Tatort Risiken mit Nebenwirkungen Das Erste ARD Mediathek TV Fernsehen
© SRF/Sava Hlavacek

Tatort: Risiken mit Nebenwirkungen

Tatort Risiken mit Nebenwirkungen Das Erste ARD Mediathek TV Fernsehen
„Tatort: Risiken mit Nebenwirkungen“ // Deutschland-Start: 11. September 2022 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Als die Spitzenanwältin Corinne Perrault tot im Züricher See gefunden wird, steht schnell fest, dass es sich um Mord handelt. Die Ermittlungen führen Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher) und Tessa Ott (Carol Schuler) zur Kanzlei, wo die Tote zuvor gearbeitet hatte. Sowohl ihre Chefin Martina Widmer (Therese Affolter) wie auch ihr Kollege Matteo Riva (Benjamin Grüter), mit dem sie mehr als nur die Arbeit verband, zeigen sich erschüttert. Wer könnte sie nur umgebracht haben? Und aus welchem Grund? Die beiden Ermittlerinnen sind bald überzeugt, dass dies mit ihrem Mandat für das Pharmaunternehmen Argon zu tun haben könnte. Dort will Dr. Regula Arnold (Laura de Weck) ein neues Medikament herausbringen, welches ihnen sehr viel Geld einbringen soll. Da können sie die Klage von Dorit Canetti (Annina Butterworth) und ihrer Tochter Klara (Anouk Petri) nicht gebrauchen, die von massiven Nebenwirkungen berichten …

Kritik an Pharmaunternehmen

Bei der Schweizer Ausgabe vom Tatort mag man es gern ein wenig gesellschaftlich relevanter. Einfach „nur“ nach Mördern und Mörderinnen suchen, das reicht dort nicht. Da muss schon ein bisschen mehr dran sein, wenn es nach der entsprechenden Redaktion geht. In Schoggiläbe wurde die Kluft zwischen Reich und Arm thematisiert, bei Schattenkinder wurden Fragen künstlerischer wie moralischer Art eingebaut. Das weckt gewisse Erwartungen, die der nunmehr vierte Auftritt von Grandjean und Ott auch brav erfüllt. Bei Risiken mit Nebenwirkungen steht ein Pharmaunternehmen am Pranger, bei dem ganz besonders skrupellos Geld gescheffelt wird. Alles ist erlaubt, solange am Ende ein fetter Gewinn für die Investoren herausspringt.

Als Ziel für filmische Kritik ist das natürlich immer dankbar. Es funktioniert auch als Crowdpleaser sehr gut, da Pharmaunternehmen – so viel Konsens gibt es selbst in geteilten Gesellschaften – raffgierig und menschenverachtend sind und das Leben von Menschen lediglich als Mittel zur eigenen Bereicherung sehen. So weit zumindest das Klischee. Ob dieses wahr ist oder nicht, wird in Tatort: Risiken mit Nebenwirkungen erst gar nicht in Frage gestellt. Wer in diesem Bereich arbeitet, muss von Natur aus ein unmoralischer Mensch sein. Ambivalenz? Schattierungen? Daran hatte man hier kein Interesse. Stattdessen wird beim 1208. Film der ARD-Krimireihe das Feindbild auf recht plumpe Weise bestätigt, wofür man sich im Anschluss dann noch auf die Schulter klopfte. So als wollte man sich selbst gratulieren, aus einem Meter Entfernung ein leeres Tor getroffen zu haben.

Zwischen Langeweile und Aggression

Nun können auch plumpe Krimis Spaß machen. Sie sollten dafür aber spannend sein. Leider scheitert die schweizerisch-deutsche Corproduktion aber auch an dieser Minimalanforderung. Zwar hat das Drehbuchduo Nina Vukovic und Stefanie Veith schon einige verdächtige Personen eingeführt. Das ist die Kehrseite einer solchen Generalanklage an ein Berufsfeld: Wo nur unmoralische Leute rumlaufen, können praktisch alle der Täter oder die Täterin sein. Zuzutrauen wäre es ihnen. Wenn diese aber so stereotyp beschrieben sind wie in Tatort: Risiken mit Nebenwirkungen, verliert man irgendwann das Interesse, wer es denn nun genau gewesen ist. Zumal auch beim Ablauf die Überraschungen oder Widerhaken ausbleiben.

Allenfalls die nicht minder unerträglichen Ermittlerinnen reißen einen aus dem anderthalb Stunden dauernden Dämmerzustand. Die dürfen wieder schön zwischen passiv-aggressiv und rein aggressiv wechseln und einem damit ähnlich stark auf die Nerven gehen wie die Pharma-Leute. Natürlich ist das Thema, wie sich der Wert des Menschen bestimmt, interessant und wichtig. Derart mäßig umgesetzt hat aber niemand etwas davon. Wie schon die vorangegangenen Teile aus Zürich ist Tatort: Risiken mit Nebenwirkungen am unteren Ende der Skala angesiedelt. Wer Lust auf ein paar Wutanfälle hat, kann es natürlich probieren. Ansonsten darf man angesichts der zahlreichen Konkurrenz im Krimi-Bereich diesen hier getrost ignorieren.

Credits

OT: „Tatort: Risiken mit Nebenwirkungen“
Land: Schweiz, Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Christine Repond
Drehbuch: Nina Vukovic, Stefanie Veith
Musik: Marcel Vaid
Kamera: Simon Guy Fässler
Besetzung: Anna Pieri Zuercher, Carol Schuler, Rachel Braunschweig, Aaron Arens, Therese Affolter, Benjamin Grüter, Anouk Petri, Annina Butterworth, Laura de Weck

Bilder

Noch mehr Tatort

Wer noch weitere Tatort-Teile sehen möchte oder sich für die Geschichte der beliebten Krimireihe interessiert: In unserem Themenspecial erzählen wir euch mehr über den Dauerbrenner von den holprigen Anfängen bis heute, inklusive einer Liste zu sämtlichen bis heute ausgestrahlten Filmen! Dazu findet ihr unten noch eine Liste mit all unseren Tatort-Rezensionen.

T

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Tatort: Risiken mit Nebenwirkungen
Fazit
„Tatort: Risiken mit Nebenwirkungen“ ist ein recht plumper Krimi, der sich das immer wieder dankbare Feindbild des Pharmaunternehmens herausgesucht hat. Der Film ist vollgestopft mit Klischees und anstrengenden Figuren. Die wichtigen Themen wurden für einen mäßigen Krimi verschenkt.
Leserwertung21 Bewertungen
3.3
4
von 10