Früher einmal, da wirbelte Eva (Eugénie Derouand) auf Bühnen herum, Tanzen war ihre große Leidenschaft. Doch seit einem Autounfall sitzt sie in einem Rollstuhl und weiß nicht mehr so recht, was sie mit ihrem Leben anfangen soll. Ihre Freundin Sophie (Honorine Magnier) hält ihr aber noch immer die Treue, besucht sie regelmäßig und verbringt Zeit mit ihr. Sie hat ihr sogar einen antiken Adventskalender aus Deutschland mitgebracht. Anfangs ist sie von dem seltsamen Objekt angetan, trotz der unheimlichen Regeln, die sie angeblich alle befolgen muss, wenn sie nicht sterben will. Doch was sie zunächst für eine morbide, aber harmlose Kuriosität hält, stellt sich bald als wahrer Alptraum heraus – mit mal erfreulichen, mal tödlichen Folgen …
Wenig festlicher Weihnachtshorror
Ja, ist denn schon Weihnachten? Jedes Jahr kommen bekanntlich Dutzende von Filmen und Serien heraus, die vom profitablen Fest der Feste profitieren wollen. Meistens handelt es sich dabei um Liebeskomödien und Familienfilme. Dann und wann findet sich auch ein Drama darunter. Vertreter des Horror-Genres sind hingegen eine absolute Rarität. Mit The Advent Calendar schafft es nun mal wieder einer dieser Filme zu uns. Wobei man beim weihnachtlichen Aspekt nicht zu viel erwarten sollte. Anders als etwa Krampus, das einen direkten Bezug zwischen der Zeit und dem Schrecken etabliert, hatte man hier keine Verwendung für das zeitliche Setting. Tatsächlich merkt man nicht einmal, dass der Film zur Weihnachtszeit spielen soll – sofern er das überhaupt tut.
Aber dass vermeintliche Weihnachtsfilme überhaupt keinen Bezug zu Weihnachten aufstellen, ist keine Seltenheit. Das kommt sogar recht häufig vor, über alle Genres hinweg. Aber auch in anderer Hinsicht lässt der eher als Schauspieler tätige Regisseur und Drehbuchautor Patrick Ridremont (Rebellinnen – Leg’ dich nicht mit ihnen an!) ein schlüssiges Konzept vermissen. So stellt sich mit der Zeit heraus, dass der Kalender geheime Wünsche erfüllen kann, ohne dass dies je richtig etabliert wird. Da bleibt The Advent Calendar schon sehr schwammig. Gleiches gilt für die mit dem Objekt verbundene Kreatur, die manchmal auftaucht, aber nicht richtig integriert wird. Selbst der Faktor Zeit, der kurz vor Schluss eingeführt wird, kommt aus dem Nichts. Da wurde einfach wahllos irgendwas zusammengeworfen. Die obligatorischen Ermittlungen der Protagonistin sind entsprechend willkürlich.
Viele Türen, wenig Spannung
Nun sind Horrorfilme selten wirklich in sich schlüssig oder gar logisch. Wichtiger ist für das Publikum, ob die Geschichte denn spannend ist. Aber auch in der Hinsicht ist The Advent Calendar recht enttäuschend. Die besten Momente sind noch die, wenn der Kalender rücksichtslos Evas Interessen durchsetzt. Das hätte im Rahmen einer schwarzen Komödie aber besser funktioniert. Vor allem aber hätte es im Rahmen eines Kurzfilms besser funktioniert. 24 Türchen, bis es dann mal zu einem Schluss kommt, sind eindeutig zu viel. Da wurde sehr in die Länge gezogen, was dazu führt, dass es zwischenzeitlich recht öde wird. Es gibt keinen zwingenden Grund, warum man bis zum Schluss mitzittern sollte, zumal die Protagonistin nie wirklich als Figur Konturen erhält. Da fehlt eine Charakterisierung, welche es für die moralischen Fragen und eine spätere Emotionalisierung gebraucht hätte.
Am meisten Spaß macht die französisch-belgische Coproduktion noch durch die wiederkehrenden Bezüge auf Deutschland. Vor allem im Originalton ist das unterhaltsam, wenn in manchen Szenen zwischen Deutsch und Französisch gewechselt wird und der düstere Adventskalender mit dem Image des grimmigen Deutschen spielt. Wirklich spannender wird der Film dadurch aber nicht. The Advent Calendar ist ein eher unbefriedigender Genrevertreter, der zwar schon einige Zutaten mitbringt, die für unterhaltsamen Videoabend geeignet gewesen wären. Es wurde jedoch zu wenig draus gemacht, weshalb der Streifen bis Weihnachten schon wieder vergessen sein dürfte.
OT: „Le Calendrier“
Land: Frankreich, Belgien
Jahr: 2021
Regie: Patrick Ridremont
Drehbuch: Patrick Ridremont
Musik: Thomas Couzinier, Frédéric Kooshmanian
Kamera: Danny Elsen
Besetzung: Eugénie Derouand, Honorine Magnier, Clément Olivieri, Janis Abrikh, Cyril Garnier
Sitges 2021
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