, was einen vergleichbar zu so mancher Gehirnakrobatik in der Karriere des Polizisten am eigenen Verstand verzweifeln lässt. Reichlich schräg geht es trotzdem zu.
Dabei ist der Anfang noch vergleichsweise klassisch. Wenn die junge Dame einen vermeintlich harmlosen, älteren Herren ausnimmt, dann ist das nichts, was man nicht schon gesehen hätte. Und auch dass der Protagonist zur falschen Zeit am falschen Ort ist, kommt in Thrillern immer mal wieder vor. Dass Tatort: Murot und das Gesetz des Karma dann aber doch in eine andere Richtung geht, kündigt sich schon durch den Titel an. So ist ein wiederkehrendes Motiv das des Karmas, wenn jeder Mensch durch seine vergangenen Taten mitbestimmt wird. Dabei kann es sich um vergangene Leben handeln, oder eben das aktuelle. Bei Murot geht es um das aktuelle, auch das wird schnell verraten, wenn er von einem vergangenen Ereignis eingeholt wird, ganz unerwartet.
Gefühle in anderen Sphären
Tatort: Murot und das Gesetz des Karma ist deshalb auch gefühlvoller, als man es von dem Kopfmenschen gewohnt ist. Da liegt eine Melancholie über den Ereignissen, zumindest im weiteren Verlauf, wenn Murot erst einmal weiß, worum es eigentlich geht. Das bedeutet aber nicht, dass man deswegen auf die skurrilen Elemente verzichten muss, die man mit seinen Krimis in Verbindung bringt. Regisseur und Co-Autor Matthias X. Oberg (Zazy) hat da schon einiges eingebaut, gerade im Hinblick auf die Figuren. Ob es nun der ganzheitlich arbeitende Arzt ist, ein Bauchredner mit einem Geheimnis oder die Gangster, die gleichzeitig mörderisch und ergriffen sein können, das hätte durchaus auch alles in eine tatsächliche Komödie gepasst.
Als tatsächlicher Krimi ist der inzwischen 1210. Fall der ARD-Filmreihe hingegen weniger interessant, auch weil vieles sofort verraten wird. Richtig viel zu grübeln bekommt das Publikum auf diese Weise nicht. Die Spannung ist bei Tatort: Murot und das Gesetz des Karma insgesamt auf einem eher geringen Niveau. Aber auch das ist bei dem Wiesbadener nichts Neues, man geht hier traditionell bewusst in eine weniger traditionelle Richtung, mit mal mehr, mal weniger fesselndem Ergebnis. Wer die früheren Fälle mit ihm mochte, für den ist die nachdenklich-nostalgische Groteske wieder ein Anlass, in anderen Sphären zu schweben – was bei einer Produktion des öffentlich-rechtlichen Fernsehens nun wirklich nicht selbstverständlich ist.
(Anzeige)